Sieg wird der Guerilla und der widerständigen Bevölkerung gehören

Xalid Qedir, Mitglied des KNK, hat mit ANF über die türkischen Angriffe auf Südkurdistan und den Widerstand dagegen gesprochen. Von den südkurdischen Parteien fordert er eine Zusammenarbeit gegen die Besatzung auch über politische Differenzen hinweg.

Xalid Qadir vom Kurdistan Nationalkongress (KNK) hat sich gegenüber ANF zu den türkischen Angriffen auf Südkurdistan und dem Widerstand der Guerilla geäußert. Entgegen der Behauptungen des türkischen Staates zielten die Angriffe auf eine Besatzung ganz Kurdistans ab, so Qadir: „Der türkische Staat will allen Kurden die Errungenschaften, die sie sich erarbeitet haben, wieder wegnehmen. Die Republik Türkei ist nicht lediglich mit einer Partei verfeindet, sie ist der Feind aller Kurden. Dieses Mal hat der türkische Staat mit seinen Angriffen noch ernstere Gefahren geschaffen als bei vergangenen Operationen.

Auch vorher hat er auf verschiedene Arten angegriffen. Aber die durch die jetzigen Angriffe geschaffene Situation ist gefährlicher als zuvor, denn die türkische Armee versucht, an strategisch wichtigen Orten in Kurdistan ihre eigenen Basen zu bauen. Sie will gleichzeitig die Brücken zwischen den verschiedenen Teilen Kurdistans zerstören. Ihr Ziel ist es, den Kampf der Kurden zu beenden und sie einer türkischen Hegemonie zu unterwerfen. Deshalb muss die kurdische Bevölkerung eine Haltung einnehmen, die dieser Realität angemessen ist, und entsprechende Reaktionen auf die türkische Politik zeigen.“


„Auch die Bevölkerung muss sich aktiv in diesen Kampf einbringen“

Der Widerstand der Guerilla in den Bergen allein reicht laut Qadir nicht aus, um die Besatzung zu verhindern: „Ja, momentan lässt die Guerilla die Angriffe der türkischen Staates ins Leere laufen. Deshalb wird der Sieg am Ende auch der Guerilla und der widerständigen kurdischen Bevölkerung gehören. Aber in einer solchen Situation ist es notwendig, dass auch in der Bevölkerung mehr Aktionen durchgeführt werden müssen. Alle politischen und zivilgesellschaftlichen Organisationen in Kurdistan müssen Stellung gegen die Besatzung beziehen und handeln.

Um einen starken Widerstand gegen die Besatzung zu schaffen, reicht der Kampf der Guerilla allein nicht aus. Auch die Bevölkerung muss sich aktiv in diesen Kampf einbringen. Es muss eine starke öffentliche Meinung geschaffen werden. Denn unsere Gegner greifen mit aller Kraft an, um die Würde und die Errungenschaften der Kurden zu zerstören.

Mit den Angriffen versucht der türkische Staat, gleichzeitig auch Konflikte zwischen den Kurden zu schaffen. Schon seit Jahren arbeitet er daran, einen Bruderkrieg zwischen den Kurden auszulösen. Durch die Arbeit des Kurdischen Nationalkongresses liefen diese Bemühungen aber bisher ins Leere.“

Unterschiedliche Ansichten und Meinungsverschiedenheiten beiseite lassen

Laut Qadir wird die Behauptung einiger südkurdischer Politiker, dass es sich um einen Konflikt „nur mit der PKK“ handele und nicht etwa einem Angriff auf alle Kurden, von der Bevölkerung nicht angenommen: „Die Menschen glauben diesen Behauptungen nicht. Die Stimmen und die Reaktionen der Bevölkerung auf den Straßen und Plätzen sprechen eine klare Sprache. Die Kurden beziehen laut und bestimmt Position gegen die Besatzung. Aber leider trifft das auf einige politische Lager nicht zu. In dieser Situation sollten eigentlich alle politischen Parteien das gleiche Ziel haben. Denn die Angriffe des türkischen Staates gelten nicht lediglich einer Partei. Der Plan der Türkei zielt auf die Besatzung ganz Kurdistans ab. Der türkische Staat ist die größte Bedrohung für die Kurden. In dieser Situation sollten alle kurdischen Parteien und Organisationen ihre unterschiedlichen Ansichten und Meinungsverschiedenheiten beiseite lassen und auf Grundlage der gemeinsamen Interessen als Kurden zusammenkommen.

Die Türkei steht allen Kurden feindlich gegenüber. Deswegen ist es wichtig, alle ihre gemachten Aussagen genau zu verfolgen. Der türkische Staat baut nicht nur Militärbasen in den Bergen, er arbeitet auch daran, Kurdistan kulturell und geografisch unter Besatzung zu stellen. Der türkische Verteidigungsminister hat den Bau von Militärbasen in Zap, Metîna und Avaşîn bekannt gegeben. Überall dort, wo sie eine Basis bauen wollen, ist ihr eigentliches Ziel die Besatzung dieses Ortes. Das Ziel ist eine Rückkehr zu den Grenzen des Nationaleids [tr. „Misak-ı Millî“, ein Manifest aus den letzten Jahren des Osmanischen Reiches, demzufolge der Türkei große Teile Iraks und Syriens zugeschlagen werden sollten]. Sie sehen Kurdistan als ihr Eigentum an und wollen es besetzen.“