„Wir haben nichts zu verlieren, aber die Freiheit zu gewinnen“
Mit den Guerillakommandant*innen Têkoşîn Toprak und Erdal Serdeşt haben wir in den Medya-Verteidigungsgebieten über das Jahr 2018 und die Perspektiven für die Zukunft gesprochen.
Mit den Guerillakommandant*innen Têkoşîn Toprak und Erdal Serdeşt haben wir in den Medya-Verteidigungsgebieten über das Jahr 2018 und die Perspektiven für die Zukunft gesprochen.
In den Bergen Kurdistans herrscht bereits jetzt tiefer Winter. Die Berge und viele Täler sind schon tief verschneit. Während in früheren Jahren die Wintermonate eine Zeit waren, in der kaum Aktionen umgesetzt werden konnten, geht nun der Widerstand der Frauenguerilla YJA-Star und der Volksverteidigungskräfte HPG auf hoher Intensität weiter.
Têkoşîn Toprak: Türkisches Militär geht dieses Jahr umfassender vor
In einem Gespräch mit Têkoşîn Toprak, einer Kommandantin der Frauenguerilla, weist diese darauf hin, dass das türkische Militär trotz historischer Kontinuitäten seit letztem Frühling eine umfassendere Politik als früher gegen die Guerilla verfolgt. Toprak stellt insbesondere die Spezialkriegspolitik heraus, mit der versucht werde, Keile zwischen Öcalan und die Guerilla sowie zwischen die Guerilla und das Volk zu treiben. Sie sagt: „Der Spezialkrieg und die Antipropaganda laufen auf höchstem Niveau; sie wird umfassend und intelligent eingesetzt. Der Feind mobilisierte sich unter der großen Ankündigung ‚Man wird den Namen der PKK nicht einmal mehr aussprechen‘. Wir sprechen hier von einer Phase, die weiterhin andauert.“
Es konnten keine Ergebnisse erzielt werden
Toprak erklärt, der Staat versuche diesen Ansatz noch immer unter dem Einsatz all seiner Möglichkeiten umzusetzen, habe jedoch kein Ergebnis erzielen können. Immer neuere Aktionen bestätigten, dass es sich bei der Behauptung, die Guerilla sei vernichtet worden, um eine Unwahrheit handele.
Die Kultur der Guerilla und ihr Erbe
Der Grund für das Scheitern des türkischen Staates liege in der Kultur und dem historischen Erbe der Guerilla, sagt Toprak. „Es ist für die Guerilla sehr einfach, die Technik des Feindes ins Leere laufen zu lassen. Die Guerilla organisiert sich, bewegt sich, stärkt ihre Logistik und führt Aktionen unter jeder Bedingung, zu jeder Zeit und bei jedem Wetter durch. Auf dieser Grundlage hat die Guerilla die Pläne des Feindes für das Jahr 2018 zum Scheitern gebracht. Die apoistische Guerilla wird zu jeder Zeit ihren Freiheitskampf führen.“
Trotz Winterbedingungen
Toprak weiter: „Der Winter hat begonnen und obwohl der erste Schnee gefallen ist und all der feindlichen Technik zum Trotz ist die Guerilla in Aktion. Wir sind Guerillakämpfer*innen und jede Jahreszeit bietet für uns entscheidende Vorteile. Wir kämpfen seit 40 Jahren. Wir organisieren uns selbst und mobilisieren uns selbst. Das sieht man gerade auch an den andauernden und den letzten Aktionen in Gever, Şemzînan und Heftanîn. In der aktuellen Phase wird nicht nur die Technik des Feindes ausmanövriert, gleichzeitig wird durch große Aktionen das Unmögliche möglich gemacht.“
Die wirksamste Technik ist der Mensch
Die Guerilla-Kommandantin kommt auch auf den Widerstand in Südkurdistan zu sprechen: „Der Vorsitzende Apo hat immer gesagt, dass die Technik des Feindes nicht in unserer Hand ist, und daran erinnert, dass wir Guerillakämpfer*innen sind und uns auf dieser Grundlage organisieren. Er pflegte zu sagen: ‚Die Technik wird vom Menschen geschaffen und die großartigste Technik ist der Mensch.‘ Dieses Prinzip wurde für uns zum Leitwort bei dem Versuch der Besatzung der Medya-Verteidigungsgebiete im Jahr 2018. Der türkische Besatzerstaat hat nichts gewonnen und das wird auch weiterhin nicht geschehen. Die Guerilla ist eins mit dieser Landschaft und hat sich hier eingegraben. Sie hat eine Mauer gegen die Besatzung errichtet. Der Feind steckt an den Punkten, an denen er gelandet ist, fest. Er kann nicht einmal seinen Kopf herausstrecken. Wir sind überall und unter jeder Bedingung apoistische Militante.“
Der Feind ist zur Technik verurteilt
Der junge HPG-Kommandant Erdal Serdeşt spricht über die Täuschung der Öffentlichkeit, die der türkische Staat betreibt: „Seit 40 Jahren ändern sich die Aussagen nicht. Sie werden nicht müde zu wiederholen: ‚Wenn nicht heute, dann morgen, wenn nicht morgen, dann übermorgen; diesen Frühling, diesen Winter, dieses Jahr werden wir der PKK den Garaus machen.‘ Demgegenüber steht eine Bewegung, die sich permanent selbst organisiert und stärkt.“ Zu den Aktionen in diesem Jahr sagt Serdeşt: „Gegen die Guerillaaktionen von den Medya-Verteidigungsgebieten bis hin zu Grenze haben sie nichts in der Hand als ihre Technik. Der ganze Glaube des Feindes in diesem Krieg hängt an der Technik.“
Glaubt nicht die Lügen der Medien
Serdeşt weist darauf hin, dass die türkischen Medien dazu benutzt werden, die eigenen Verluste und Kriegsverbrechen zu verbergen und die Verluste von Soldaten immer wieder unter den Schlagwörtern „Unfall, Erfrierung, Ausbildungsunfall oder Blitzschlag“ verbucht werden. Er erklärt: „Die Völker der Türkei müssen das vom Militär verheimlichte, wahre Gesicht des Krieges sehen können und der Realität Gehör schenken. Gleichzeitig sollten die Völker der Türkei auch die Grausamkeit des türkischen Besatzerheeres gegen das Volk Kurdistans sehen.“
Der Krieg stürzt die Bevölkerung in Armut
Serdeşt bringt den wirtschaftlichen Niedergang der Türkei mit den Kosten des Krieges in Verbindung und fährt fort: „Der Krieg lässt die Bevölkerung verarmen. Während die Regierung der Türkei sich immer mehr bereichert, wird immer deutlicher, wie die Bevölkerung verarmt.“
Seid Euch der Lügen bewusst
Das Heer, das in den ersten Monaten dieses Jahres behauptet hatte, „Dieses Jahr löschen wir sie aus“, ist nun selbst von der PKK geschlagen worden, sagt Serdeşt und unterstreicht: „Wir wissen ganz klar, dass sie das Versprechen, das sie ihrer Bevölkerung gaben, aufgrund unseres Widerstands nicht halten konnten. Aber wir wollen, dass dies auch die Völker in der Türkei wissen.“
Wir haben nichts zu verlieren, aber die Freiheit zu gewinnen
Serdeşt beschreibt, dass die Aktionen in hoher Intensität auch in den Wintermonaten weitergehen und sagt: „Ungeachtet der Lügen des Feindes werden wir unsere Aktionen erfolgreich fortsetzen. Wir haben nichts zu verlieren, aber die Freiheit zu gewinnen. Wir zielen auf die physische Freiheit des Vorsitzenden Apo ab und werden unser Ziel erreichen. Die Freiheitsguerilla Kurdistans wird all der Grausamkeit gegen unser Volk Einhalt gebieten.“