Spitzeltätigkeit abgelehnt, Job verloren

Der achtzehnjährige Barış Özcan ist in Meletî von Polizisten bedroht worden und sollte als Informant angeworben werden. Ihm wurde sogar Geld angeboten, aber das HDP-Mitglied lehnte ab. Heute wurde er von seiner Arbeitsstelle entlassen.

Barış Özcan hat seinen Job verloren. Der 18-Jährige ist HDP-Mitglied und lebt in der nordkurdischen Provinz Meletî (tr.. Malatya). Vor drei Tagen wurde er auf seiner Arbeitsstelle von Polizisten aufgesucht und bedroht. Die Polizisten wollten ihn dazu bewegen, sich als Spitzel zu betätigen. Wie Özcan gestern auf einer Pressekonferenz im Menschenrechtsverein IHD öffentlich machte, wurde ihm Geld dafür angeboten, Informationen über die HDP weiterzuleiten.

Heute erhielt Özcan einen Anruf von seinem Chef. Er müsse ihn entlassen, erklärte sein Arbeitgeber: „Ich kann dich nicht weiter beschäftigen. In den Nachrichten sind große Fotos von dir erschienen. Darauf gab es negative Reaktionen.“

Barış Özcan sieht einen direkten Zusammenhang zwischen seiner Entlassung und dem Versuch, ihn als Spitzel anzuwerben: „Das Ziel ist, mir mein Einkommen zu nehmen, damit ich Geld brauche und doch noch auf den Vorschlag eingehe. Ich werde mich jedoch nicht beugen, niemals.“

In der Türkei ist es inzwischen alltägliche Routine, dass insbesondere junge Menschen aus dem Umfeld der HDP zur Spitzeltätigkeit gedrängt werden. Immer öfter werden Jugendliche zu diesem Zweck auf offener Straße in Autos gezerrt, bedroht und misshandelt. Viele der Betroffenen wenden sich an den IHD oder die HDP und machen das Vorgehen öffentlich. Es muss jedoch von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden.