Strafzettel wegen Forderung nach Gerechtigkeit

Emine und Ferit Şenyaşar sind erneut von der Polizei vor dem Justizgebäude in Riha angegriffen worden. Mutter und Sohn fordern seit Monaten Gerechtigkeit für ihre ermordeten Angehörigen.

Emine und Ferit Şenyaşar fordern weiterhin vor dem Justizgebäude in Riha (tr. Urfa) Gerechtigkeit für ihre ermordete Familie. Emine Şenyaşars Mann und zwei Söhne sind 2018 von Personenschützern und Angehörigen des AKP-Abgeordneten Halil Yıldız ermordet worden, ein weiterer Sohn überlebte den Angriff verletzt und wurde zu 37 Jahren Haft verurteilt. Der vierte Sohn Ferit wurde ebenfalls verletzt und zieht mit seiner Mutter seit Monaten vor das Gerichtsgebäude, um die Bestrafung der Täter zu fordern.

Mutter und Sohn sind bereits diverse Male festgenommen worden. Auch heute kam es zu einem Angriff, als die Polizei Ferit Şenyaşar aufgrund eines an der Absperrung vor dem Justizgebäude befestigten Transparentes festnehmen wollte. Dagegen wehrte sich seine Mutter, woraufhin die Polizei ihr Vorhaben aufgab. Emine Şenyaşar nahm das Transparent und setzte sich vor den Eingang des Gebäudes, um den Passant:innen ein weiteres Mal von ihren Erlebnissen zu berichten. Nach einer Weile trafen Mitglieder der Anwaltskammer Urfa und des Juristenvereins ÖHD zur Unterstützung ein.

Emine Şenyaşar protestierte gegen die Polizei und sagte: „Warum lauft ihr ständig um uns herum? Geht los und fasst die Mörder! Wir suchen hier seit Tagen nach Gerechtigkeit. Gibt es kein Gewissen und keine Barmherzigkeit mehr? Ihr habt uns unsere Schilder weggenommen und jetzt wollt ihr auch noch das Transparent stehlen. Wem schadet dieses Transparent? Vom Staat ist nichts mehr übrig. Wie kann ein Mörder zum Abgeordneten werden? Es reicht, wie viel Grausamkeit wollt ihr noch anrichten?“

Die Polizei schrieb Ferit Şenyaşar aufgrund des Transparentes einen Strafzettel aus. Die Mahnwache von Mutter und Sohn dauert weiter an.