Samstagsmütter fragen nach verschwundenen Armeniern

Auf der 734. Kundgebung der Samstagsmütter ist nach dem Verbleib von 26 Kindern gefragt worden, die in den 90er Jahren in Nordkurdistan verschwunden sind. Außerdem wurde der armenischen Elite gedacht, die vor 104 Jahren aus Istanbul verschleppt wurde.

Zum 734. Mal sind heute die Samstagsmütter in Istanbul zusammengekommen, um nach dem Verbleib ihrer verschwundenen Angehörigen zu fragen und eine Bestrafung der Täter zu fordern. Erneut wurde die Kundgebung auf dem angestammten Galatasaray-Platz im Stadtzentrum verboten. Die Samstagsmütter kamen stattdessen vor der Zweigstelle des Menschenrechtsvereins IHD zusammen. Unterstützt wurde die Kundgebung, die wie bereits seit Monaten auch heute wieder im Polizeikessel stattfand, von dem HDP-Abgeordneten Garo Paylan sowie dem CHP-Abgeordneten Sezgin Tanrıkulu.

Aus Anlass des nahenden Jahrestages der Deportation der armenischen Elite am 24. April 1915 auf Anordnung des Innenministers des Osmanischen Reiches, bei der führende Personen der armenischen Gemeinde in Istanbul verhaftet und in Konzentrationslager nahe Ankara verschleppt wurden, ist die heutige Kundgebung den 174 Abgeordneten, Schriftstellern, Dichtern, Anwälten, Ärzten, Journalisten, Musikern, Verlegern und Apothekern gewidmet worden, die vor 104 Jahren zuerst zwangsumgesiedelt, gefoltert, enteignet und schließlich getötet wurden. Der 24. April wird in Armenien als Völkermordgedenktag begangen, da mit diesem Tag der Völkermord an den Armeniern begann.

Es wurden auch Fälle aus den 1990er Jahren verlesen, in denen 26 Kinder zwischen den Jahren 1992 und 1997 in den nordkurdischen Städten Êlih (Batman), Bedlîs (Bitlis), Çewlîg (Bingöl), Cizîr (Cizre), Kerboran (Dargeçit), Dersim, Şirnex (Şırnak), Pasûr (Kulp), Mêrdîn (Mardin), Nisêbîn (Nusaybin), Gever (Yüksekova), Silopiya (Silopi) und Licê während des Ausnahmezustands festgenommen worden und verschwunden sind.

Die Samstagsmütter protestierten bei ihrer heutigen Kundgebung auch gegen die zunehmenden Polizeiangriffe auf Angehörige von hungerstreikenden Gefangenen, die eine Mahnwache vor dem Frauengefängnis von Gebze (Provinz Kocaeli) abhalten. Die Familien der Hungerstreikenden protestieren seit dem 9. April vor dem Gefängnis und sind täglich dem Terror durch Polizei und Sicherheitskräften ausgesetzt.