In Êlih (Batman) haben Familienmitglieder und Kolleg*innen dem Journalisten Cengiz Altun gedacht, der heute vor 28 Jahren auf dem Weg in sein Büro erschossen wurde. Altun war Korrespondent der pro-kurdischen Wochenzeitschrift Yeni Ülke. Er recherchierte über die radikalislamistische türkische Hisbollah, die Anschläge gegen kurdische Oppositionelle verübte und hatte mehrere Artikel zur Kooperation zwischen der Terrororganisation und der türkischen Armee veröffentlicht. Altun kam zu dem Ergebnis, dass Hisbollah nur ein Tarnname für die Konter-Guerilla, einem Ableger der Stay-behind-Organisation „Gladio“ der Nato sei, die im Auftrag des „Amtes für besondere Kriegsführung“ der türkischen Armee arbeitete.
Wenige Monate vor seinem Tod war Altun im Oktober 1991 festgenommen worden. In Gewahrsam bei der Militärpolizei in Kercews (Gercüş), wo er zwei Tage lang mit verbundenen Augen und gefesselten Händen festgehalten wurde, drohte man ihm: „Du solltest beten, dass es Augenzeugen gibt, die gesehen haben, wie wir dich mitgenommen haben. Sonst wärest du nicht registriert.“ Am 24. Februar 1992 wurde er von sieben Kugeln durchlöchert. Fünf davon trafen seinen Hinterkopf.
Die Trauerfeier am Friedhof Çamlıca begann mit einer Schweigeminute für Cengiz Altun und alle anderen Journalist*innen, die während ihrer Berufsausübung getötet wurden. Anwesend war auch Türkan Altun, die Mutter des ermordeten Cengiz Altun. Trotz ihres hohen Alters und der Gebrechlichkeit aufgrund diverser Krankheiten war sie gekommen, küsste das Grab und las Gebete vor. Die anderen Gäste waren von diesem Anblick so gerührt und überwältigt, dass vielen von ihnen Tränen an den Wangen herunterliefen.