Die Geschichte von Hizbulkontra und Hüda Par – Teil II

Im zweiten Teil der Serie zur Geschichte der Hizbulkontra und Hüda Par geht es um die unzähligen Morde der Hizbullah in den 1990er Jahren und den flächendeckenden Terror, den die Organisation in Kurdistan ausgeübt hat.

Blick in Geschichte der Kontraorganisation

Während im ersten Teil der Serie über die Geschichte der Hizbulkontra und ihres politischen Flügels Hüda Par die Gründungsjahre unter der Regie der türkischen Geheimdienste und dem Einfluss des Irans im Mittelpunkt standen, geht es nun um die Rolle der Hizbullah als staatsterroristische Organisation im Nordkurdistan der 1990er Jahre.

Der türkische Staat versuchte, den rapide wachsenden Einfluss der kurdischen Freiheitsbewegung in den 1990er Jahren von Nordkurdistan bis weit in die Türkei hinein durch Terror und Massenmord zu brechen. Die Aufstände in Kurdistan gaben den Menschen Mut und der erfolgreiche Kampf der Guerilla brachte neue gesellschaftliche Dynamiken auf. Der türkische Staat sah sich in seiner Macht erschüttert und setzte neben den Todesschwadronen des JITEM auch die Hizbullah oder Hizbulkontra zunächst in Kurdistan, dann auch in der Türkei als Mittel des Terrors insbesondere gegen die kurdische Freiheitsbewegung ein. Dabei richteten sich die Morde, Hinrichtungen, Folterungen und Verstümmelungen vor allem gegen die wachsende soziale Basis der Freiheitsbewegung. Die Hizbulkontra versuchte mit besonders grausamen Exempeln, die Bevölkerung in Angst und Schrecken zu versetzen.

Die Verbindung zwischen dem Dorfschützersystem und der Hizbulkontra

Der türkische Staat setzte das Dorfschützersystem im Krieg gegen die PKK erstmals 1985 ein. Der türkische Staat benutzte dafür den kurdischen Jîrkî-Stamm in Elkê (tr. Beytüşşebap). Später folgte der Aufbau von sogenannten Dorfschützerstrukturen auch in Êlih (Batman). Der Habizbinî-Stamm, dem auch der Hizbullah-Führer Hüseyin Durmaz Velioğlu angehörte, war einer der ersten Stämme in Êlih, die sich als Dorfschützer rekrutieren ließen. Während der Stamm der Habizbinî in den 1970er Jahren der MHP nahe stand, so befand sich der MHP-Provinzverband in Êlih jahrelang in den Händen der Habizbinîs, entwickelte sich ab den 1980er Jahren eine immer engere Verbindung zur Hizbullah. So stammt auch der über einen Listenplatz der AKP ins Parlament gewählte Hüda-Par-Abgeordnete Serkan Ramanlı, wie auch viele weitere historische Führungspersönlichkeiten der Hizbullah, aus dem Habizbinî-Stamm aus Êlih-Kercews (Gercüş).

Regionale Schwerpunkte der Hizbulkontra

Wenn man sich regionale Verteilung der Verbrechen der Hizbullah ansieht und die Gerichtsurteile in den Hizbulkontra-Verfahren liest, kann man feststellen, dass die Hizbullah von Ende 1991 bis 1995 hauptsächlich in der Ebene im Dreieck Mêrdîn-Amed-Êlih präsent war. Eingegrenzt wird diese Region von Farqîn (Silvan) an einem Ende und am anderen Ende von Amed (Diyarbakir) und Êlih, Nisêbîn (Nusaybin) und Cizîr (Cizre), sowie Hezex (Idil). Dabei handelt es sich um eine Tiefebene, die seit den 1950er Jahren am stärksten von Landflucht betroffen war. Ursachen der Landflucht waren damals vor allem Landraub durch Staat und Großgrundbesitzer.

Damit sind die Städte in der Region ebenfalls rapide gewachsen und es sind Slums entstanden. Der demografische Wandel in der Region ging rasend schnell. Gleichzeitig entwickelte die kurdische Freiheitsbewegung ihre stärkste soziale Basis dort. Tausende Dörfer wurden in der Folgezeit von der türkischen Armee niedergebrannt und unzählige freiheitlich orientierte Kurd:innen mussten in die städtischen Zentren abwandern. Diese mussten nun auch in den Städten zum Schweigen gebracht werden. Mittel der Wahl des Staates war die Hizbulkontra.

Die Merkmale dieser Region sind sehr wichtig, um zu verdeutlichen, warum die Hizbulkontra gerade hier so massiv Gewalt entfalten konnte. Da es sich um eine Ebene handelt, gab es kaum Guerillaaktivitäten, der Aktionsradius der Guerilla war dort sehr gering. Hinzu kommen die städtischen Zentren, in denen sich die Bewohner der fast 5.000 niedergebrannten Dörfer und die Nomaden, die ihre Weiden nicht mehr betreten durften, niedergelassen hatten. In diesem Gebiet befand sich die entschlossenste Basis der kurdischen Freiheitsbewegung, die sich immer wieder in großen Serhildans (Volksaufständen), wie am 28. März 1990 in Nisêbîn, deutlich bemerkbar machte. Die Serhildans fanden hauptsächlich im Dreieck von Cizîr, Nisêbîn, Farqîn und Amed statt. Gleichzeitig schlugen hier die Todesschwadronen am brutalsten zu. Am 5. Juli 1991 wurde der kurdische Politiker Vedat Aydın in Amed festgenommen. Zwei Tage später tauchte seine verstümmelte Leiche in Maden neben einer Landstraße auf. Zur Rechenschaft gezogen wurde niemand, obwohl die Täter bekannt sind. Die Region, in der die Hizbullah entstand, deckt sich mit der Region, in der die legale und politische Organisierung der kurdischen Freiheitsbewegung am weitesten fortgeschritten war. Die Hizbullah richtete ihre Gewaltwelle, die zur Ermordung von Tausenden von Zivilisten führte, gegen die freiheitlich orientierte kurdische Zivilgesellschaft.

Suryoye, Ezid:innen und Armenier:innen im Visier

In dieser Region lebte auch der Großteil der verbliebenen Suryoye, der ezidischen und armenischen Bevölkerung, also derjenigen, die den Genozid von 1915 überlebt hatten und trotz aller Schrecken versucht hatten, ihr Leben in ihrer Heimat fortzusetzen. In ihren Schulungen predigte die Hizbullah den Hass auf diese Bevölkerungsgruppen und Glaubensrichtungen. Als Rechtfertigung dienten dabei angebliche Sympathien dieser Bevölkerungsgruppen für die PKK. Gleichzeitig wurden sie als Nichtmuslime ins Visier genommen. Die erste Person, die von der Hizbullah ermordet wurde, war beispielsweise der Suryoyo Mihail Bayro in Hezex. Die zweite Person war Hüseyin Pamukçu, der Vorsteher eines ezidischen Dorfes in Êlih. Die dritte Person war Yakup Yontan, ein armenischer Zahnarzt in Qoser (Kızıltepe). In den 1990er Jahren wurden fast 60 Suryoye von Hizbulkontra oder dem JITEM ermordet, wobei die Morde bis heute offiziell „unaufgeklärt“ sind.

Die Region bot der Hizbullah aber auch die Möglichkeit, sich zu organisieren und Kämpfer und Kader zu rekrutieren. Das schnelle Wachstum der Städte bot Anonymität und einen großen Handlungsspielraum. Darüber hinaus gab es durch die staatliche Unterstützung nahezu unbegrenzte Möglichkeiten für die Hizbullah. So war es ihr mit Leichtigkeit möglich, systematisch in Serie zu morden. Dabei gerieten alle, die sich selbst als Kurd:innen bezeichneten, ins Visier.

Die Morde der 1990er Jahre

In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre nahm die Gewalt der Hizbullah zu. Das gilt insbesondere für die Durchsetzungsphase des sogenannten Ilim-Flügels gegenüber der auf Amed konzentrierten Menzil-Fraktion ab 1987. Zwar war es noch nicht zu direkten Morden gekommen, aber zu Drohungen, Erpressungen und Misshandlungen gegenüber Mitgliedern kurdischer-islamischer Fraktionen. So wurde zum Beispiel ein Mitarbeiter einer Moschee entführt und bedroht und die Hizbullah ging mit Gewalt gegen die Besitzer einiger Kioske vor. Der Führer der Menzil-Fraktion, Fidan Güngör, wurde entführt und „verschwand“ im September 1994. In dieser Zeit starben mehr als 200 Menschen bei Zusammenstößen zwischen Menzil und Ilim, den beiden konkurrierenden islamistischen Gruppen. Der Hauptgrund für die Ermordung von Güngör war, dass er gesagt hatte: „Unser Hauptziel ist es, einen islamischen Staat zu errichten und dieses tyrannische Regime zu stürzen.“ Das Hauptziel von Menzil war also nicht die PKK, und als Güngör dies offen zum Ausdruck brachte, entführte und ermordete ihn die Hizbullah. Gleichzeitig begann eine Mordkampagne gegen die Mitglieder des Menzil-Flügels. Güngör war unter dem Vorwand von Gesprächen verschleppt worden. Man klebte ihm den Mund zu, versteckte ihn in einem Möbelstück und brachte ihn nach Êlih. Dort wurde er verhört und anschließend ermordet. Am 15. Januar 1996 wurde Mansur Güzelsoy, der religiöse Führer von Menzil, von der Hizbulkontra vergiftet und in einem Krankenhaus ebenfalls getötet.

Seit Anfang der 1990er Jahre bestand die Hauptstrategie des Staates darin, die zivile Organisierung der kurdischen Freiheitsbewegung in den Städten im wahrsten Sinne des Wortes zu liquidieren. In den 1990er Jahren hatte jede Organisation, die mit dem Staat zusammenarbeitete, ihre eigene Marke der Grausamkeit. So hatte er Geheimdienst der Militärpolizei (JITEM) seine Säurebrunnen und ließ die Menschen darin verschwinden. Die Methode der Hizbullah war eine andere: Wenn es sich bei der Person, die sie töten wollte, um einen Zivilisten, ein Mitglied der Miliz oder einen Politiker handelte, von dem sie annahm, dass er der PKK nahe stand, schoß man ihm mit einer Tokarew-Pistole eine einzelne Kugel in den Nacken. Wenn sie einen einfachen Zivilisten töten wollte, dessen religiöse Ansichten sie nicht teilte oder der sich gegen sie aussprach, benutzte sie Hackbeile. Wenn sie eine Frau töten wollten, deren Kleidung nicht der Scharia entsprach, warfen sie ihr Säure ins Gesicht oder prügelten sie mit Nägeln gespickten Keulen zu Tode.

Entführungen gingen den Morden oft voraus

Anstatt Attentate auf die Zielpersonen zu organisieren, entführten die Hizbullah diese in der Regel zuerst. In Dörfern und im Stadtzentrum von Êlih und in anderen Provinzen wurden Erdbunker unter Häusern angelegt. Die entführten Personen wurden dann in diese Bunker gebracht. Dort gab es speziell vorbereitete Abschnitte mit Ankettvorrichtungen, an die die entführten Personen mit Ketten gefesselt wurden. Sie kamen monatelang nicht mehr heraus. Lediglich einmal am Tag bekamen sie Brot. Während des Verhörs wurden ihre Aussagen aufgezeichnet. Diese Tonbänder sollten entsprechend der Hierarchie der Organisation bis ganz nach oben gelangen. Danach wurde entschieden, was mit der Person geschehen sollte.

Morde durch Folter

Verhörte Personen starben oft an den Folgen schwerer Folter. Zu den typischen Methoden der Hizbullah gehörte die Schweinefessel. Diese grausame Methode besteht darin, den Körper unter Spannung, mit nach hinten gekrümmtem Rücken, am Hals, den Händen und den Füßen zusammenzubinden; dies führt zu furchtbaren Schmerzen bis hin zum langsamen Erstickungstod.

Anschließend wurden im Garten oder in einem anderen Teil des Hauses Gräber ausgehoben, und die Leichen wurden dort vergraben. Über die Schweinefessel wird viel geredet. Diese kam allerdings erst ab 1996 auf.

Die Morde „unbekannter Täter“

Die Hizbulkontra begann ihre Praxis der Morde und Entführungen in Êlih mit Menschen, die sie als „PKK-Unterstützer“ bezeichnete. Ab 1992 wurden täglich, vor allem abends, Menschen in der Stadt entführt. Zwischen 1992 und 1995 waren ein wichtiger Teil der in Êlih entführten und verschwundenen Personen Religionsgelehrte. Nach einiger Zeit begann die PKK, auf diese Aktionen zu reagieren: Sie führte Aktionen in Dörfern durch, in denen die „Hizbullah“ organisiert war und wo ihre Mitglieder dicht beieinander wohnten.

In vielen Moscheen der Region wurden diejenigen, die Propaganda für die Hizbullah machten, von den Gemeinden und Imamen vertrieben. Daher begann die Hizbullah die Imame anzugreifen. Die ersten Angriffe fanden 1991 in Êlih und Fargqîn statt. Resul Ibak, Imam der Nur-Moschee in Êlih, Abdurrahman Akyüz, Imam der Amediye-Moschee, und Talat Turhan, Imam der Rahmet-Moschee, wurden mit Hackbeilen und Schlagstöcken angegriffen und schwer verwundet. Trotz der Angriffe verhinderten die Imame in Amed und Êlih weiterhin die Infiltration der Moscheen durch die Hizbullah. Die Hizbullah beschloss daraufhin, diese Imame zu ermorden. In Êlih, Farîn und Amed wurden zwischen 1992 und 1995 mehr als 20 Imame und Geistliche von der Hizbulkontra innerhalb oder außerhalb von Moscheen ermordet. In Amed wurde der Imam Sıddık Turhallı am 28. August 1992 erschossen und am 21. Dezember 1992 wurde der in seiner Gemeinde hochgeachtete Mele Ubeydullah Dalar beim Verlassen der Moschee im Stadtteil Şehitlik mit Stöcken zu Tode geprügelt. Nach den Imamen und Geistlichen der Moschee waren nun patriotisch eingestellte Menschen das Ziel. Hunderte von Ladenbetreiber:innen, Beamt:innen, Studierenden, Journalist:innen, Gewerkschafter:innen, Politiker:innen und Menschenrechtler:innen wurden als angebliche „PKK-Sympathisanten“ ermordet.

Nachdem diese Hizbullah an Stärke gewonnen hatte, richtete sie sich direkt gegen Führung der kurdischen HEP und Vertreter:innen zivilgesellschaftlicher Organisationen. Nach den bis heute ans Licht gekommen Dokumenten und den Aussagen der Täter stand auch die Ermordung des DEP-Abgeordneten Mehmet Sincar am 4. September 1993 in Êlih im Zusammenhang mit der „Hizbullah“. Auch viele Journalist:innen wurden ermordet. Der Journalist Halit Güngen wurde am 18. Februar 1992 mit einem Kopfschuss getötet. Die Organisation hatte es vor allem auf die Zeitung Özgür Gündem und ihre Nachfolgezeitungen und -magazine abgesehen. Im Jahr 1992 wurden der Yeni-Ülke-Reporter Cengiz Altun sowie die Özgür-Gündem-Reporter Hafız Akdemir, Yahya Orhan und Çetin Ababay von der Hizbulkontra ermordet.

Angst und Misstrauen erzeugen

Neben freiheitsorientierten Kurd:innen wurden auch diejenigen, die sich der von Hizbulkontra verordneten religiösen Scharia widersetzten, ins Visier genommen. Dabei wurde nicht nur durch die grausame Art der Ermordungen Angst verbreitet. Es wurden Drohanrufe getätigt, Häuser markiert und Gerüchte über angebliche Todeslisten mit den Namen der betreffenden Personen verbreitet. Gleichzeitig wurden die Menschen auf auffällige Art und Weise beobachtet und so die Drohkulisse noch weiter verstärkt.

Gleichzeitig wurden auch die Teilnehmer:innen an Bestattungen von Ermordeten ebenso ins Fadenkreuz genommen, wie auch die Imame, die die Leichen wuschen. So wurden selbst die tiefgreifendsten religiösen Gefühle der Menschen getroffen.

In Farqîn zum Beispiel mussten in einigen Fällen Frauen die Leichen der Männer waschen. Die Beispiele von dem Sohn, der seinen Vater beschuldigte, nicht den wahren Islam zu praktizieren, und ihn erhängte, und des Vaters, der sich weigerte, zu akzeptieren, dass seine Kinder Hizbullah-Mitglieder waren und der dann ermordet wurde, waren nur eine Seite dieser Schrecken. Während dieser Zeit beschuldigten sich Ehepartner:innen, Geschwister und Freund:innen gegenseitig, Spitzel zu sein, sie zögerten nicht, einander zu foltern, zu verhören und zu töten. Bei den Operationen im Jahr 2000 wurden sogar eigene Mitglieder der Hizbullah gefunden, die von ihrer eigenen Organisation teilweise monatelang in der Schweinefessel gehalten worden waren oder auf deren Haut flüssiges Plastik getropft worden war.

Die Hizbullah beherrschte mit ihrer totalen Gewalt in den Städten nicht nur den Tod, sondern auch das tägliche Leben. Die Tatsache, dass sich die Hizbullah als Inbegriff der Grausamkeit ins kollektive Gedächtnis eingebrannt hat, zeigt die brutale Realität dieser Situation.

Die Hizbullah-Morde nach 1995

Der Hauptschauplatz der Gewalt der Hizbulkontra war bis 1995 das beschriebene geografische Dreieck in Kurdistan. Die Hizbullah befand sich, angeheizt durch das Klima der Angst und der Unterdrückung, das sie im kurdischen Volk durch die Gräuel, die sie mit Unterstützung des Staates verübte, geschaffen hatte, im Siegesrausch. Zwischen 1996 und 1999 wurden aber bei Operationen in Amed, Êlih und Mêrdîn fast tausend Menschen im Zusammenhang mit der Hizbullah verhaftet. Unter diesem Druck verlagerte sie ihre Aktivitäten zunächst nach Mersin, Dîlok (Antep) und Konya und dann nach Istanbul, Bursa, Düzce und Kocaeli.

Med-Zehra-Gruppe im Visier der Hizbullah

In dieser Zeit wurden zwei Gruppen ins Visier genommen. Eine davon war die Med-Zehra-Gruppe. Seit den 1950er Jahren gab es in Kurdistan das Phänomen der Bildung von religiösen Orden. So war die Med-Zehra-Gemeinschaft eine Gemeinschaft, die Seîdî Kurdî nicht nur als Gelehrten, sondern auch als „Kurden“ anerkannte und dadurch an Popularität gewann. Ihr Führer Izzettin Yıldırım wurde 1999 von Hizbulkontra ermordet, nachdem er am 29. Dezember 1999 in Fatih, Istanbul, von der Hizbulkontra entführt worden war. Nach einem Monat Verhör wurde sein lebloser Körper am 20. Januar 2000 in einem Haus in Kartal gefunden. Am 17. Januar 2000 wurden in der Villa in Beykoz, Hüseyin Velioğlu, der Anführer von Hizbulkontra, bei einer Razzia getötet wurde, Videobänder gefunden, und am 27. April 2009 wurden Aufnahmen veröffentlicht, die zeigen, wie Izzettin Yıldırım in einem Haus der Hizbulkontra-Zelle in Xarpêt (Elazığ) gefoltert wurde. Auf den Aufnahmen ist zu sehen, wie Yıldırım gezwungen wird, einen Text zu lesen, der ihm vorgelegt wurde und in dem es hieß, er sei ein Gefangener der Hizbullah. Aus weiteren sichergestellten Dokumenten und Geständnissen von Hizbulkontra-Mitgliedern geht hervor, dass Izzettin Yıldırım von Hüseyin Velioğlu mit der Schweinefessel ermordet wurde. Isa Altsoy (Bagasê), der nach dem Tod von Hüseyin Velioğlu dessen Platz einnahm, hatte in seinem Buch behauptet, Izzettin Yıldırım sei von der Polizei ermordet worden. Die gefundenen Bänder und Dokumente widerlegten ihn.

Die Entführung der muslimischen Aktivistin Konca Kuriş

Konca Kuriş, eine der führenden Persönlichkeiten des muslimischen, feministischen Frauenaktivismus, wurde von der Hizbullah zu Tode gefoltert. Kuriş war gegen die Vielehe eingetreten und hatte erklärt, es gebe kein Kopftuchzwang für Muslimas. Sie war am 16. Juli 1998 von Hizbulkontra-Mitgliedern in Mersin entführt worden. 555 Tage nach ihrer Entführung wurde sie tot im Keller eines Hauses der Hizbulkontra in Konya aufgefunden. An ihrer Leiche wurde festgestellt, dass sie über einen Monat gefoltert worden war und mit der Schweinefessel getötet wurde. Bei der Operation gegen Velioğlu in der Villa in Beykoz wurden ihre Verhörprotokolle und ihr Reisepass beschlagnahmt. Eines der wichtigsten sichergestellten Dokumente ist die Information, dass Konca Kuriş in einer Zusammenarbeit der Hizbullah und dem JITEM-Killer Yeşil entführt wurde. Bei forensischen Grabungen in einem Mordhaus der Hizbullah wurden vier weitere Leichen gefunden. Um eine Ausbreitung des Leichengeruchs zu verhindern, hatten die Hizbullah Mitglieder immer wieder Diesel im Keller ausgegossen. In Beykoz, wo sich die gesamte Hizbulkontra-Führung befunden hatte, wurden auch Videoaufnahmen von den Folterungen an Konca Kuriş sichergestellt.

Die Ermordung des Polizeidirektors Gaffar Okkan

Der Polizeichef von Diyarbakir, Gaffar Okkan, geriet ins Visier der Hizbullah, nachdem er die Operationen gegen die Organisation in der Region intensiviert hatte. Am 24. Januar 2001 wurde zunächst eine Granate auf Okkans Dienstwagen geworfen, dann nahmen ihn 18 oder 19 Personen ins Kreuzfeuer. Zusammen mit Okkan wurden fünf Polizisten getötet. Nach dem Attentat wurde ein Haftbefehl gegen 26 Personen erlassen, die als Mitglieder der Hizbullah bezeichnet wurden. Einige von ihnen wurden verhaftet, aber ihre Prozesse zogen sich über Jahre hin. Alle Verurteilten kamen mittlerweile frei.

Der prominenteste Name im Zusammenhang mit der Ermordung von Gaffar Okkan war Mehmet Beşir Varol, ein Mitglied des Schura-Rates der Hizbullah. Er stammte aus Êlih-Qûbîn (Batman-Beşiri). Varol wurde verhaftet, weil er den Anschlag organisiert und angeordnet hatte. Die Anwälte von Varol und aller inhaftierten Schützen waren der Mustazaf-Der-Vorsitzende und Hüda-Par-Gründer Hüseyin Yılmaz und der derzeitige Vorsitzende von Hüda Par, Zekeriya Yapıcıoğlu. Bei den anschließenden Operationen gegen die Hizbulkontra wurden fünf Kalaschnikows und eine Makarov-Waffe beschlagnahmt, die nachweislich bei der Ermordung von Gaffar Okkan verwendet worden waren. Bei der gleichen Operation wurden die Hizbulkontra-Killer Mehmet Fidancı, Bedran Selamboğa, Veysi Şanlı, Servet Yoldaş, Suat Çetin und Şener Dönük lebend gefangen genommen und Hasan Sarıaağaç getötet. Die gefangenen Schützen gaben in ihren Verhören an, dass die Anweisung und Organisation des Anschlags vom Hizbulkontra-Führer Mehmet Beşir Varol gegeben wurde, der immer noch im Stadtteil Batman Kültür lebt. Varol, der Mitglied der im ganzen Land vertretenen islamistischen Schulungsinstitution Ittihadul Ulema ist, der derzeit die führenden Kader von Hizbulkontra angehören, war lange Zeit auch Mitglied des allgemeinen Beirats von Hüda Par. Zuletzt wurde er gesehen, wie er während eines Gebetsmarsches in Êlih zu Kindern in der Moschee sprach.