Die im Hochsicherheitsgefängnis von Wan (Van) inhaftierten politischen Gefangenen Kadir Karabak und Esat Naci Yıldırım befinden sich seit mittlerweile 68 Tagen in einem Todesfasten. Die wegen Mitgliedschaft in der Maoistischen Kommunistischen Partei (MKP) bzw. der TKP/ML (Kommunistische Partei der Türkei/Marxistisch-Leninistisch) verurteilten Gefangenen protestieren mit ihrer Aktion gegen systematische Rechtsverletzungen im Gefängnis. Ihre gesundheitliche Situation hat sich massiv verschlechtert.
Kadir Karabak hat 23 Kilo abgenommen
Die Ehefrau von Kadir Karabak, Türkmen Karabak berichtete nun von ihren täglich wachsenden Sorgen: „Wir machen uns große Sorgen um meinen Ehemann. Bei unserem letzten Gespräch hat sich seine Stimme sehr schwach angehört. Bisher hat er 23 Kilo verloren. Wir bekommen keine Informationen zu seinem Gesundheitszustand. Als ich ihn beim letzten Besuch fragte, wie es ihm gehe, hat er mich immer wieder mit den Worten ‚Mir geht es gut‘ vertröstet, aber auch von einem Gespräch mit einem Staatsanwalt berichtet. Dieses Gespräch sei nicht gutgelaufen. Es entsteht mittlerweile der Eindruck, dass die Gefängnisleitung nicht bereit ist, nachzugeben. Die Anwälte haben ebenfalls gesagt, dass sie sich mit dem Gefängnisdirektor getroffen haben. Dabei sei mitgeteilt worden, dass es sich bei dem Tpy-F-Gefängnis um ein Pilotprojekt handele und diese Praxis daher weitergehen werde. Ich glaube, die Gefängnisverwaltung plant, meinen Mann und Esat Naci Yıldırım einer Zwangsernährung zu unterziehen, nachdem sie ihr Bewusstsein verloren haben.“
Die beiden Gefangenen waren in das Todesfasten getreten, nachdem im Hof der Haftanstalt ein aus engmaschigem Stacheldraht bestehendes Dach installiert worden war. Auf diese Weise haben die Gefangenen keine Möglichkeit mehr, den Himmel zu erblicken, da der Hof in einen überdachten Käfig verwandelt wurde. Kadir Karabak und Esat Naci Yıldırım hatten bereits angekündigt, das Todesfasten so lange fortzusetzen, bis das Dach wieder abgebaut wird.
„Sie wollen ihre einfachsten Grundrechte“
Türkmen Karabak sagte außerdem: „Ein Gefängnispsychologe hat sich vor Kurzem mit mir getroffen und mich aufgefordert, meinen Ehemann zu überreden, damit er sein Todesfasten beendet. Ich sagte ihm: ‚Akzeptiert die Forderungen meines Ehemanns, dann werden die beiden das Todesfasten sofort beenden‘. Sie haben mir versichert, der Hof würde nicht abgedeckt werden, aber genau das Gegenteil ist in den vergangenen zwei Monaten geschehen. Vor wenigen Tagen hieß es dann in der Presse, dass alle Gefängnishöfe abgedeckt werden, sobald die Regierung die Gelder bewilligt. Das zeigt, dass die Behörden vorhaben, so weiter zu machen. Mein Ehemann und sein Freund werden ihr Todesfasten bis zum Ende dieser Behandlung fortsetzen. Wir als Familie warten in Sorge.“
„Öffentliche Unterstützung ist dringend notwendig”
Sollte ihr Mann, Vater zweier Kinder, das Todesfasten jetzt sofort beenden, würde er bereits bleibende Schäden davontragen, so Türkmen Karabak. Sie hat bereits mehrfach die Gefängnisleitung aufgefordert, auf die Forderungen der beiden Gefangenen einzugehen. Auch habe es einige Treffen diesbezüglich mit HDP-Politiker*innen gegeben, aber öffentliche Unterstützung sei insbesondere jetzt dringend notwendig.