Hoch die internationale Solidarität
Hunderttausende Menschen sind am heutigen „Tag der Arbeit“ auch in Deutschland auf die Straßen gegangen. An vielen Orten dauern Proteste und Feste fort. Die Konföderation der Gemeinschaften Kurdistans in Deutschland e.V. (KON-MED) hatte ihre Mitgliedsstrukturen dazu aufgerufen, am 1. Mai ein starkes Zeichen für soziale Gerechtigkeit, kulturelle Selbstbestimmung und ein Ende der Kriegspolitik zu setzen. In ganz Deutschland folgten sowohl kurdische Organisationen wie auch ihre Verbündeten der Aufforderung und brachten sich kreativ und zahlreich in die regionalen Aktionen ein. Der gemeinsame Kampf gegen kapitalistische Ausbeutung, Rassismus, Diskriminierung und Kriegspolitik wird von vielen Menschen hoffnungsvoll geführt.
Vielerorts wurde sich den Demonstration des Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) angeschlossen, der den ersten Mai in diesem Jahr passend unter das Motto „Mach dich stark mit uns!“ gestellt hat.
1. Mai in Nürnberg: „Alles beginnt mit einer Vision“
In Nürnberg fanden anlässlich des Tags der Arbeit zwei Demonstrationen statt. Während der DGB die bürgerliche Mitte ansprach, konnte das „Revolutionäre 1. Mai Bündnis“ aus dem linken Spektrum ca. 4.500 Teilnehmer:innen mobilisieren.
Wie schon seit 1992 erlebte Nürnberg zwei Demonstrationen zum 1. Mai. An der DGB-Demo unter dem Motto „Mach dich stark mit uns“ nahmen mehrere Hundert Menschen teil. Dem Demonstrationszug des „Revolutionären 1. Mai Bündnis“ mit über dreißig Gruppen und Initiativen schlossen sich laut Moderation mindestens 4.500 Teilnehmer:innen an.
Die Stimmung war entspannt, immer wieder wurden Bengalos entzündet, ein buntes Spektrum der linksradikalen bis linksliberalen Szene, darunter viele Internationalist:innen. In den Reden wurden alle Themen angesprochen, die den Menschen unter den Nägeln brennen: Krieg und Frieden, Aufrüstung, Ökologie, Rassismus, Sozialabbau, rechte Gewalt und Faschismus, feministische Forderungen.
Auf dem Front-Transparent des Jugendblocks las man „Alles beginnt mit einer Vision“, die Migrantifa prangerte den staatlichen Rassismus an und erinnerte an die Morde des NSU. Immer wieder forderte man Solidarität mit internationalen Kämpfen. Kurd:innen trugen die Fahne der Frauenverteidigungseinheiten YPG mit der Parole „Jin, Jiyan, Azadi“, der Palästina-Block skandierte „Viva, viva Palästina".
Zwei der inhaftierten Antifaschist:innen im sogenannten „Budapest-Komplex“ kommen aus Nürnberg. Deshalb hörte man oft die Parole „Liebe und Kraft in Untergrund und Knast“, dazu die Forderung „Free Hanna, Free Zaid". Ein Grußwort von Zaid aus der JVA Köln wurde verlesen, in dem er über seine Haftsituation berichtete und beschrieb, wie viel Kraft ihm die Solidarität von Freund:innen gibt.
Die revolutionäre Mai-Demo endete am frühen Nachmittag im linken Stadtteil Gostenhof mit einem Straßenfest.
Abdullah Öcalan als Quelle der Hoffnung
Der europaweite Dachverband kurdischer Vereine (KCDK-E) wies in seiner Erklärung zum Internationalen Tag der Arbeit auch auf den Zusammenhang zwischen dem Erfolg dieses Kampfes und der phyischen Freiheit Abdullah Öcalans hin. Der Begründer der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) ist seit 26 Jahren vom türkischen Staat in Isolationshaft auf der Gefängnisinsel Imrali als politischer Gefangener inhaftiert.
Nach Gesprächen zwischen ihm und der DEM-Partei sowie einer Dialogoffensive der DEM-Partei in ganz Kurdistan und der Türkei, übermittelte der kurdische Repräsentant am 27. Februar eine historische Botschaft, in der er erneut zu einem Ende der Gewalt und einem umfassenden Demokratisierungsprozess aufrief. Der KCDK-E äußerte dazu, dass Abdullah Öcalans „Aufruf für Frieden und eine demokratische Gesellschaft“ zu einer „Quelle der Hoffnung für alle Völker in einer von Krise und Krieg erschütterten Welt geworden“ ist.
Der Aufruf des kurdischen Dachverbands und die Forderung nach einer politischen Lösung der kurdischen Frage sowie der Freilassung von Abdullah Öcalan wurde heute in vielen Städten auf die Straßen getragen.
Befreiung der Arbeit von Frauen
Ein weiteres wichtiges Element des heutigen Protests war für kurdische und mit ihnen befreundete Strukturen die Befreiung der Arbeit der Frau. Viele feministische und Frauenorganisationen betonen insbesondere im Zusammenhang mit dem Internationalen Tag der Arbeit, dass sie „für die Befreiung aller Formen von Frauenarbeit – zu Hause, auf der Straße, auf den Feldern, in Schulen, in Gefängnissen und entlang von Migrationswegen“ kämpfen, wie es die Bewegung freier Frauen (TJA) in ihrer Erklärung einhellig zusammenfasste.
Vielfältiger und kraftvoller Protest an allen Orten
Wie die folgenden Videos und Bilder eindrücklich vermitteln, ist der 1. Mai Protest bisher in Deutschland äußerst kraftvoll, vielfältig und kreativ durchgeführt worden. Neben Demonstrationen und Kundgebungen, wurden Performances präsentiert, Büchertische aufgestellt, multikulturelle Buffets organisiert und bunt gemischte Konzerte veranstaltet. Die Parole „Hoch die internationale Solidarität“ ist hierbei wohl überall lautstark zu hören gewesen. Die Versammlungen und Feiern werden voraussichtlich bis in die Abendstunden anhalten.
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