„Alan Kurdi“ kehrt in Einsatz zurück

Die Organisation Sea-Eye kehrt nach acht Wochen Pause mit dem Rettungsschiff „Alan Kurdi” in den Einsatz zurück – als einziges in der libyschen Such- und Rettungszone. Wegen der Corona-Krise rechnet man im Fall einer Rettung jedoch mit Schwierigkeiten.

Die Regensburger Seenotrettungsorganisation Sea-Eye kehrt nach acht Wochen Pause mit dem Rettungsschiff „Alan Kurdi” in den Einsatz zurück. Mehr als 60 ehrenamtliche Helfer*innen bereiteten das Schiff auf das Einsatzjahr 2020 vor. Am Montagnachmittag erteilten die spanischen Behörden grünes Licht zum Ablegen. Inzwischen hat die Crew um die deutsche Kapitänin Bärbel Beuse die libysche Such- und Rettungszone erreicht.

„Meine Crew ist trotz aller Schwierigkeiten angetreten, trainiert und einsatzbereit. Wie könnten wir jetzt im Hafen bleiben, während kein einziges Rettungsschiff im Einsatz ist? Als Menschen ist es unsere Pflicht, alles Vernünftige dafür zu tun, um anderen Menschen das Leben zu retten“, sagte Bärbel Beuse. Die Kapitänin führt die Alan Kurdi bereits zum zweiten Mal in den lebensrettenden Einsatz.

Das gelte auch während der Corona-Pandemie, betont Sea-Eye-Vorsitzender Gorden Isler. Die Seenotretter*innen rechnen mit großen Schwierigkeiten, einen sicheren Hafen zugeteilt zu bekommen, falls es tatsächlich zu einer Rettung kommt. „Wir verlassen uns auch in dieser Krise auf die Verantwortung und ein beherztes politisches Handeln unseres Flaggenstaates. Wir stehen in engem Austausch mit den deutschen Behörden.“ Und Einsatzleiter Jan Ribbeck erklärte: „Deutsche Hochseeschiffe haben ohnehin höchste Sicherheitsanforderungen. Darüber hinaus haben wir ausreichende, persönliche Schutzausrüstung für unsere Crew an Bord.”

Reparaturarbeiten an der Alan Kurdi, Foto: Cédric Fettouche

Seit Wochen gelang es aufgrund der Corona-Krise keiner Hilfsorganisation mehr, ein Rettungsschiff in den Einsatz zu entsenden, denn Crewmitglieder können nicht ohne Weiteres reisen, um die Schiffe zu erreichen oder heimzukehren. „Es grenzt an ein Wunder, dass wir eine Crew zusammenstellen, trainieren und auf die besonderen Umstände vorbereiten konnten“, sagte Isler. Aufgrund der Corona-Krise konnten Reparaturen an der Alan Kurdi nicht nach Plan abgeschlossen werden. Zuletzt halfen deshalb die Crewmitglieder des neuen Rettungsschiffes „Sea-Watch 4“ dabei, die Reparaturen abzuschließen. Die „Sea-Watch 4“ wird ebenfalls in Burriana auf ihren ersten Rettungseinsatz vorbereitet.

Sea-Eye

Der Verein Sea-Eye e. V. wurde 2015 in Regensburg gegründet. In den ersten Vereinsjahren retteten die ehrenamtlichen Crews mit den umgerüsteten Fischkuttern „Sea-Eye“ und „Seefuchs“ mehreren tausend Menschen das Leben. Im Sommer 2018 entschied der Verein, ein neues Schiff unter deutscher Flagge in den Einsatz zu senden. Die „Alan Kurdi“ war das erste Schiff einer Hilfsorganisation im zentralen Mittelmeer unter der Bundesflagge. Insgesamt beteiligten sich über 1.000 ehrenamtliche Crewmitglieder in über 70 Missionen an der Rettung von 14.906 Menschen.