Im Iran soll ein 21-jähriger Kurde in Polizeigewahrsam zu Tode gefoltert worden sein. Das berichten zahlreiche Menschenrechtsorganisationen, darunter Hengaw und das Kurdistan Human Rights Network (KHRN). Mehrdad Taleshi aus Dîwandere wurde demnach vergangene Woche Montag nachtmittags auf einem Basar in der iranischen Hauptstadt Teheran zusammen mit einer weiteren Person festgenommen. Er und sein Begleiter, dessen Identität nach wie vor unklar ist, seien des Drogenbesitzes verdächtigt worden. Beide sollen zunächst zu einer nahegelenen Wache gebracht worden sein, bevor am Abend die Überstellung in das berüchtigte Polizeipräsidium Shapoor stattgefunden habe. Zwei Tage später sei die Familie von Mehrdad Taleshi von einem Teheraner Krankenhaus kontaktiert und über dessen Tod informiert worden.
Laut einer anonymisierten Quelle aus dem Umfeld der Familie, mit der Hengaw sprechen konnte, sei Taleshi bereits tot gewesen, als er von Mitarbeitern des iranischen Geheimdienstministeriums in das Baharloo-Krankenhaus gebracht wurde. Angabe zur Todesursache seien vom Krankenhaus gegenüber den Angehörigen nicht gemacht worden. „An Mehrdads Kopf und Hals waren deutliche Folterspuren zu sehen“, zitiert Hengaw ihre Quelle. Die Familie widerspreche vehement den Verdächtigungen, Taleshi habe Drogen konsumiert. „Er nahm keine Drogen, war auch nicht vorbestraft und betrieb viel Sport“. Nach Informationen vom KHRN beschäftigte sich der 21-Jährige mit Musik.
Mehrdad Taleshi ist bereits am Sonntag in seinem Heimatort beigesetzt worden. Nach Angaben eines Hengaw-Aktivisten in Dîwandere konnte die Beerdigung nur unter massiver Polizeipräsenz durchgeführt werden. Die Familie des jungen Mannes bereite sich derzeit auf eine Klage gegen die Polizei in Teheran vor. Die Ergebnisse der Obduktion liegen offenbar noch nicht vor.