„Jeden Tag kommen neue Särge aus den Gefängnissen“
Angehörige politischer Gefangener halten seit 273 Tagen in Amed eine Mahnwache für die Freilassung kranker Inhaftierter ab. Sie klagen das Schweigen zu den vielen sterbenden Gefangenen an.
Angehörige politischer Gefangener halten seit 273 Tagen in Amed eine Mahnwache für die Freilassung kranker Inhaftierter ab. Sie klagen das Schweigen zu den vielen sterbenden Gefangenen an.
Seit 273 Tagen findet eine Mahnwache für die Freilassung kranker Gefangener und derjenigen, die ihre Strafe abgesessen haben, in Amed (tr. Diyarbakir) statt. Mit einer neuen gesetzlichen Regelung werden Gefangene, die keine Reueerklärung abgeben, auch nach Ende ihrer Haftdauer weiter festgehalten. Die Mahnwache findet vor dem D-Typ-Gefängnis Diyarbakir statt und wird vor allem von Angehörigen getragen. Mitglieder und Vorstandsangehörige der HDP, der DBP, des Vereins zur Forschung über die Sprache und Kultur Mesopotamiens (MED-DER), des Vereins der Familien, die Angehörigen verloren haben (MEBYA-DER) und des Solidaritätsvereins der Familien von Gefangenen (TUAY-DER) unterstützen die Aktion durch ihre Teilnahme.
„Die Situation wird immer schlimmer“
Herdem Mervani, die Tochter des seit 30 Jahren inhaftierten Abdulhalim Kırtay, erklärte im Namen der Familien: „Wir haben in den vergangenen zehn Monaten wiederholt unsere Forderungen gestellt. Die Öffentlichkeit erkennt unsere Forderungen an, aber unsere Ansprechpartner, der Justizminister und die politischen Parteien, hören unsere Stimmen nicht. Die Rechte der Gefangenen müssen umgesetzt werden, denn die Situation der Gefangenen wird von Tag zu Tag schlechter. Jeden Tag kommen neue Leichen aus den Gefängnissen.“
„Situation ist eine Schande“
Mervani kritisierte das Schweigen zur Lage der Gefangenen und wies darauf hin, dass in den letzten beiden Tagen zwei Gefangene gestorben seien: „Jeder Todesfall erfüllt uns mit neuer Trauer. Die Menschen müssen für diesen Protest eintreten. In jedem anderen Land wäre dieses Problem bereits gelöst worden. Diese Situation ist eine Schande für dieses Land. Wir haben monatelang getrauert. Seit zehn Monaten haben wir die Namen unserer Gefangenen nicht mehr explizit erwähnt, denn es handelt sich um ein Problem, das alle betrifft. Wir setzen uns nicht für Einzelpersonen ein, sondern für das Problem insgesamt, aber die politischen Parteien haben bis heute nichts in unserem Sinne unternommen.“
„Jeden Tag gibt es Tote“
Mervani forderte die Freilassung kranker Gefangener: „Wir können nicht auf das Parlament warten, jeden Tag gibt es Tote. Die Lage der Gefangenen verschlechtert sich von Tag zu Tag. Wenn die bestehenden Gesetze angewandt würden, gäbe es keine Toten, die Gefangenen wären draußen. Wir bekräftigen noch einmal unsere Forderung, die Gesetze so schnell wie möglich umzusetzen. Unser Beileid gilt auch den Familien der Häftlinge, die ihr Leben verloren haben. Die politischen Parteien und der Justizminister sollen unsere Stimmen hören.“
Die Aktion endete mit den Parolen „Es lebe der Gefängniswiderstand“ und „Recht, Justiz und Gerechtigkeit“.