„Journalisten in türkisch besetzten Gebieten sind nicht sicher“

Die für Presse- und Medienfreiheit engagierte NGO „Index on Censorship“ erklärt nach der Verschleppung von zwei Journalisten in Dscharablus, dass es keinerlei Sicherheit für Journalisten in den türkisch besetzten Gebieten in Nordsyrien gibt.

Im März berichtete das Dokumentationszentrum für Verstöße gegen die Pressefreiheit über die Entführung von zwei Journalisten in Cerablus (Dscharabulus) durch protürkische Milizen. Sie stellten fest, dass in der türkischen Einflusszone für Journalisten ein hohes Maß an Unsicherheit besteht und „den Medien, Menschenrechtsorganisationen und der lokalen Presse, abgesehen von den von der Türkei lizenzierten, verschlossen ist“. Dem Bericht zufolge wurde Nordwestsyrien zwischen dem Al-Qaida-Ableger Hayat Tahrir al-Sham und den „Schutzschild-Euphrat“-Milizen aufgeteilt; beide Gruppen drohen Journalist*innen und entführen diese.

Ein Fotojournalist berichtete unter dem Vorbehalt der Anonymität gegenüber Index on Censorship, wie er in Efrîn von der protürkischen Miliz Furqat al-Hamza verschleppt und gefoltert wurde. Diese Miliz organisiere den Drogenhandel und den Schmuggel zwischen der Türkei und Syrien. „Ich wurde direkt vor meiner Wohnung entführt“, erklärt er. „Ich wurde in einen Van gestoßen, mir wurde auf den Kopf geschlagen und ich wachte dann in Handschellen auf.“ Er befand sich fünf Wochen in Haft und erzählt, dass weitere Personen, auch Journalisten, ins Gefängnis gebracht worden seien. „Ich konnte die Schreie der Menschen, die gefoltert wurden, und das Stöhnen der Gefangenen hören.“

Der Journalist wurde festgenommen und gefoltert, weil er für eine ausländische Nachrichtenagentur berichtete. Die Behandlung erinnerte an die Folter durch das syrische Regime, die der Journalist 2012 erleben musste. Er berichtet, seine Familie werde mit dem Tode bedroht. Dennoch lässt sich der Journalist nicht einschüchtern und sagt: „Das Assad-Regime konnte die Journalisten nicht stoppen – das wird auch das neue Regime nicht schaffen.“

Die NGO stellt fest: „Journalisten in diesen Gebieten erleben Beschränkungen und Übergriffe, die bis hin zu Tötungen, Entführungen und Folter reichen.“

Index on Censorship wurde 1972 in London mit dem Ziel, für Pressefreiheit zu kämpfen, gegründet. Die NGO berichtet über die Repression gegen Journalist*innen und gibt eine Zeitung heraus.