Die Nichtregierungsorganisationen Sea-Eye e.V. und Mission Lifeline e.V. haben in der vergangenen Nacht 325 Menschenleben von insgesamt fünf Booten im Mittelmeer gerettet. Den Seenotrettungsschiffen SEA-EYE 4 und der RISE ABOVE von Mission Lifeline wurde in der Nacht zum Dienstag ein Notruf von AlarmPhone weitergeleitet. Zeitgleich wurden die zuständigen Behörden informiert. Eine Reaktion der Behörden blieb bisher aus.
Zu den nächtlichen Rettungsaktionen teilt Sea-Eye e.V. mit: „Die kleinere, schnelle RISE ABOVE erreichte den Seenotfall zuerst, versorgte die Menschen mit Rettungswesten und blieb vor Ort, bis die größere SEA-EYE 4 eintraf. Die Crew evakuierte die Menschen aus dem hochseeuntauglichen Schlauchboot und brachte sie an Bord der SEA-EYE 4. Schon während der ersten Rettung wurden den Rettungsschiffen mehrere, weitere Seenotfälle gemeldet. Bis zum Dienstagmorgen konnten die Crews beider Schiffe 325 Menschenleben von insgesamt fünf Booten retten. Dabei erwies sich die Zusammenarbeit beider Schiffe mit unterschiedlichen Eigenschaften als sehr wirksam. Während die RISE ABOVE doppelt so schnell ist und einen Unglücksort zügig erreichen kann, ist die SEA-EYE 4 in der Lage, viele Menschen an Bord zu nehmen und medizinisch in einem Bordhospital zu versorgen. Ermöglicht wird dies durch die medizinische Expertise der Bonner Organisation German Doctors e.V., die erneut mit Bordärztin Daniela Klein auf der SEA-EYE 4 vertreten ist.“
152 Minderjährige, zwei Schwangere, fünf Schwerverletzte
An Bord der SEA-EYE 4 befinden sich nun 325 Menschen. Unter ihnen sind 152 Kinder, 31 Frauen und 142 Männer. Zwei der Frauen sind schwanger. Auf der SEA-EYE 4 werden die Menschen jetzt einem ersten medizinischen Check-up unterzogen, auf Covid-19 getestet und mit Nahrung und Trinkwasser versorgt.
„Es gibt fünf Menschen mit schweren Verletzungen. Bis zu zehn Personen mussten heute länger im Hospital behandelt werden. Wir werden noch bis in die Nacht arbeiten und müssen noch rund 50 Menschen medizinisch versorgen. Viele der Geretteten sind sehr seekrank, was sich auch dadurch verschlimmert hat, dass viele Menschen Treibstoff eingeatmet haben, was zu schrecklicher Übelkeit und Erbrechen führte. Und es gibt viele Hautverbrennungen, die durch den mit Meerwasser vermischten Treibstoff verursacht wurden. Nicht zu vergessen sind ältere Wunden, die ebenfalls behandelt werden müssen, und psychisch traumatisierte Patienten”, sagt Bordärztin Daniela Klein von German Doctors e.V.
Nach Angaben von Gorden Isler, dem Vorsitzenden von Sea-Eye e.V., sind unter den Geretteten rund 150 Minderjährige und mehrere Familien mit Kleinkindern. Elf Kinder sind um die drei Jahre alt. „Wären unsere Schiffe nicht rechtzeitig vor Ort gewesen, dann wären die Leben dieser Menschen dem Meer ausgeliefert geblieben. Wir sind dankbar, dass die Familien nun in den fürsorglichen Händen unserer Rettungskräfte sind”, so Isler.
Titelfoto: Sea-Eye e.V.