Syrische Schutzsuchende brauchen Zukunftsperspektive

Der Verein „Die Brücke zwischen den Völkern" kritisiert, dass die Türkei verstärkt Geflüchtete aus Syrien abschiebt. Die Furcht vor einer Abschiebung treibe die Menschenauf die gefährliche Route in Richtung Europa, die oftmals in den Tod führt.

In Izmir-Karaburun versinkt ein Boot mit Geflüchteten. Mindestens acht Menschen kommen ums Leben. In Menderes, ebenfalls in Izmir, kommen 22 Geflüchtete ums Leben, als der LKW, in dem sie sich befinden, einen Unfall baut. Allein in der vergangenen Woche sind in der Türkei 56 Geflüchtete ums Leben gekommen.

Neben rund 3,5 Millionen Geflüchteten aus Syrien befinden sich etwa 400.000 Menschen aus dem Irak, Afghanistan, dem Iran, Somalia und weiteren Ländern in der Türkei. Sie alle leben unter äußerst schwierigen Bedingungen. Auch aus Angst vor einer Abschiebung aus der Türkei versuchen viele dieser Menschen, in Richtung Europa aufzubrechen. Oftmals führt diese Reise allerdings in den Tod. Der stellvertretende Vorsitzende des Vereins „Die Brücke zwischen den Völkern", Yıldırım Şahin, kritisiert aus diesem Grund die Flüchtlingspolitik der türkischen Regierung.

Şahin sieht die Ursache in den gestiegenen Opferzahlen unter den Geflüchteten in der Flüchtlingspolitik der Türkei und Europas. Die Angst vor Abschiebungen treibe die Menschen auf den gefährlichen Weg in Richtung Westen. Dabei gäbe es vor allem unter den Syrern viele Personen, die sich auch ein Leben in der Türkei vorstellen könnten. „Ein großer Teil der Menschen kämpft gerade darum, eine Bleibe- und Lebensperspektive in der Türkei aufzubauen. In ihrem Heimatland herrscht weiterhin Krieg. Seit sieben Jahren dauert dieser Krieg an. Und es wächst eine neue Generation von Syrern in der Türkei heran", so Şahin.

Türkei will syrische Schutzsuchende nach Efrîn abschieben

Şahin weist darauf hin, dass die türkische Regierung die Syrerinnen und Syrer im Land vermehrt abschieben will. Sie sollen in Efrîn oder anderen Orte angesiedelt werden, die im Norden Syriens unter der Kontrolle der Türkei und islamistischer Gruppierungen stehen. Ziel sei es, im Norden Syriens eine Pufferzone zu den Kurden zu errichten, indem dort bewusst arabische Syrer angesiedelt werden. Diese Politik habe bereits unter dem Label der „freiwilligen Rückkehr" begonnen.

„Es ist diese Politik, die dazu führt, dass die syrischen Geflüchteten in der Türkei keine stabilen Zukunftsvisionen für sich und ihre Familien entwickeln können", fährt Şahin fort und ergänzt: „Das wiederum treibt die verzweifelten Menschen in die Hände von Schleusern, die den Geflüchteten die Hoffnung auf Europa verkaufen. Für viele führt dieser Weg direkt in den Tod. Nur diejenigen, die Glück haben, schaffen es wirklich nach Europa."

Eigentlich müsste der türkische Staat laut Abmachung mit der EU gegen die Schleuser vorgehen, erklärt Şahin. Doch das werde nur widerwillig gemacht. Auch würden die staatlichen Stellen die sich häufenden rassistischen Angriffe gegen Syrer in der Türkei nicht ernsthaft untersuchen.

„Ihre Rechte müssen ihnen zugestanden werden!"

Der stellvertretende Vorsitzende des Vereins „Die Brücke zwischen den Völkern" fordert die türkische Regierung dazu auf, den Geflüchteten in der Türkei ihre Rechte und einen Flüchtlingsstatus zuzugestehen. „Heute haben diese Menschen in der Türkei keinerlei Rechte. Sie werden lediglich als billige Arbeitskraft betrachtet. Das darf nicht sein! Die Schutzsuchenden fliehen weiter in Richtung Europa, weil sie fürchten, von den türkischen Behörden abgeschoben zu werden. Es gibt nur einen Weg, um das zu verhindern. Und das ist die Akzeptanz dessen, dass diese Menschen in der Türkei leben wollen. Die Menschen wollen eine Zukunftsperspektive. Das Fehlen einer solchen Perspektive treibt sie auf den Weg in Richtung Europa in den Tod. Das muss gestoppt werden", so Şahin.