Zehra Sağlam in Jandarma-Begleitung beigesetzt

Die politische Gefangene Zehra Sağlam, die sich gestern aus Protest gegen die Isolation Abdullah Öcalans das Leben genommen hat, ist in der Nacht beerdigt worden.

Zehra Sağlam, die sich am Sonntag aus Protest gegen die Isolation Abdullah Öcalans im Gefängnis Erzurum-Olto das Leben genommen hat, ist in der vergangenen Nacht im Beisein eines großen Jandarma-Aufgebots in ihrem Heimatdorf in der nordkurdischen Provinz Muş beerdigt worden. An der Beisetzung durften nur Familienmitglieder teilnehmen.

Der Leichnam war zuvor von der Militärpolizei beschlagnahmt und in das Dorf Xinzor (Kayalikale) im Kreis Gimgim (Varto) überführt worden. Die Zugangswege in die Kreisstadt und in das Dorf wurden von Jandarma und Polizei gesperrt. Die Jandarma ließ nur sehr wenige Familienmitglieder auf den Friedhof. Die Beerdigung fand in völliger Dunkelheit statt.

Politikerinnen und Politikern der Demokratischen Partei der Völker (HDP) wurde trotz heftigem Protest die Einfahrt in die Kreisstadt verweigert.

Wählt nicht den Tod, sondern das Leben

Zehra Sağlam hatte sich wie viele hundert weitere Gefangene seit dem 16. Dezember dem von der HDP-Politikerin Leyla Güven initiierten Hungerstreik für die Aufhebung der Isolationshaftbedingungen des PKK-Gründers Öcalan beteiligt. Sie selbst war nach Angaben ihrer Mitgefangenen seit dem 11. März im Hungerstreik und hat in ihrem Tagebuch festgehalten, dass sie ihren Freitod als Aktion gegen die Isolation Öcalans versteht. Inhaftiert wurde Zehra Sağlam wegen „Terrorvorwürfen“ im Jahr 2016 als 20-Jährige.

Mit Zehra Sağlam sind es bereits drei politische Gefangene, die sich innerhalb einer Woche aus Protest gegen das Isolationssystem auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali, auf der Abdullah Öcalan seit 1999 inhaftiert ist, das Leben genommen haben. Vorgestern beendete Ayten Beçet im Gefängnis von Gebze ihr Leben. Vergangenen Sonntag setzte der Gefangene Zülfük Gezen in einem Gefängnis in der Westtürkei seinem Leben aus Protest ein Ende.

Am Dienstag erlag der Neusser Aktivist Uğur Şakar in einer Duisburg Klinik seinen schweren Verletzungen. Der 43-jährige Kurde hatte sich Ende Februar vor dem Gerichtsgebäude in Krefeld aus Protest gegen die Isolation Abdullah Öcalans selbst verbrannt.

Die kurdische Politikerin Leyla Güven, die den Hungerstreik gegen die Isolation Öcalans initiiert hat, hat gestern dazu aufgerufen, von Selbsttötungen abzusehen. Auch Abdullah Öcalan hat vor Jahren erklärt: „Nicht der Tod, sondern das Leben sollte richtungsweisend für euch sein. Für ein Leben in Würde müsst ihr den Widerstand stärken, statt euer Leben zu beenden.“