YBŞ: Şengal wird nicht wie Efrîn werden

Die türkischen Drohnenangriffe auf Şengal haben ihr Ziel nicht erreicht. Die ezidischen Widerstandseinheiten YBŞ kündigen an, alle Kollaborateure des türkischen Staates zur Rechenschaft zu ziehen.

Die Kommandantur der Widerstandseinheiten YBŞ (Yekîneyên Parastina Şengalê) hat sich zu den türkischen Drohnenangriffen am 23. und 25. August auf das ezidische Siedlungsgebiet Şengal in Südkurdistan geäußert:

„Während das Gedenken für die Toten des IS-Massakers vom 3. August 2014 in Tilezer, Siba und Koço noch andauert, hat der faschistische türkische Staat zwei Drohnenangriffe durchgeführt. Weder der Angriff vom 23. August noch der gestrige Angriff haben Ergebnisse erbracht.

Die Angriffe zeigen, dass der türkische Staat ein neues Konzept in Şengal begonnen hat. Damit soll das Massaker vom 3. August 2014 fortgesetzt werden. Die heutigen Angriffe werden von denen durchgeführt, die 2014 über den IS ein Massaker anrichten wollten. Geplant werden die Angriffe vom türkischen Geheimdienst MIT und regionalen Kollaborateuren. Wir wissen, dass sie anhand der von Kollaborateuren übermittelten Informationen durchgeführt wurden.

Die Angriffe der letzten Tage richteten sich sowohl gegen unsere Kräfte als auch gegen die Bevölkerung. Das angestrebte Ziel wurde damit nicht erreicht. An den bombardierten Orten sind lediglich Feuer ausgebrochen. Als YBŞ kämpfen wir weiter für die Freiheit unseres Volkes. Bis unser Kampf vom Sieg gekrönt ist, setzen wir unseren Weg mit großer Entschlossenheit fort.

Neçirvan Barzanî hat als Regierungschef Südkurdistans in jüngster Zeit Erklärungen abgegeben, in denen er Şengal als nicht offizielles Gebiet und als gesetzeswidrig bezeichnet. Die YBŞ und YJŞ sind entsprechend der irakischen Gesetzgebung offizielle Kräfte. Wenn also eine gesetzeswidrige Lage besteht, dann sind es die Verlautbarungen von Neçirvan Barzanî und seine Hilfestellung dabei, dass der faschistische türkische Staat und Einrichtungen des MIT auf irakischem Territorium präsent sind. In vielen Regionen des Irak und vor allem in der türkischen Hauptbasis Başika sind Besatzer stationiert. Damit wird irakisches Territorium besetzt. Gesetzeswidrig sind die nachrichtendienstlichen Einrichtungen des MIT. Es ist Neçirvan Barzanî höchstpersönlich, der diese Kräfte in den Irak und nach Südkurdistan bringt, sie die Region besetzen lässt und eben nicht offiziell handelt.

Das türkische Militär, der MIT und die Roj-Banden haben keinerlei offiziellen Status im Irak. Vor kurzem sind bei türkischen Luftangriffen ein HPG-Kommandant und zwei irakische Kommandanten getötet worden. In Südkurdistan sind Dutzende Menschen bei türkischen Angriffen ums Leben gekommen. Dutzende Dörfer sind entvölkert worden. Die Bevölkerung soll von ihrem Boden vertrieben werden. Bei all diesen Vorfällen haben Neçirvan Barzanî und die Kollaborateure des türkischen Staates ihre Finger im Spiel.

Die Verlautbarungen von Neçirvan Barzanî legitimieren die türkischen Angriffe auf Südkurdistan und den Irak. Die Präsenz des türkischen Staates in Südkurdistan erhöht die Arbeitslosigkeit und das Leid. Es handelt sich dabei um eine schmutzige Politik des türkischen Staates. Die Bevölkerung Südkurdistans sollte sehen, wem Neçirvan Barzanîs Erklärungen dienen. Die Menschen und vor allem die Jugend sollten an der Seite der Kräfte stehen, die für das Volk und das Land kämpfen.

Wir rufen unser Volk auf, sich nicht länger auf die Seite der Kollaborateure zu stellen. Die Verteidigungskräfte im Irak verhalten sich wie der türkische MIT. Den Menschen sollte bewusst sein, dass der MIT ein historischer Feind unseres Volkes ist. Er hat im Verlauf der Geschichte zahlreiche Massaker an unserem Volk verübt. Wer an der Seite des MIT und der Kollaborateure steht, sollte den Verrat aufgeben. Mit dem MIT und den Kollaborateuren gibt es nichts zu gewinnen. Die Familien, deren Kinder gemeinsam mit den Verrätern vorgehen, rufen wir auf, sich für ihre Kinder einzusetzen. Andernfalls können wir keine Verantwortung für sie übernehmen. Entsprechend der Aufrufe von Stammesältesten, religiösen Führern und unseren Familien zur Rückkehr in die Heimat rufen wir alle dazu auf, am Befreiungskampf teilzunehmen. Wir rufen dazu auf, die aus ezidischen Frauen und Männern bestehenden Einheiten der YBŞ und YJŞ zu unterstützen. Die Angriffe auf die YBŞ müssen als Angriff auf das Ezidentum verstanden werden.

Da die Besatzungskräfte wissen, dass ihre Angriffe keine Ergebnisse erbringen, versuchen sie, die Ruhe und Sicherheit in Şengal zu zerstören. Die demografische Struktur Şengals soll verändert werden. Was gestern in Efrîn geschehen ist, soll heute in Şengal stattfinden. Das ist das Ziel des MIT und der mit ihm agierenden Kräfte.

Wer mit diesen Kräften kollaboriert, muss sich dieser Ziele bewusst sein. Şengal wird nicht wie Efrîn werden. Wer mit den Kollaborateuren und dem türkischen Staat gemeinsam agiert, verrät seinen Glauben, seinen Boden, seine Kultur und seine Freiheiten. Der faschistische türkische Staat hat Dutzende Massaker an unserem Volk verübt. Er will unser Volk und unseren Glauben vernichten. Das darf niemand vergessen. Wer seine Vergangenheit vergisst, verliert auch seine Zukunft und seinen Glauben. Wir rufen die Kollaborateure ein weiteres Mal dazu auf, ihr Vorgehen aufzugeben. Wir werden alle zur Rechenschaft ziehen, die mit den Angreifern auf unser Volk und unsere Kräfte zusammenarbeiten.“