Vejîn Helmet: Aus Kerkûk in die Berge

In einer Stadt wie Kerkûk aufzuwachsen, war schwer. Frauen wurden systematisch und gewaltsam unterdrückt. Das war der Grund, warum ich das herrschende System ablehnte. Mein Kindheitstraum war es, Revolutionärin zu werden.

In Südkurdistan ist schon immer großer Widerstand geleistet worden. Zu verschiedenen Zeiten sind aus der Bevölkerung Widerstandskämpfer hervorgegangen, die eine führende Rolle gespielt haben. Eine dieser Persönlichkeiten war Diyar Xerib (Helmet), der im Juli 2019 bei einem gezielten Luftschlag der türkischen Armee ums Leben gekommen ist. Er stammte aus Silêmanî und war Mitglied des KCK-Präsidialrats. Sein Tod war ein schwerer Verlust für das kurdische Volk. Vor allem junge Menschen aus Südkurdistan sind danach mit dem Wunsch nach Vergeltung in die Berge gegangen.

Vejîn Helmet ist Kämpferin der Frauenguerilla YJA-Star und stammt aus Kerkûk. Auch für sie war Diyar Xerib ein Vorbild und sie will seinen Kampf bei der Guerilla fortsetzen. Über ihren eigenen Werdegang erzählt sie:

„In einer Stadt wie Kerkûk aufzuwachsen, war schwer. Frauen wurden systematisch und gewaltsam unterdrückt. Das war der Grund, warum ich das herrschende System ablehnte und mich für die Revolution interessierte. Mein Kindheitstraum war es, Revolutionärin zu werden. 2003 verlor das Baath-Regime die Kontrolle über Kerkûk. Damals hatte ich Angst, dass der Krieg aufhört und ich keine Revolutionärin mehr werden kann. Das Baath-Regime bot den Menschen keine Lösungen für die gesellschaftlichen Probleme an. Dann kam der Druck von der PDK und YNK. Als die PDK-Regierung im Zuge des Unabhängigkeitsreferendums 2017 Kerkûk verkaufte, waren die Menschen wütend. Auch ich konnte es nicht ertragen, dass Kerkûk an den Feind verkauft wird.

Die PKK lernte ich 2008 kennen. Ich hatte nach einer Bewegung gesucht, die wirklich für die Freiheit der Menschen kämpft. Die PKK weckte meine Sympathie, weil ich sehen konnte, dass sie ein Volkspartei ist, für das Volk kämpft und sich vollständig diesem Kampf widmet. Wenn ich mir die PDK und YNK ansah, konnte ich nur feststellen, dass sie für ihre eigenen Interessen kämpfen. Die Demokratische Partei und Komela in Rojhilatê Kurdistanê [Ostkurdistan] kämpften nur für das Volk in einem Teil Kurdistans, das fand ich auch nicht richtig. Die PKK-Bewegung lernte ich durch die Analysen von Rêber Apo [Abdullah Öcalan] kennen. Sie hinterließen großen Eindruck bei mir. Nicht nur ich, meine ganze Familie war beeindruckt von ihm, wenn er im Fernsehen auftrat. 2017 entschied ich, mich der PKK anzuschließen. Meine Mutter unterstützte meine Entscheidung. Die Berge erschienen mir als der Ort, an dem ich meine Hoffnungen und Träume umsetzen kann. Jetzt kämpfe ich zusammen mit anderen entsprechend der Philosophie von Rêber Apo. Wir werden seinen Spuren bis zum Ende folgen.

Die Berge und die Frauen passen hervorragend zueinander. Das eine ist unzertrennlicher Teil des anderen. Am Anfang war es körperlich schwer für mich, aber mit der Zeit habe ich mich an das Leben in den Bergen gewöhnt. Ich habe verstanden, dass gerade die Schwierigkeit die Schönheit der Berge ausmacht. Die Verbundenheit zwischen den Bergen und den Frauen ist so stark, dass ich sie mit der Beziehung zwischen Mutter und Kind vergleiche. Rêber Apo hat einmal gesagt: ,Auch wenn alle die Berge verlassen, die Frauen sollten es nicht tun.' Die Berge Kurdistans sind für ihre Schönheit bekannt. Wenn ein Mensch in die Berge kommt, befreit er sich.

Deshalb appelliere ich an alle Frauen Kurdistans: Der Weg zur Freiheit führt über die Ideologie von Rêber Apo. Kommt in Berge und lasst uns Hand in Hand nicht nur für ein Volk, sondern für alle Völker kämpfen.“