In Amed (tr. Diyarbakır) haben politische Parteien, zivilgesellschaftliche Organisationen, Glaubensgemeinschaften, Mandatsträger:innen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens die „Initiative für Einheit“ ins Leben gerufen. Ziel der Initiative ist es, den innerkurdischen Dialog zu stärken und den Druck auf den türkischen Staat zu erhöhen, konkrete Schritte zur Lösung der kurdischen Frage zu unternehmen.
Die Veranstaltung fand im Kongresszentrum Çand Amed statt. Der Saal war mit Bannern geschmückt, auf denen in den Sprachen Kurmancî, Kirmanckî, Türkisch, Arabisch, Syrisch-Aramäisch und Armenisch der Leitsatz zu lesen war: „Mit Einheit werden wir gewinnen.“
Neun Monate Vorbereitung
Orhan Ayaz, einer der Initiator:innen, erklärte, dass der Gründung der Initiative eine neunmonatige Vorbereitungsphase vorausgegangen sei. „Ganz Kurdistan und auch die Weltöffentlichkeit blicken heute auf dieses Treffen“, sagte Ayaz. „Lasst uns daraus konkrete Ergebnisse für Frieden und Freiheit schaffen.“
Nach der Wahl des Tagungspräsidiums begann das Treffen mit einer Schweigeminute für die Gefallenen des kurdischen Befreiungskampfes. In ihrer Eröffnungsrede betonte die DEM-Abgeordnete Saliha Aydeniz: „Wir wünschen uns, dass diese Konferenz den Weg zu einem würdevollen Frieden ebnet.“ Sie erinnerte an den kürzlich verstorbenen Politiker Sırrı Süreyya Önder und würdigte dessen Rolle im Kampf für Frieden.
Ein Zeichen in Richtung Dialog
Aydeniz verwies auf den Aufruf für Frieden und eine demokratische Gesellschaft von Abdullah Öcalan vom 27. Februar sowie auf den gerade abgehaltenen Kongress der PKK. „Diese Entwicklungen zeigen, dass ein neuer politischer Moment entstanden ist. Umso wichtiger ist es jetzt, unsere Einheit zu festigen.“
Ein Aufruf an alle Kurd:innen
Der DEM-Abgeordnete Sinan Çiftyürek, der als Vertreter der Initiative sprach, betonte die kurdistanweite Dimension des Vorhabens: „Wir senden Grüße an alle vier Teile Kurdistans. Es ist Zeit, Verantwortung zu übernehmen und diese Initiative aktiv zu unterstützen.“ Die organisatorischen Vorbereitungen hätten vor zehn Monaten mit nur vier Personen begonnen, später sei eine größere Delegation aufgestellt worden. Mit dem jetzigen Treffen werde die Verantwortung nun an die Delegierten übergeben: „Von jetzt an liegt die Initiative nicht mehr in unseren Händen – sondern in den Händen der Delegation.“
„Jetzt ist der Staat am Zug“
Çiftyürek verwies auf die internationale Relevanz der Initiative und erinnerte an Gespräche mit Abdullah Öcalan sowie Aussagen iranischer Regierungsvertreter, die zu innerkurdischer Einheit aufgerufen hätten. „Die Waffen allein werden das Problem nicht lösen. Der türkische Staat ist nun aufgefordert, politische Schritte zu gehen – im Sinne eines demokratischen Friedens.“
Zum Abschluss rief er insbesondere Frauen, religiöse Autoritäten, Intellektuelle und die Bevölkerung zur aktiven Unterstützung auf. „Wir hoffen, dass aus dieser Versammlung starke und verbindende Entscheidungen hervorgehen.“
Nach den öffentlichen Reden wurde die Versammlung unter Ausschluss der Medien fortgesetzt. Die offizielle Deklaration der Initiative für Einheit soll in Kürze veröffentlicht werden.