Die kurdische Befreiungsbewegung begeht die Zeit vom 21. zum 28. März als „Woche des Heldenmuts“. Dieser Beschluss auf dem 3. PKK-Kongress im Jahr 1986 geht zurück auf die kurdischen Revolutionäre Mazlum Doğan und Mahsum Korkmaz (Egîd), die in diesem Zeitraum ums Leben gekommen sind.
Mazlum Doğan: Der zeitgenössische Kawa
Mazlum Doğan, geboren 1955 in Dersim, gehörte bereits vor der PKK-Gründung zu der Gruppe um Abdullah Öcalan in Ankara und wurde im September 1979 verhaftet. Bei seiner Gerichtsverhandlung rief er die Parole „Leben heißt Widerstand“, die auch heute noch eine zentrale Losung der Befreiungsbewegung ist. Am 21. März 1982 entzündete er im berüchtigten Foltergefängnis in Amed (tr. Diyarbakir) drei Streichhölzer, legte sie auf den Tisch in seiner Zelle und nahm sich das Leben. Er hinterließ die Nachricht „Kapitulation ist Verrat, Widerstand führt zum Sieg” und setzte damit ein Fanal gegen die systematische Vernichtung der kurdischen Freiheitsbewegung durch die türkische Militärjunta. Daher wird er in Anlehnung an den Schmied Kawa aus der Newroz-Legende als „zeitgenössischer Kawa“ bezeichnet.
Mahsum Korkmaz: Der Mutige
Mahsum Korkmaz ist 1956 in Amed-Farqîn geboren und bekam 1976 über Mazlum Doğan Kontakt zur kurdischen Bewegung. Unter seinem Kommando fiel am 15. August 1984 in Dih „der erste Schuss“ der Arbeiterpartei Kurdistans. Der Tag markiert den Beginn des bewaffneten Befreiungskampfes gegen die türkische Besatzungsmacht. Der Kampfname von Mahsum Korkmaz war Egîd („Der Mutige“). Er ist am 28. März 1986 bei einem Gefecht mit der türkischen Armee am Berg Gabar gefallen.
NPG: Der bedeutendste Durchbruch in der Geschichte Kurdistans
Die Kommandantur des Hauptquartiers der Volksverteidigung (NPG) erklärt zur „Woche des Heldenmuts“, dass der Kampf der Gefallenen unter allen Umständen fortgesetzt wird. In der Erklärung heißt es:
„Die Praktiken der Unterdrückung, Verfolgung, Folter, Sklaverei und Kolonialisierung, die dem kurdischen Volk seit Hunderten von Jahren auferlegt wurden, haben sich in den letzten hundert Jahren durch die Einbindung in den Nationalstaat zu systematischen Völkermordangriffen entwickelt. Unser Land Kurdistan wurde geteilt, unser Volk, das mehrere zehn Millionen Menschen zählt, und seine Sprache, Kultur und Identität wurden verleugnet und die ganze Welt schwieg zu diesen Gräueltaten. In den letzten hundert Jahren hat das kurdische Volk unzählige Widerstände und Serhildan [Aufstände] gegen diese Brutalität entwickelt, aber trotz vieler wertvoller individueller Heldentaten waren sie nicht erfolgreich und Kurdistan ist in das Schweigen des Todes gefallen. In einer Atmosphäre der Verzweiflung, in der der Glaube an die Freiheit verloren ging, das Kurdischsein zu einer schändlichen Identität wurde, nationale Aufgaben nicht wahrgenommen wurden und der Kampf für die Freiheit als Selbstmord angesehen wurde, fand vor einem halben Jahrhundert das wundersame und historische Auftauchen von Rêber Apo [Abdullah Öcalan] statt. Rêber Apo erkannte schon in jungen Jahren den Zustand der Verzweiflung und der absoluten Sklaverei, in den das kurdische Volk gestürzt worden war. Er spürte den Schmerz seines Volkes tief in seinem Herzen, empfand große Wut über diese Situation und reagierte, indem er sein Bewusstsein und seine Gefühle in die PKK-Bewegung umwandelte, den bedeutendsten Durchbruch in der Geschichte Kurdistans.“
„Der Kurs der Freiheitsbewegung wird von den Gefallenen bestimmt“
Abdullah Öcalan habe erkannt, dass es für das kurdische Volk nicht einfach sein würde, seine Existenz zu schützen und seine Freiheit zu sichern, so die NPG-Kommandantur: „Er verstand, dass dies nicht durch gewöhnliche Anstrengungen erreicht werden konnte, und er organisierte einen epischen Marsch, indem er große Lehren aus der Geschichte Kurdistans zog. Der aufopferungsvolle Aufbruch von Rêber Apo wurde durch die heldenhaften Taten der führenden Kader der apoistischen Bewegung zu einer Tradition des Kampfes, und diese Tradition wurde zur heroischen Linie der Gefallenen und bestimmte den Kurs unserer zum Sieg marschierenden Freiheitsbewegung. Unser Kampf, der mit der Entstehung der apoistischen Bewegung in ganz Kurdistan auf der Ebene des Heldentums voranschreitet, ist dank der großen Heldendenkmäler, die sie aus ihrem Schoß hervorgebracht hat, bis zum heutigen Tag gekommen. Mit der PKK haben sich die einzelnen heroischen Aufbrüche in der kurdischen Geschichte in eine heroische Organisation, einen Stil, ein Tempo, einen Gedanken, eine Haltung, eine Tradition und eine Linie verwandelt. Die PKK ist zu einer Bewegung von Heldinnen und Helden geworden, die mit ihren großen Gefallenen die Geschichte des letzten halben Jahrhunderts geprägt hat.“
Die NPG-Kommandantur erinnert „mit Respekt und Dankbarkeit“ an Mazlum Doğan, Mahsum Korkmaz und alle Gefallenen und erklärt: „Unsere Bewegung, die durch die heldenhaften Taten von Mazlum und Egîd vorangetrieben wurde, hat sich heute über ganz Kurdistan ausgebreitet und eine opferbereite Armee geschaffen, die den kolonialistischen Feind überall mit beispiellosem Mut bekämpft.“