Kurdisches Kind an norwegischer Küste angespült

Der in Norwegen angespülte Leichnam eines 15 Monate alten Kindes konnte identifiziert werden. Es handelt sich um den kurdischen Jungen Artin, der beim Untergang eines Flüchtlingsboots auf dem Ärmelkanal verschollen war.

Am Neujahrstag wurde der Leichnam eines Kindes an der norwegischen Küste bei Karmøy angespült. Nach einer DNA-Untersuchung wurde nun festgestellt, dass es sich um den 15 Monate alten Artin handelt, der zusammen mit seinen Eltern und Geschwistern ertrank, als sie den Ärmelkanal zu überqueren versuchten, um ein neues Leben in Großbritannien zu beginnen.

Das mit Rasul Iran Nezhad und Shiva Mohammad Panahi aus Ostkurdistan und ihren drei Kindern sowie weiteren 23 Personen besetzte Boot war im Oktober 2020 in der Meerenge zwischen Frankreich und England gesunken. Nezhad wurde tot geborgen, während seine Frau und zwei seiner Kinder kurz nachdem sie aus dem Wasser gezogen worden waren, verstarben. Artin wurde zunächst nicht gefunden und als vermisst gemeldet.

„In Norwegen war kein Baby als vermisst gemeldet und keine Familie hatte die Polizei kontaktiert“, sagte Camilla Tjelle Waage, die Leiterin der polizeilichen Ermittlungen gegenüber BBC News. „Der blaue Overall war auch keine norwegische Marke [und] das deutete darauf hin, dass das Baby nicht aus Norwegen stammte.“ Durch DNA-Untersuchungen konnte schließlich Artins Identität festgestellt werden. Seine sterblichen Überreste werden zur Bestattung in den Iran geflogen.

Die Familie hatte versucht, in einem kleinen Fischerboot nach Großbritannien zu gelangen. Es wird vermutet, dass sie einem Schmuggler mindestens 5.000 Euro  gezahlt hatten. Die Familie hatte zuvor zweimal vergeblich versucht, mit dem Zug nach Großbritannien zu gelangen. Ein französischer Beamter sagte, dass 19 Menschen, nachdem das Boot gekentert war, im Meer gefunden wurden. Die iranisch-kurdische Menschenrechtsorganisation Hengaw erklärte jedoch, es seien 28 Personen an Bord gewesen, was darauf hindeutet, dass noch mehr Menschen vermisst werden könnten.

Khalil Iran Nezhad sagte gegenüber dem Guardian, sein Bruder habe versucht, seine Familie nach Großbritannien zu bringen, damit er ein besseres Leben für sie finden könne. Er hatte zu einem Hungerlohn gearbeitet, während seine Frau arbeitslos war. Er habe gehört, dass er in Großbritannien mindestens 100 Pfund pro Tag verdienen und eine Unterkunft finden könnte.