Iran: Angehörige hingerichteter Demonstranten festgenommen

In Iran sind drei Geschwister eines kürzlich hingerichteten Demonstranten festgenommen worden.

Nach der Hinrichtung dreier Demonstranten in Iran sind mehrere Familienangehörige festgenommen worden. Wie das Dokumentationsnetzwerk „1500 Tasvir“ am Sonntag auf Twitter mitteilte, wurden zwei Brüder und eine Schwester des exekutierten Majid Kazemi festgenommen. Sie sollen sich kritisch zu den regimekritischen Prozessen geäußert und gegen die Hinrichtungen protestiert haben, berichten verschiedene Menschenrechtsgruppen.

Am Freitag hatte Irans Justiz drei weitere Teilnehmer der „Jin, Jiyan, Azadî“-Bewegung gegen das islamistische Mullah-Regime exekutieren lassen: Majid Kazemi, Saleh Mirhashemi und Saeed Yaghoubi. Die drei Männer waren schuldig gesprochen worden, während der landesweiten Demonstrationen im November drei Sicherheitskräfte in der zentraliranischen Metropole Isfahan getötet zu haben.

Ein Cousin schrieb auf Twitter, dass Sicherheitskräfte das elterliche Haus von Kazemi in der Nacht zu Sonntag überfallen und Mutter, Vater sowie zwei Brüder des Demonstranten verprügelt hätten. Zunächst seien nur die beiden männlichen Geschwister abgeführt worden. Später kehrte die Polizei nochmal zurück, um auch die Schwester von Kazemi festzunehmen.

Nach der Rechtsauffassung Irans wurden Majid Kazemi, Saleh Mirhashemi und Saeed Yaghoubi unter anderem wegen „Kriegsführung gegen Gott“ angeklagt und zum Tode verurteilt. Ihre Geständnisse wurden Amnesty International zufolge unter Folter erzwungen. Angehörige der Männer sprachen von einem Scheinprozess mit konstruierten Vorwürfen und beteuerten ihre Unschuld. Mit den drei Männern ist die Zahl der vollstreckten Todesstrafen gegen Demonstranten auf mindestens sieben gestiegen.

Von links nach rechts: Saeed Yaghoubi, Saleh Mirhashemi und Majid Kazemi | Quelle: IranWire

Auslöser der Protestwelle im Herbst war der Tod der Kurdin Jina Mahsa Amini. Die 22-Jährige starb Mitte September im Polizeigewahrsam einen gewaltsamen Tod, nachdem sie wegen angeblicher Missachtung der islamischen Kleidungsvorschriften von der Sittenpolizei festgenommen worden war. Ihr Tod löste die schwersten Proteste seit Jahrzehnten gegen das islamistische Unrechtssystem des iranischen Regimes aus. Der Sicherheitsapparat reagierte mit äußerster Härte auf die Volksrevolte. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen wurden mehr als 530 Menschen von iranischen Regimekräften im Zusammenhang mit der „Jin, Jiyan, Azadî“-Bewegung getötet, darunter dutzende Minderjährige.