Brasilianischer Philosoph Frei Betto unterstützt Öcalans Friedensappell

Der brasilianische Theologe Frei Betto unterstützt Abdullah Öcalans Friedensaufruf und spricht sich für ein solidarisches Zusammenleben von Kurd:innen und Türk:innen aus.

Carlos Alberto Libânio Christo

Der brasilianische Theologe, Philosoph und Autor Frei Betto hat seine Unterstützung für den Friedensaufruf des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan bekundet. In einer Erklärung, die er an die Partei der Völker für Gleichheit und Demokratie (DEM) sandte, bezeichnet Betto das Zusammenleben von Kurd:innen und Türk:innen als „zivilisatorischen Fortschritt“.

Carlos Alberto Libânio Christo, besser bekannt als Frei Betto, gilt als prominenter Vertreter der Befreiungstheologie und enger Vertrauter des brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva. Internationale Bekanntheit erlangte er auch durch seine Interviews mit dem früheren kubanischen Staatschef Fidel Castro.

In seiner Botschaft an die DEM-Partei erklärt Betto: „Ich spreche dem Friedens- und Demokratisierungsprozess in der Türkei meine uneingeschränkte Unterstützung aus. Das gemeinsame Leben von türkischem und kurdischem Volk, das Teilen von Brot und Lebensfreude, ist für mich Ausdruck eines wichtigen zivilisatorischen Fortschritts.“

Weiter betont er die Bedeutung kultureller Vielfalt und gegenseitigen Respekts: „Unsere Nationalitäten, ethnischen Herkünfte, Sprachen und Kulturen sind Ausdruck der Vielfalt und des Reichtums der Menschheit, die in unserem gemeinsamen Haus – der Welt – wie eine Familie zusammenleben sollte.“ Zum Abschluss seines Statements ruft Betto aus: „Es lebe die Demokratie! Nieder mit dem Imperialismus!“

Hintergrund: Öcalans Friedens- und Demokratieaufruf

Abdullah Öcalan, der seit seiner völkerrechtswidrigen Verschleppung 1999 aus Kenia auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali in politischer Geiselhaft sitzt, veröffentlichte Ende Februar einen Appell für eine politische Lösung der kurdischen Frage und für eine Demokratisierung der Türkei. In dem „Aufruf für Frieden und eine demokratische Gesellschaft“ plädiert der Vordenker der kurdischen Befreiungsbewegung für einen Dialog zwischen türkischem Staat und kurdischer Bevölkerung, der auf Gewaltverzicht, kultureller Anerkennung und gleichberechtigter Teilhabe basiert. Der Aufruf wurde von verschiedenen Intellektuellen, Menschenrechtsorganisationen und oppositionellen Parteien positiv aufgenommen – darunter auch internationale Persönlichkeiten wie der französische Philosoph Alain Badiou, der ehemalige Genfer Präsident Alfonso Gomez und der italienische Soziologe Gianni Piazza.