Sea-Eye rettet über hundert Menschen aus dem Mittelmeer
Die Crew des Rettungsschiffs „Sea-Eye 4“ hat mehr als hundert Menschen aus Seenot im Mittelmeer gerettet. Für zwei Menschen, darunter eine junge Mutter, kam die Hilfe jedoch zu spät.
Die Crew des Rettungsschiffs „Sea-Eye 4“ hat mehr als hundert Menschen aus Seenot im Mittelmeer gerettet. Für zwei Menschen, darunter eine junge Mutter, kam die Hilfe jedoch zu spät.
Die Crew des deutschen Rettungsschiffs „Sea-Eye 4“ hat in der Nacht auf Freitag über 100 Menschen aus Seenot im Mittelmeer gerettet, unter ihnen zahlreiche Kinder. Für zwei Menschen kam die Hilfe jedoch zu spät, so die Regensburger Hilfsorganisation.
„In den vergangenen sechs Jahren kamen wir in mehr als zwei Dutzend Einsätzen immer rechtzeitig. um den Verlust von Menschenleben zu verhindern“, so Gorden Isler, Vorsitzender des Sea-Eye e.V. Es sei das erste Mal, dass vor der Ankunft der Retter zwei Menschen starben. „Sie waren Europas brutalem Grenzregime sechs Tage ausgeliefert. Das ist unverzeihlich. Wir sind zutiefst bestürzt. Unsere Gedanken sind bei den trauernden Angehörigen der Verstorbenen.“
Unter den beiden Todesfällen ist laut Sea-Eye eine junge Mutter. Ihr Baby und dessen Vater würden nun an Bord des Rettungsschiffs versorgt werden. Sie waren Passagiere auf einem hochseeuntauglichen Metallboot. Nach Angaben von Isler trieben sie sechs Tage auf dem offenen Meer. Entdeckt und gemeldet wurde der Seenotfall durch das zivile Aufklärungsflugzeug Seabird von Sea-Watch e.V. am späten Donnerstagnachmittag. Die Anfahrt dauerte sechs Stunden.
Viele der Überlebenden mussten im Bordkrankenhaus behandelt werden, erklärte Isler. Eine Person wurde mit einem Rettungshubschrauber am Freitagvormittag evakuiert. Bei einem weiteren Einsatz in der Nacht rettete die Crew 77 Menschen von einem anderen Boot, darunter eine schwangere Frau. Das Rettungsschiff „Sea-Eye 4“ sei nun mit insgesamt 109 Überlebenden an Bord auf dem Weg zur rund fünf Tage entfernten Hafenstadt Pesaro. Auf eine Anfrage nach einem näher gelegenen Hafen hätten die italienischen Behörden bis Freitagmittag nicht reagiert.
German Doctors: „Tieftraurig und zugleich sehr wütend“
„Die Nachricht, dass unsere Hilfe für zwei Menschen zu spät kam, macht uns tieftraurig und zugleich sehr wütend. Es ist menschenverachtend und beschämend, dass die EU-Mitgliedsstaaten dem Sterben im Mittelmeer seit Jahren tatenlos zusehen“, erklärte Dr. Harald Kischlat, Vorstand von German Doctors e.V. Der Verein stellt regelmäßig ehrenamtliche Schiffsärzt:innen für die Rettungseinsätze und war auch bei diesem beteiligt.
Mehr als 17.000 Menschen aus Seenot gerettet
Die Hilfsorganisation Sea-Eye wurde 2015 in Regensburg gegründet. Seither hat sie nach eigenen Angaben über 17.000 Menschen im Mittelmeer aus Seenot gerettet. Neben privaten Spenden wird die Organisation von Kirchen und Kommunen gefördert. Dem Verein Sea-Eye gehören etwa 800 Mitglieder an. Spenden erhält er nach eigenen Angaben jährlich von etwa 20.000 Einzelpersonen. Darunter seien allerdings wenige Dauerspender, das mache Sea-Eye krisenanfällig, hieß es.
Foto: Erste Rettung | Pietro Bertora / Sea-Eye