Bei mehreren Angriffen der türkischen Luftwaffe auf ein Dorf in der südkurdischen Berggemeinde Binarê Qendîl sind in der Nacht zu Mittwoch vier Menschen verletzt worden. Zudem wurden drei Häuser vollständig zerstört, andere wurden durch die Wucht der Detonationswellen beschädigt. Das Ziel der Luftschläge war die Ortschaft Sînemok im Qendîl-Tal.
Nach Angaben des Ko-Bürgermeisters von Binarê Qendîl, Mihemed Hesen, sind Sînemok und das nähere Umland in der letzten Nacht drei Mal von Kampfflugzeugen der türkischen Armee attackiert worden. „Infolge der Bombardierungen wurden Weingärten und Anbauflächen schwer in Mitleidenschaft gezogen. Zudem sind viele Nutztiere der Dorfbevölkerung getötet worden“, so Hesen. Angaben zur Schwere der Verletzungen der vier Bewohner lagen am Mittwochabend noch nicht vor.
Zerstörung im Dorf Sînemok | Video: RojNews
Völkerrechtlich strafbare Kriegsverbrechen
Vorsätzliche Angriffe auf die Zivilbevölkerung und zivile Objekte sowie Flächenbombardements sind völkerrechtlich strafbare Kriegsverbrechen. Doch ignoriert von der internationalen Öffentlichkeit macht sich die Türkei seit Jahren solchen Verbrechen schuldig. In Südkurdistan werden zivile Siedlungsgebiete seit Beginn der jüngsten Invasion am 23. April nahezu täglich von der türkischen Armee ins Visier genommen. Zu Reaktionen auf internationaler Staatsebene kommt es nicht. Die in Südkurdistan dominierende PDK (Demokratische Partei Kurdistans) unterstützt die Besatzungsoperationen der Türkei.
Luftangriffe auf Zivilisten, C-Waffen gegen Guerilla
Am 20. August hatte die türkische Armee nordöstlich von Zaxo in der Nähe von Batîfa ein ziviles Fahrzeug bombardiert und die Insassen getötet. Es handelte sich um zwei Touristen aus Mosul, die türkische Führung in Ankara sprach von „neutralisierten Terroristen“. Genau eine Woche zuvor wurde ein Zivilist in der Behdînan-Region von türkischer Artillerie getötet. Der Mann hielt sich in seinem Dorf Dêşişê (Dashish, auch Dishishe) zur Bewässerung von Anbauflächen auf, als der Ort von einem türkischen Militärstützpunkt unter Beschuss gesetzt wurde. Gegen die Guerilla setzt die Türkei bei der Invasion von Zap, Avaşîn und Metîna sogenannte C-Waffen ein. Erst heute gaben die Volksverteidigungskräfte HPG den Tod von zwei Guerillakämpfer:innen infolge von einem Giftgas-Einsatz bekannt.