Die Übergriffe in den Gefängnissen der Türkei nehmen zu. Trotz zahlreichen alarmierenden Berichten agieren die Täter mit dem Nimbus der Straflosigkeit und eskalieren ihre Attacken auf die politischen Gefangenen immer weiter. Im Bünyan-Gefängnis von Kayseri gibt es seit längerer Zeit Proteste von Gefangenen gegen Folter und Misshandlung. Auch hier nahmen nach öffentlichen Berichten die Übergriffe noch zu. Die Vollzugsleitung lässt die Gefangenen willkürlich verprügeln und die Haftbedingungen werden systematisch verschlechtert. Um den Widerstand der Gefangenen zu brechen, wurden vor etwa einem Monat 30 politische Gefangene aus Bünyan verlegt und gegen ihren Willen auf verschiedene Gefängnisse in der Türkei und Nordkurdistan verteilt. Die Angehörigen erfuhren von der Verlegung erst nach Anrufen im Gefängnis.
„Nicht morgen, sondern heute handeln“
Acht der politischen Gefangenen wurden in das Akçadağ-Gefängnis von Malatya verlegt. Dabei kam ans Licht, dass sie dort von Soldaten und der Gefängnisleitung misshandelt werden. Sie berichten von Folter, Misshandlungen und Todesdrohungen. Die Gefangenen warnen: „Niemand soll erst nach unserem Tod Bilder von uns hochhalten. Wenn etwas getan werden soll, dann muss das jetzt geschehen. Sie bedrohen uns mit Worten: ‚Das hier ist ein nationales Gefängnis. Hier gibt es den Tod, aber keine Gnade.‘ Sie haben uns, als wir hier angekommen sind, Zahnprothesen, Brillen und andere wichtige Gegenstände abgenommen. Unser kranker Freund Mehmet Yamaç steht aufgrund der Folter kurz vor dem Tod. Alle verstorbenen politischen Gefangenen, die bisher in den Gefängnissen als ‚Selbstmorde‘ deklariert wurden, starben aufgrund der Folter. Es gibt jeden Tag Todesfälle in Gefängnissen, die Regierung nennt es Selbstmord. Das ist eine Lüge. Wir als politische Gefangene sind jetzt und hier in Lebensgefahr. Die demokratische Öffentlichkeit muss in dieser Frage dringend handeln. Wenn etwas getan werden soll, muss es heute getan werden und nicht erst, nachdem wir gestorben sind!“