Mindestens 155 „Arbeitsmorde” im Januar in der Türkei
Im ersten Monat des neuen Jahres sind in der Türkei mindestens 155 Menschen bei der Arbeit ums Leben gekommen. Zehn der Getöteten sind zwischen drei und 14 Jahren, weitere elf Opfer sind Frauen.
Im ersten Monat des neuen Jahres sind in der Türkei mindestens 155 Menschen bei der Arbeit ums Leben gekommen. Zehn der Getöteten sind zwischen drei und 14 Jahren, weitere elf Opfer sind Frauen.
Die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle ist in der Türkei so hoch wie in kaum einem anderen Land. Die meisten Opfer sind prekär Beschäftigte. Die Gewerkschaften sprechen daher von „Arbeitsmorden“.
Der gewerkschaftsnahe Verband für Arbeitsplatzsicherheit (İşçi Sağlığı ve İş Güvenliği, İSİG) hat im ersten Monat des neuen Jahres 155 tödliche Arbeitsunfälle gezählt. Die „Arbeitsmorde“ gehören in der Türkei zum Alltag und zeigen die dunkle Seite des türkischen Wirtschaftsbooms, in dem die industrielle Produktion seit Jahren zurückgeht. Allein im letzten Jahr starben in dem Land mindestens 1923 Menschen bei der Arbeit. Die meisten tödlichen Unglücke ereignen sich in der Baubranche. Seit dem Amtstritt der Regierungspartei AKP hat İSİG mehr als 22.000 tödliche Arbeitsunfälle gezählt, was einem Massenmord an Arbeiter*innen gleichkommt. Die vom türkischen Arbeitsministerium veröffentlichen Zahlen fallen allerdings deutlich niedriger aus.
Elf Frauen und zehn Kinder bei der Arbeit gestorben
Bei elf der im Januar tödlich verunglückten 155 Arbeiter*innen handelt es sich um Frauen, zehn der Getöteten waren Kinder zwischen drei und 14 Jahren und weitere 19 Menschen Flüchtlinge oder Migrant*innen. Nur zwei Prozent der im Vormonat tödlich verunglückten Arbeiter*innen waren gewerkschaftlich organisiert.
Die regierende AKP hatte das Jahr 2018 zum „Kampfjahr gegen Kinderarbeit“ erklärt. Allein in den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres starben mindestens 66 Kinder bei der Arbeit. Laut İSİG sei es das Jahr mit den meisten Kinderarbeiter*innen, die tödlich verunglückten. „Diese Tatsache verdeutlicht nur, dass die AKP lediglich Propaganda betreibt und nicht anstrebt, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen“, kritisiert İSİG.
Die Stadt mit den häufigsten „Arbeitsmorden“ im vergangenen Monat ist Istanbul. Auf den nächsten Plätzen liegen Izmir, Ankara, Aydın, Riha (Urfa), Samsun, Antalya, Bursa, Kocaeli und Tekirdağ.