Piling Suruç ist einer der Kommandanten der Guerillaoffensive Cenga Xabûrê und hat sich gegenüber ANF zu der türkischen Invasion geäußert, die seit dem 23. April in den Regionen Metîna, Avaşîn und Zap geführt wird. Der Guerillakommandant erklärt, dass der türkische Staat das Ziel verfolgt, wie der irakische Diktator Saddam einen Genozid am kurdischen Volk zu vollziehen und Südkurdistan zu besetzen. Er ist überzeugt davon, dass die Guerilla auch diese Besatzungsoperation zurückschlagen wird.
Monat der Gefallenen
Einleitend weist Piling Suruç darauf hin, dass der Mai in der kurdischen Befreiungsbewegung als Monat der Gefallenen gilt: „Ich gedenke Haki Karer und allen unseren Gefallenen und verneige mich vor ihnen mit Respekt. Wir haben unser Wort gegeben, ihren Spuren mit großer Entschlossenheit zu folgen. Das heutige Niveau unserer Bewegung basiert auf ihrem Kampf. Die PKK ist eine Bewegung der Gefallenen, sie ist mit ihnen aufgebaut worden. Aus diesem Grund stehen wir in ihrer Schuld. Diese Schuld können wir nur begleichen, wenn wir ihren Kampf fortsetzen.“
„Auf die Invasion vorbereitet“
Zu der aktuellen Besatzungsoperation erklärt der Guerillakommandant: „Es wird mit den revolutionären Offensiven Cenga Xabûrê und Bazên Zagrosê Widerstand geleistet. Wir wissen, mit welchen Methoden der türkische Staat Krieg führt, wie er die kurdische Bewegung angreift und dass er Kurdistan besetzen will. Im Januar hat sich der Kommandorat der HPG versammelt. Auf der Versammlung hat eine breite Diskussion darüber stattgefunden, wie die HPG auf die Besatzungsversuche reagieren wird und welche Taktik dabei angewendet werden soll. Wir haben uns also auf diese Situation vorbereitet und uns damit auseinandergesetzt, wann und mit welchen Methoden der türkische Staat angreifen wird. Nach unserer Versammlung hat die erste Operation in Gare stattgefunden. Entsprechend der Perspektiven, die aus unserer Versammlung hervorgegangen sind, war der von Şoreş Beytüşşebap angeführte Widerstand in Gare ein voller Erfolg und führte zu einem Bruch im türkischen Staat.“
Gemisch aus technologischer und psychologischer Kriegsführung
Der türkische Staat sei durch den Widerstand Abdullah Öcalans auf der Gefängnisinsel Imrali, der politischen Gefangenen in der Türkei und der Guerilla in den Bergen in Bedrängnis geraten, führt Piling Suruç weiter aus. Die Türkei setze auf ein Gemisch aus technologischer und psychologischer Kriegsführung, das zeige auch die türkische Propaganda. „Unser Volk und wir wissen jedoch, dass unser Kampf gegen den türkischen Staat nicht nur auf heute beschränkt ist. Der bewaffnete Kampf findet seit 37 Jahren statt“, so der Guerillakommandant.
Kein Rückzug der Guerilla
Zu der Offensive Cenga Xabûrê erklärt er: „In Metîna findet ein gewaltiger Krieg an den Felsen von Kestê und am Zendûra-Gipfel statt. Bisher haben wir uns keinen Schritt aus unseren Gebieten zurückgezogen. Unser Volk und die Bevölkerung der Türkei sollten wissen, dass es sich bei türkischen Propaganda um einen psychologischen Krieg handelt. Der türkische Krieg basiert auf seiner Technik. Wir sehen ja, in welchem Zustand die Soldaten sind. Sie können sich nur mit Technik auf den Gipfeln halten, andernfalls wäre es ihnen nicht möglich. Anders als in der türkischen Propaganda behauptet, haben wir in der Offensive Xenga Xabûrê bisher nur zwei Gefallene.
„Generäle sind gekommen und gegangen, die PKK ist geblieben“
Erdoğan, Bahçeli und Hulusi Akar machen Propaganda, dass sie die PKK vernichten werden. Das ist jedoch nicht möglich. Es sind Dutzende Regierungen und Generäle gekommen und gegangen, aber die PKK ist stärker als je zuvor. Wir haben natürlich eine Taktik gegen die türkische Waffentechnologie. Unsere Erneuerung und Veränderung sind weit fortgeschritten. Das zeigen wir mit unserer Kampfpraxis und auch unser Volk sieht es.
„Seit Hunderten Jahren Krieg in Metîna“
Unser Volk im Süden und insbesondere die Bevölkerung der Region Metîna sollten wissen, dass am Zendûra, bei den Felsen von Kestê und in Hirorê an jedem Stein und auf jedem Meter Boden seit Hunderten Jahren das Blut unserer Menschen ist. In diesem Gebieten hat immer Krieg stattgefunden. Wenn der türkische Staat hier eine Besatzungsoperation durchführt, dann geht es dabei nicht nur um die PKK und die Guerilla. So wie unter der Saddam-Diktatur unser Volk im Süden und die Peschmerga angegriffen worden sind, so will heute auch die Erdogan-Diktatur einen Genozid am kurdischen Volk verüben. Die PKK ist dabei nur ein Vorwand.
„Als Guerilla tragen wir Verantwortung“
Jede Stelle unseres Bodens und unserer Wälder wird mit Granaten bombardiert und niedergebrannt. Das müssen alle sehen. Wenn es nicht gesehen und nicht dagegen protestiert wird, wird sich der türkische Staat ermutigt fühlen und weiter mit genozidalen Methoden agieren. Als Guerilla des kurdischen Volkes tragen wir hier Verantwortung. Wir werden unser Land immer verteidigen. Der türkische Staat wird sich immer unseren opferbereiten Kämpferinnen und Kämpfern gegenüber sehen.
Die Propaganda der türkischen Staatsmedien hat keinen Einfluss auf uns. Wir sehen die Realität. Es wäre zu wünschen, dass alle den Krieg hier mit eigenen Augen sehen und die Wirklichkeit bezeugen könnten. Wer dazu schweigt, handelt verantwortungslos. Vor aller Augen wird Kurdistan besetzt. Das einzige Hindernis bei der Verwirklichung der neoosmanischen Träume ist die Guerilla. Wir sind davon überzeugt, dass wir auch diese Operation brechen können. Dementsprechend sind unser Anspruch und unsere Entschlossenheit.
Wie in Efrîn und Serêkaniyê
Ich möchte insbesondere an die Bevölkerung von Metîna appellieren. Niemand sollte auf Druck des türkischen Staates und anderer Stellen sein Haus und sein Dorf verlassen. Die Lage in Efrîn und Serêkaniyê ist bekannt: Der türkische Staat hat in allen entvölkerten Dörfern und geplünderten Häusern seine dschihadistischen Söldner untergebracht. Wichtig ist, dass unser Volk dagegen protestiert und mit nationalen Gefühlen gegen die Besatzung vorgeht. Wenn die Bevölkerung zusammen mit der Guerilla agiert, wird die Besatzung innerhalb kurzer Zeit beendet werden. Es ist unser Land Kurdistan, das besetzt wird. Insbesondere die Jugend dieser Region sollte sich an dem Widerstand der Guerilla beteiligen.
Peschmerga darf sich nicht instrumentalisieren lassen
Wir appellieren auch an die Peschmerga. Sie sollte wie die Guerilla ihre Mission erfüllen und Schulter an Schulter mit uns kämpfen. Die Peschmerga, die dazu nicht die Möglichkeit haben, sollten zumindest die Guerilla nicht behindern. Sie dürfen sich in diesem Krieg nicht instrumentalisieren lassen, auch nicht durch Informationen über die Guerillagebiete.
Der türkische Staat muss begreifen, dass unser Kampf weitergeht und er keinen Schritt weiterkommen wird. Er wird sich niemals entspannt bewegen können. In den Gebieten, in denen er sich aufhält, befindet sich ohnehin keine Guerilla, es sind Hochwiesen, auf denen die Bevölkerung ihre Viehherden weiden lässt. Von dort aus wird versucht, die Besatzung auszuweiten, aber das lässt die Guerilla nicht zu. Der Erfolg ist unser, wir werden gewinnen.