Weiterer Foltervorfall in Wan

In Wan-Erdîş wurden zwei Jugendliche von der Jandarma gefoltert und anschließend verhaftet. In dem Bezirk sind in den letzten drei Wochen 90 Menschen festgenommen und 47 von ihnen verhaftet worden.

Im Kreis Erdîş (Erciş), der zur Provinz Wan (Van) gehört, nehmen die Meldungen von Repression und Gewalt der türkischen Sicherheitskräfte gegen die kurdische Bevölkerung nicht ab. Gerade mit Hinblick auf die anstehenden Kommunalwahlen am 31. März hat das AKP-Regime die Angriffe gegen die Zivilbevölkerung in dieser Region besonders erhöht. Alleine in den letzten 22 Tagen wurden in Erdîş 90 Menschen in Gewahrsam genommen und 47 inhaftiert. In den letzten acht Wochen sind mehr als 200 Polizeirazzien in Erdîş zu verzeichnen. Nun kommen auch Meldungen von Folter an den Festgenommenen hinzu.

Vier Tage Folter an zwei Jugendlichen

So geschehen im Dorf Papişkin (Gözütok) in der Nähe von Erdîş. Hier wurden İnan Dilmaç (19) und Bülent Saklar (18) von der Militärpolizei in Gewahrsam genommen und in die örtliche Kaserne gebracht. Vier Tage lang wurden die beiden jungen Männer von der Jandarma gefoltert. Sie wiesen zahlreiche blaue Flecken an ihren Körpern und im Gesicht auf. Nach der viertägigen Tortur wurden die beiden inhaftiert und ins Gefängnis überstellt.

Das Dorf Papişkin ist unterdessen seit rund einer Woche von der Jandarma besetzt. Der Zugang zum Dorf steht unter militärischer Kontrolle. Zudem patrouilliert die Militärpolizei auch von Zeit zu Zeit im Dorf. In Papişkin hat die Demokratische Partei der Regionen (DBP), die Teil der HDP ist, bei den letzten Kommunalwahlen fast alle Stimmen erhalten. Die AKP war hier fast leer ausgegangen. Die Dorfbewohner sehen hierin auch den Grund für die verstärkte Repression der Regierung in letzter Zeit. Ein Dorfbewohner berichtet, dass der Jandarma-Kommandant nach der Festnahme der beiden Jugendlichen im Dorf gefragt habe, warum man sich die Mühe gemacht habe, diese festzunehmen, wenn man sie doch direkt vor Ort hätte hinrichten können.