YBŞ: Wir werden uns dem türkischen Staat nicht beugen
Bei dem Luftangriff der türkischen Armee auf das ezidische Siedlungsgebiet Şengal sind nach YBŞ-Angaben drei Zivilisten ums Leben gekommen.
Bei dem Luftangriff der türkischen Armee auf das ezidische Siedlungsgebiet Şengal sind nach YBŞ-Angaben drei Zivilisten ums Leben gekommen.
Die Kommandantur der Widerstandseinheiten YBŞ (Yekîneyên Berxwedana Şengal) hat eine Erklärung zu dem türkischen Luftangriff am vergangenen Donnerstag auf das ezidische Siedlungsgebiet Şengal veröffentlicht. Bei insgesamt 17 Luftschlägen gegen das Silo-Tal sind nach YBŞ-Angaben drei Zivilisten ums Leben gekommen. In der Erklärung heißt es: „Die Zivilisten stammten aus Kobanê und bestritten in Şengal ihren Lebensunterhalt. Sie beteiligten sich hier am Aufbau von Wassermühlen und sind vom türkischen Staat kaltblütig getötet worden. Wir sprechen den Angehörigen der Verstorbenen unser Beileid aus”. Weiter gab die YBŞ-Kommandantur bekannt, dass es sich bei der bombardierten Region nicht um militärisch genutztes Gebiet handele: „Unsere Kräfte sind im Silo-Tal nicht stationiert. Es handelt sich um den Ort, an dem am 15. August 2018 der ezidische Politiker Mam Zekî Şengalî bei einem gezielten Anschlag [des türkischen Staates] getötet wurde“.
Kein Verlust in Reihen der YBŞ/YJŞ
Bei den Luftangriffen sei es nicht zu Verlusten in den Reihen der YBŞ/ YJŞ gekommen. Weiter heißt es in der Erklärung: „Der türkische Staat führt gezielte Angriffe gegen die ezidische Gemeinschaft durch. An Feiertagen sowie Jahrestagen von Massakern wird das ezidische Volk angegriffen. Am 15. August wurde Mam Zekî Şengalî, Pionier der ezidischen Gemeinschft, am Jahrestag des Massakers von Koço [(Kocho): Das etwa 1.700 Einwohner*innen zählende Dorf, in dem 300 Familien lebten, wurde am 15. August 2014 von der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) überfallen. Weil sich die Bewohner*innen weigerten, zum Islam zu konvertieren, wurden rund 600 Männer und Jugendliche erschossen. 694 Frauen und Kinder wurden entführt und sexuell ausgebeutet bzw. zu Kindersoldaten ausgebildet. Anm. der Redaktion] auf barbarische Weise getötet. Am Tag des Festes Cejna Êzî wurde Şengal bombardiert. Dies zeigt eindeutig, dass sich der rassenfanatische kolonialistische Staat Türkei im Rahmen eines Angriffs gegen die ezidische Gemeinschaft bewegt.
Wir sind keine Kraft, die sich unterwirft
Der türkische Staat und alle anderen regionalen Kräfte sollten wissen, dass wir als YBŞ und YJŞ kein Kraft sind, die sich den gegenwärtigen Drohungen unterwirft. Unsere Verbundenheit gilt diesem Land, dem ezidischen Volk und den Gefallenen. Wir werden unser Volk bis zum letzten Augenblick verteidigen.
Ermahnung an diejenigen, die im Dienst des türkischen Staates stehen
Einige Personen, die von sich selbst behaupten, politische und militärische Vertreter der Eziden zu sein, haben in der letzten Zeit gewisse Äußerungen von sich gegeben. Wir möchten hiermit einige Worte an diese Personen richten, die im Dienst der feindlichen und rassenfanatischen Politik stehen. Es scheint, als erkennen sie ihre Feinde nicht, sonst würden sie ihnen nicht an die Hand gehen. Diese Personen haben den falschen Weg eingeschlagen und sollten umkehren.
Die PKK ist in Şengal nicht präsent. Sie hat sich aus der Region zurückgezogen. Kräfte, die auf diese Behauptung zurückgreifen und Şengal bombardieren, sollten beachten: Die während des Völkermords an der ezidischen Bevölkerung gegründeten YBŞ und YJŞ stellen die Verteidigungskraft von Şengal. Probleme können und möchten wir im Dialog lösen, unsere Tür steht stets offen. Doch diejenigen, die nicht im Interesse der Eziden handeln, werden ihre Antwort darauf von unserer Bevölkerung erhalten.
Appell an den Irak und die internationale Staatengemeinschaft
Die Koalitionskräfte, die internationale Staatengemeinschaft und insbesondere der Irak müssen den Luftraum Şengals für den türkischen Staat sperren und eine Haltung gegenüber den Angriffen dieses faschistischen, kolonialistischen Staates annehmen. Erklärungen des irakischen Außenministeriums sind nicht ausreichend.
Im Jahr 2014 durchlebte dieses Volk die schlimmste menschliche Tragödie des 21. Jahrhunderts. Es erlebte einen der größten Völkermorde. Um weitere Genozide zu verhindern, darf die Türkei den Luftraum über Şengal nicht nutzen.
Hiermit möchten wir auch einen Aufruf an unser Volk richten: Ganz gleich, wo; diese Angriffe müssen bei Massenaktionen verurteilt werden. Wir laden auch die Jugend, die Frauen und Männer der ezidischen Gemeinschaft ein, an der Verteidigung unserer Heimat Şengal teilzunehmen.“