Zwei Guerillakämpferinnen in Gever gefallen
Die Guerillakämpferinnen Aso Diren Tekoşîn und Evîn Rêber Andok sind im September nach einem stundenlangen Gefecht gegen Hunderte Soldaten der türkischen Armee in Gever in Nordkurdistan gefallen.
Die Guerillakämpferinnen Aso Diren Tekoşîn und Evîn Rêber Andok sind im September nach einem stundenlangen Gefecht gegen Hunderte Soldaten der türkischen Armee in Gever in Nordkurdistan gefallen.
Die YJA-Star-Kämpferinnen Aso Diren Tekoşîn und Evîn Rêber Andok sind in einem Gefecht mit der türkischen Armee in Gever (tr. Yüksekova) gefallen. Das hat das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) bekannt gegeben. Demnach hat die türkische Armee am 19. September 2022 eine Militäroperation im Gebiet zwischen den Dörfern Kapotê, Yekmalê und Darê gestartet. „An dieser Operation haben neben den feindlichen Soldaten auch an unserem Volk Verrat begehende Kontras teilgenommen. Am selben Tag kam es zwischen unseren Weggefährtinnen Aso und Evîn, die sich in dem Gebiet befanden, und dem Feind zu einem stundenlang andauernden Gefecht. Bei den Gefechten wurden mehrere feindliche Soldaten sowie drei Kontras bestraft. Unsere Genossinnen Aso und Evîn haben opferbereit bis zum letzten Atemzug gekämpft und sind gefallen. Sie haben als freie, militante und apoistische Frauen an unserem Befreiungskampf teilgenommen und waren mit ihrer reinen Aufrichtigkeit konkrete Beispiele für die apoistische Opferbereitschaft und Willensbildung. Für ihre Weggefährt:innen waren sie eine Quelle der Kraft und Moral, sie geben unserem Kampf eine klare Perspektive“, erklären die HPG und sprechen den Angehörigen und dem Volks Kurdistans ihr Mitgefühl aus.
Zur Identität der Gefallenen machen die HPG folgende Angaben:
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Codename: Aso Diren Tekoşîn Vor- und Nachname: Gülistan Canbey Geburtsort: Bedlîs Namen von Mutter und Vater: Remziye – Necmettin Todestag und -ort: 19. September 2022 / Gever |
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Codename: Evîn Rêber Andok Vor- und Nachname: Rojda Şık Geburtsort: Amed Namen von Mutter und Vater: Ferrah – Hakkı Todestag und -ort: 19. September 2022 / Gever |
Aso Diren Tekoşîn
Aso Diren Tekoşîn stammte aus der nordkurdischen Region Garzan und ist in Bedlîs-Tetwan zur Welt gekommen. Sie wuchs mit der für die Region typischen Widerstandskultur auf und wurde vor allem von der großen Liebe ihrer Mutter zu ihrem Land geprägt. Bereits als Kind träumte sie davon, Guerillakämpferin zu werden. Den Kampf lernte sie zunächst durch Lieder und Aufnahmen der Guerilla kennen. Als sich ihr großer Bruder dem Kampf anschloss, hinterfragte Aso die gesellschaftliche Realität, in der sie lebte. Einerseits wurde Frauen eingeredet, dass sie nicht auf eigenen Füßen stehen können und ihre Aufgabe der Dienst am Mann sei. Auf der anderen Seite sah Aso die Frauen bei der Guerilla, die unter schwierigsten Bedingungen bewaffnet kämpften. Sie setzte sich mit den Vorstellungen Abdullah Öcalans, der PKK und der Frauenbefreiungsideologie auseinander und erlebte gleichzeitig mit, wie ihr Volk brutal unterdrückt wurde. Aus dieser Kombination entstand ein tiefes Gefühl der Verbundenheit mit der Befreiungsbewegung. Aso lehnte das für Frauen vorgesehene Sklavendasein ab und wollte für alle Frauen und Unterdrückten kämpfen. Ausschlaggebend für ihre Entscheidung, sich der Guerilla anzuschließen, war der Tod von Arjîn Garzan (Leyla Altan) und 14 weiteren Kämpferinnen am 24. März 2012 in Bedlîs-Xîzan. Im selben Jahr ging Aso in Garzan in die Berge. 2013 verabschiedete sie sich von der Region, in der sie geboren und aufgewachsen war, und kam nach Metîna in Südkurdistan. Bei der PKK bedeutet jeder Abschied einen Neubeginn, und Aso lernte in Metîna die Liebe, die Stärke und den Willen freier Frauen kennen. Ab 2014 kämpfte sie an der Front und gewann dabei neue Erkenntnisse über sich selbst, die PKK und die Realität des Feindes. In Qaşura baute sie eine enge Verbindung zu Tekoşîn Amed (Zelal Kartal) auf. Als Tekoşîn Amed im September 2017 eine Fedai-Aktion gegen einen türkischen Stützpunkt in Amed-Licê durchführte, schloss Aso sich den Hêzên Taybet an und professionalisierte sich in verschiedenen Taktiken des Guerillakampfes. Als eine Kommandantin der Frauenguerilla YJA Star ging sie ins Zagros-Gebirge und kämpfte zuletzt in Gever.
Evîn Rêber Andok
Evîn Rêber Andok ist in Amed geboren und in einem der kurdischen Befreiungsbewegung nahestehenden Umfeld aufgewachsen. Ihre Familie war patriotisch und Evîn hörte seit ihrer Kindheit Geschichten über den Guerillakampf. Gleichzeitig erlebte sie die Unterdrückung des kurdischen Volkes durch den türkischen Staat aus unmittelbarer Nähe mit und entwickelte früh ein Bewusstsein für die Realität in Kurdistan. Sie hinterfragte die Gründe für stattfindenden Krieg und die vielen Opfer und kam zu dem Schluss, dass ein würdevolles Leben in Kurdistan nur durch den Kampf möglich ist. Davon schloss sie sich selbst nicht aus, sie fühlte sich verantwortlich und trat 2014 der Guerilla bei. Wie sie später einmal sagte, hatte sie bereits einen bestimmten Bewusstseinsgrad, ausschlaggebend war jedoch ihre Gefühlslage. Die erste Zeit in den Bergen bezeichnete sie als Rückkehr zur Menschlichkeit, zur Natur und zu ihrem wahren Selbst. Sie stürzte sich mit Begeisterung ins Guerillaleben und zeigte großen Einsatz, um diesem mit unermüdlicher Arbeit und vielen Opfern erschaffenen Leben gerecht zu werden. Dadurch fiel es ihr leichter, die Einflüsse des kapitalistisch-patriarchalen Systems auf ihre Persönlichkeit zu überwinden. Sie las die Analysen Abdullah Öcalans und begriff, warum die Frauenbefreiung die Voraussetzung für eine freie Gesellschaft ist. Gleichzeitig bildete sie sich auf militärischem Gebiet weiter und entwickelte sich zu einer professionellen Kämpferin der YJA Star. Nach einer Fachausbildung in Sabotagetaktiken ging sie in die Praxis und hielt sich lange Zeit in Gare und Xakurke auf, wo sie an vielen Aktionen gegen die türkische Armee teilnahm. Auf eigenen Wunsch kämpfte sie anschließend in Gever. Am 19. September leistete sie zusammen mit ihrer Weggefährtin Aso stundenlang Widerstand gegen Hunderte Soldaten, bis sie sich der Karawane der Gefallenen anschloss.