Zwei Guerillakämpferinnen in Wan gefallen

Die Guerillakämpferinnen Ekin Rizgar Malazgirt und Rosîda Bawer sind vor drei Tagen nach einem Angriff der türkischen Armee bei einem Gefecht in Wan gefallen.

Die Volksverteidigungskräfte (HPG) haben eine Erklärung zum Krieg in Kurdistan abgegeben. Demnach setzt der türkische Staat die Angriffe auf die Guerilla fort. Die kurdische Freiheitsbewegung hat nach dem Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet Anfang Februar alle militanten Aktionen eingestellt und befindet sich in Verteidigungsposition. Die Entscheidung gilt vorläufig bis zu den Wahlen in der Türkei am 14. Mai.

Wie das Pressezentrum der HPG mitteilt, sind Guerillastellungen in der Zap-Region in den vergangenen beiden Tagen 26 Mal von der türkischen Armee mit Hubschraubern und Artillerie angegriffen worden. Betroffen waren das Widerstandsgebiet Girê Cûdî und Stellungen in Çemço und Sîda. In Sîda versuchen die Invasionstruppen seit dem 24. April, Guerillastellungen mit Baumaschinen einzureißen.

Weiter berichten die HPG: „Die türkische Armee hat am 25. April 2023 zwei unserer Weggefährtinnen in den Bergen von Wan-Ebex angegriffen. Unsere Genossinnen Ekin und Rosîda haben auf den Angriff reagiert, um sich selbst zu schützen. Es kam zu einem Gefecht, bei dem sie opferbereit bis zum letzten Atemzug kämpften und gefallen sind. Hevala Ekin und Hevala Rosîda waren führende Militante unseres Frauenbefreiungskampfes. Sie haben auf der Freiheit beharrt und sich mit ihrer unbeugsamen Haltung dem Feind gegenüber als apoistische Militante erwiesen, die einen ehrenvollen Platz in der Geschichte unseres Volkes einnehmen. Als ihre Genossinnen und Genossen werden wir den uns von Ekin und Rosîda übergebenen Kampf in dem Bewusstsein verstärken, ihnen gerecht zu werden. Wir geben unser Wort, dass wir ihre Träume von einem freien Leben mit Rêber Apo [Abdullah Öcalan] in einem freien Kurdistan wahrmachen werden.“

Die HPG sprechen den Familien der Gefallenen, der Bevölkerung der Serhed-Region und dem Volk Kurdistans ihr Beileid aus. Zur Identität der Gefallenen macht die HPG-Pressestelle folgende Angaben:

                                  

Codename: Ekin Rizgar Malazgirt
Vor- und Nachname: Nuran Altunmakas
Geburtsort: Izmir
Namen von Mutter und Vater: Fatma – Mehmet Şirin
Todestag und -ort: 25. April 2023 / Serhed

 

Codename: Rosîda Bawer
Vor- und Nachname: Belgin Güven
Geburtsort: Erzirom
Namen von Mutter und Vater: Halide – Orhan
Todestag und -ort: 25. April 2023 / Serhed

 

Ekin Rizgar Malazgirt

Ekin Rizgar Malazgirt ist in Izmir geboren. Ihre Familie stammt aus dem Landkreis Kelê (tr. Malazgirt) in der Provinz Mûş und musste ihre Heimat aufgrund der staatlichen Repression verlassen. Obwohl Ekin nicht in Kurdistan aufwuchs, vermittelten ihre Eltern ihr die kurdische Kultur und die Widerstandstradition der Region Serhed. Ekin verfolgte den kurdischen Befreiungskampf seit ihrer Kindheit mit großem Interesse und litt mit ihrem Volk, das unterdrückt wurde und Massakern ausgesetzt war. Als junge Kurdin erhob sie Widerspruch gegen das System, in dem Frauen nicht zählten und versklavt wurden. Sie beschäftigte sich mit der Philosophie von Abdullah Öcalan und erkannte darin die Möglichkeit zur Befreiung. Nachdem ihr Bruder sich 2014 der Guerilla angeschlossen hatte, wurde sie selbst aktiv und folgte ihm im Jahr 2015 in die Berge. Von Serhed aus kam sie zur Grundausbildung in die Medya-Verteidigungsgebiete und ging anschließend in der Zap-Region in die Praxis. Nach zwei Jahren in einer beweglichen Einheit im Zap, in denen sie an diversen Aktionen gegen die türkische Armee teilnahm, machte sie eine Fachausbildung für Sabotagetaktiken und war danach an einer Akademie, aus der sie als Kommandantin der YJA Star hervorging. Auf eigenen Wunsch ging sie nach Bakur (Nordkurdistan) und kämpfte zuletzt in Wan.

Rosîda Bawer

Rosîda Bawer ist in der Provinz Erzîrom geboren und in einer der kurdischen Freiheitsbewegung nahestehenden Familie aufgewachsen. Verwandte von ihr schlossen sich der PKK an und Rosîda kannte die Partei bereits als Kind. Sie erlebte die Angriffe des türkischen Staates auf ihr Volk und den dagegen geleisteten Widerstand. Ihr naher Verwandter Bawer (Feyyaz Güven) kam im Kampf ums Leben und Rosîda entschied sich für den bewaffneten Widerstand. 2015 ging sie in die Berge und wurde Guerillakämpferin. In ihrer Ausbildung setzte sie sich mit der Realität des kurdischen Volkes und ihrer eigenen Persönlichkeit auseinander und entwickelte sich schnell zu einer führenden Militanten der YJA Star. 2016 schloss sie einen Lehrgang an einer Militärakademie ab und blieb die kommenden drei Jahre als Ausbilderin dort. Nach einem Aufenthalt an der Frauenakademie Şehîd Bêrîtan im Jahr 2019 ging sie auf eigenen Wunsch nach Bakur und kämpfte zuletzt in ihrer Heimatregion Serhed.