Peyman Viyan, Mitglied der Gemeinschaft Freier Frauen Ostkurdistans (Komelgeha Jinên Azad a Rojhelatê Kurdistan, KJAR), bewertet die diesjährigen Aktivitäten zum internationalen Frauenkampftag am 8. März weltweit als positiv. Gegenüber ANF erklärte die KJAR-Vertreterin:
„Wir begrüßen die Arbeit, die mit großem Kampf und Kreativität überall auf der Welt für den 8. März stattgefunden hat. Die Frauen haben die Botschaft vermittelt, dass wir uns nicht der Macht und der von Männern dominierten Mentalität unterwerfen werden, egal was passiert. Mit den Schritten, die sie in ihrem Kampf unternommen haben, haben sie einmal mehr gezeigt, wie beharrlich sie für die Freiheit eintreten. Wir begrüßen die von den Müttern des Friedens und den Müttern des Laleh-Parks in Ostkurdistan und im Iran organisierten Veranstaltungen. Außerdem wurden anlässlich des 8. März in Kurdistan, Teheran und anderen Städten Frauenkomitees gegründet. Auch das begrüßen wir. Es zeigt, dass Frauen nun ständig in den Prozess der Organisation und Solidarität eingebunden sind. Die Frauen haben erkannt, dass sie dem Erfolg näher kommen, je mehr sie sich organisieren. Wir gehen davon aus, dass diese Komitees systematisch organisiert werden und die Philosophie von Jin-Jiyan-Azadî [Frau-Leben-Freiheit] zu allen Einzelnen in der Gesellschaft bringen werden. Diese Komitees sollen dazu beitragen, Frauen in allen Bereichen zu organisieren."
Frauen verwandeln jeden Ort in ein Kampfgebiet
Mit Blick auf die Erdbebenserie in Nord- und Westkurdistan sagte Peyman Viyan: „Nach der Erdbebenkatastrophe in Bakur und Rojava haben sich die Frauen mit großer Solidarität für die Erdbebenopfer eingesetzt. Die Frauen haben den 8. März zu einem Tag gemacht, an dem sie sich gegenseitig umarmen und ein freies Leben führen. Wir grüßen die Frauen und ihre Aktionen noch einmal. In Rojhilat und im Iran haben die Frauen jeden Ort in ein Kampfgebiet verwandelt. Egal, was es kostet, die Frauen sind immer auf den Straßen. Sie bestehen auf Kampf und Freiheit. Der diesjährige 8. März in Rojhilat und im Iran unterschied sich von allen vorherigen Jahren. Mit der ,Jin Jiyan Azadi'-Revolution haben die Frauen auch die Männer auf die Kampfschauplätze gezogen. Diese Revolution war der größte Schlag für den iranischen Staat.“
Vergiftung von Studentinnen
Das iranische Regime unternehme alles ihm Mögliche, um die Revolution zu unterdrücken, betonte Peyman Viyan: „Eine der Maßnahmen, die der Staat ergreift, ist die Vergiftung von Studentinnen. Die Aufstände haben einmal mehr gezeigt, wie sehr der iranische Staat die Frauen fürchtet. Vor allem junge Frauen werden ins Visier genommen, damit der Staat nicht mit dem konfrontiert wird, was er fürchtet. Diese Revolution, die sich unter der Führung von Frauen und Jugendlichen entwickelt hat, dauert noch immer an. Wo es Frauen und Jugendliche gibt, ist das Potenzial für Freiheit groß. Sie unterwerfen sich nicht der Macht. In den letzten sechs Monaten fanden die größten Aufstände in Schulen und Universitäten statt. In der Schule haben sich vor allem junge Frauen sehr radikal und gewaltsam gegen die Mentalität des iranischen Staates gestellt. Auch an den Universitäten spielten die jungen Frauen eine große Rolle und machten ihren Kampf sehr deutlich.
Die Reaktion der Studierenden hat die Politik durchkreuzt, die der iranische Staat seit Jahren in Schulen und Universitäten verfolgt. Mit der Vergiftung von Studentinnen will er sich für die ,Jin Jiyan Azadi'-Revolution rächen. Der diktatorische Staat muss für diese Taten zur Rechenschaft gezogen werden. Er verübt solche Anschläge, um jungen Menschen und ihren Familien Angst zu machen. Seit 44 Jahren versucht der Staat mit dieser Politik des Tötens, Folterns und Hinrichtens, den Willen des Volkes zu brechen. Frauen, Jugendliche, Lehrkräfte und die Familien der Studierenden müssen öffentlich Rechenschaft einfordern. Auch Menschenrechtsorganisationen müssen ernsthaften Druck ausüben. Der iranische Staat sollte wissen, dass er niemanden zum Schweigen bringen kann, indem er tötet und vergiftet."
Jede Frau sollte sich gegen Angriffe zur Wehr setzen
Abschließend betonte die KJAR-Vertreterin Peyman Viyan, dass jede Frau zur Selbstverteidigung gegen Angriffe in der Lage sein sollte: „Jedes Komitee sollte ein Verteidigungskomitee sein. Das gilt sowohl körperlich, geistig als auch emotional. Wir werden unser Frauenverteidigungssystem weiter stärken. Selbstverteidigung ist in allen Lebensbereichen notwendig. In diesem Jahr wollen wir noch mehr wichtige Schritte dafür unternehmen. Wir werden unsere Arbeit mit unserer Kraft und Erfahrung ausweiten, um das System des Frauenkonföderalismus weiter zu verbreiten.
So werden wir als Frauen die Freiheit erreichen. Wir werden das Jahr 2023 zum Jahr des Sieges und der Freiheit in Rojhilatê Kurdistanê und Iran machen. Wir glauben, dass das Newrozfest 2023 von allen Frauen und unserem freiheitsliebenden Volk mit dieser Kraft und Begeisterung begangen werden wird. Ich beglückwünsche die Frauen, deren Herzen für die Freiheit schlagen, und unser ganzes Volk, das sich gegen das unterdrückerische System des iranischen Staates wehrt. Wir werden dieses Jahr definitiv zu einem Jahr des Erfolgs für Frauen machen."