Die HDP-Abgeordneten Tayyip Temel und Murat Sarısaç haben sich am 7. März dem unbefristeten Hungerstreik zur Aufhebung der Isolation des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan angeschlossen. Die Abgeordneten der Demokratischen Partei der Völker (HDP), Dersim Dağ, Tayyip Temel und Murat Sarısaç setzen ihre Aktionen trotz der Angriffe fort. Auch die in Amed (Diyarbakir) festgenommenen HDP-Mitglieder befinden sich weiterhin im Hungerstreik.
ANF sprach mit dem Abgeordneten Temel über den Hungerstreik, die Repression und die anhaltenden Festnahmen. Er erinnerte daran, dass solche Prozesse in der Geschichte Kurdistans oft stattgefunden haben und diese Zeit von historisch kritischer Bedeutung sei. Der Hungerstreik würde das Schicksal des Landes bestimmen, sagte Temel und erklärte, dass es in kritischen Phasen immer wieder revolutionäre Aktionen wie Hungerstreiks gegeben habe.
Temel erinnerte an den Hungerstreik von 1982 im Gefängnis von Diyarbakır: „1982 begannen Hayri und Kemal mit dem Todesfasten im Gefängnis von Diyarbakır. Zu dieser Zeit gab es keine Möglichkeiten und das kurdische Volk war mit der Gefahr von Tod und Vernichtung konfrontiert. Die Türkei durchlebte eine dunkle Epoche. Unter solch schweren Bedingungen brachten die Todesfastenden, deren Körper von Tag zu Tag mehr verfielen, der Gesellschaft neues Licht. Diese historische Aktion hauchte dem Kampf und der Gesellschaft von neuem Leben ein. Die heutige Phase erinnert sehr an die Zeit um 1982. Hungerstreiks werden von solch kritischen Bedingungen hervorgebracht.“
Faschistische Koalition hat den Kurden den Krieg erklärt
Die AKP/MHP-Koalition habe den Kurd*innen den Krieg erklärt, erinnerte Temel: „Im Rahmen dieser Kriegspolitik plante die AKP/MHP-Koalition tausende Kurden zu töten, zu inhaftieren oder zu vertreiben. Dieser Kriegsplan wird gerade umgesetzt. Heute sind alle vier Teile Kurdistans bedroht. Erdoğan zieht von Straße zu Straße und erklärt, dass die Kurden aus diesem Land verschwinden werden. Das Land, von dem er spricht, ist Kurdistan, also die Heimat und das Land der Kurdinnen und Kurden.
Erdoğan zwingt die Kurden durch diese Politik in die Migration. Die Forderungen der Hungerstreikenden sind legitim, die Isolation des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan muss umgehend beendet werden. Die Isolation auf Imralı bedeutet die Isolation des ganzen Landes. Diese Isolation wird mit Massakern, Festnahmen, Verhaftungen und Unterdrückung umgesetzt.“
Zum Ziel der Hungerstreiks sagte Temel: „Am 1. März haben alle Gefangenen einen Hungerstreik begonnen. Am 3. März haben sich unsere Abgeordnete Dersim Dağ, die HDP-Mitglieder Salih Cansever, İsmet Yıldız, Sevican Yaşar, Salih Tekin und Bilal Özgezer mit dem Ziel der Aufhebung der Isolation im Gebäude der HDP in Amed dem Hungerstreik angeschlossen. Am 7. März haben der Abgeordnetetenkollege Murat Sarısaç und ich uns ebenfalls dem Widerstand angeschlossen. Lasst uns die Stimme derjenigen sein, deren Körper von Tag zu Tag schwächer werden. Lasst uns auf diese Weise verhindern, dass es Tote gibt. Dieses ist eine gerechte und moralische Pflicht.“
Die Blockade des Faschismus muss zerschlagen werden
Zur Polizeirazzia gegen die Hungerstreikenden in Amed berichtete Temel: „Vorgestern haben vermummte und mit Sturmgewehren bewaffnete Polizisten unseren Provinzverband gestürmt. Sie schlugen die Türen ein und richteten ihre Waffen auf Aktivisten und Abgeordnete. Hunderte Menschen kamen herbei, um die Aktivisten zu unterstützen, aber die Polizei griff sie an. Was auch immer kommen mag, dieser Widerstand wird weitergehen, ebenso wie der Widerstand unserer inhaftierten Freundinnen und Freunde weitergeht. Wir drei Abgeordneten setzen unseren Streik im HDP-Provinzverband von Amed fort. Ich rufe alle auf, zur Stimme dieses Widerstands zu werden. Das Ziel dieses Widerstands ist das Unrecht auf Imralı zu beenden. Auf Imralı wird ein Justizverbrechen begangen. Öcalan muss seine Anwälte, seine Familie und seinen Bevollmächtigten treffen können. Aber der Staat fürchtet Öcalans Ideen. Er kann die Beziehung Öcalans zur Gesellschaft nicht tolerieren, vertieft daher die Isolation und greift die Bevölkerung an.“
Temel kritisierte den nicht ausreichenden Widerstand außerhalb der Gefängnisse und sagt: „Weil wir hier draußen unsere Pflicht im antifaschistischen Kampf nicht erfüllt haben, haben unsere inhaftierten Freundinnen und Freunde interveniert und ihre Körper zum Sterben niedergelegt. Die Gefängnisse haben zu jeder Zeit die Blockade des Faschismus durchbrochen, und das werden sie auch heute tun. Wie immer spielen die Gefangenen eine historische Rolle. Es handelt sich um einen Aufruf an die Gesellschaft, die ihrer Verantwortung nicht gerecht wird. Es ist ein Schrei und ein Aufruf an alle Politiker und Intellektuellen, an die gesamte Menschheit gerichtet. Dieser Aufruf ähnelt dem Widerstand von Hayri, Kemal und Mazlum.“