Straßburg: „Überall gegen Besatzung und Völkermord"
Mit einer vierwöchigen Mahnwache protestieren kurdische Organisationen in Straßburg gegen den türkischen Expansionismus und die internationale Unterstützung für das Erdogan-Regime.
Mit einer vierwöchigen Mahnwache protestieren kurdische Organisationen in Straßburg gegen den türkischen Expansionismus und die internationale Unterstützung für das Erdogan-Regime.
Mit einer Pressekonferenz ist in Straßburg eine vierwöchige Mahnwache gegen die türkischen Expansionsbestrebungen und die Haltung internationaler Institutionen zum Erdogan-Regime gestartet worden. Organisiert wird die Aktion von der Kurdischen Frauenbewegung in Europa (TJK-E) und dem Europadachverband KCDK-E, das Motto lautet „Überall gegen Besatzung und Völkermord – Zeit für Freiheit“. Neben der türkischen Invasion in Guerillagebieten in Südkurdistan richtet sich der Protest auch gegen die Neuauflage der millionenschweren Kopfgelder, die von den USA für Hinweise auf den Aufenthaltsort der führenden PKK-Mitglieder Cemil Bayık, Duran Kalkan und Murat Karayılan ausgeschrieben worden sind.
Die Mahnwache findet auf dem Platz vor dem Europarat statt, wo seit 2012 eine Dauerkundgebung für die Freiheit von Abdullah Öcalan durchgeführt wird. Eingeleitet wurde die Aktion mit einer Schweigeminute für die revolutionären Gefallenen weltweit. Die Teilnehmenden hielten dabei Bilder von gefallenen Guerillakämpfer:innen hoch, die Fotos trugen die französische Aufschrift „Nos enfants“ (Unsere Kinder).
Im Anschluss wurden Erklärungen im Namen verschiedener Organisationen abgegeben. Die TJK-E-Aktivistin Berivan Avci sagte, dass der türkische Staat den Frauenbefreiungskampf als Gefahr einstuft. Das werde auch am Umgang mit den Leichen gefallener Guerillakämpferinnen deutlich: „Freie kurdische Frauen haben einen historischen Kampf gegen den IS und ähnliche Strukturen geführt. Ihr Kampf richtet sich gegen Besatzung und Feminizid, ihre Vorstellungen basieren auf dem genderbefreiten Paradigma Abdullah Öcalans.“
Meryem Tekiner, eine weitere Aktivistin der TJK-E, ergänzte, dass das von Öcalan vorgelegte Gesellschaftsmodell Frauen und Völker weltweit inspiriert. Für das System der kapitalistischen Moderne stelle dieses Paradigma eine Gefahr dar, daher werde die schrittweise Besatzung Kurdistans durch den türkischen Staat von den Großmächten toleriert oder unterstützt. „Die kurdische Frauenbewegung bekämpft diese heuchlerische Politik in allen vier Teilen Kurdistans und überall auf der Welt. Die kurdische Befreiungsbewegung kämpft für die Menschheit und wird dabei erfolgreich sein.“
Remzi Kartal, Ko-Vorsitzender des Kongra-Gel, verwies auf das internationale Komplott gegen die kurdische Bewegung, das seit der völkerrechtswidrigen Verschleppung Abdullah Öcalans im Jahr 1999 andauert. Die PYD-Vertreterin Zozan Dêrik rief zur innerkurdischen Einheit auf und bezeichnete die Kollaboration der PDK in Südkurdistan mit dem türkischen Staat als unverzeihlich.
Für das Demokratische Kräftebündnis (DGB) erklärte Tuncay Yilmaz, dass das internationale Schweigen zu den grenzüberschreitenden Militäroperationen der Türkei auf gegenseitigen Interessen beruht. Die weltweiten Proteste gegen Israels Angriffe auf die Palästinenser seien nachvollziehbar, aber der drohende Völkermord an den Kurden werde auf keiner internationalen Plattform thematisiert, kritisierte der DGB-Aktivist. Der ehemalige HDP-Abgeordnete Faysal Sariyildiz ging in seiner Rede auf den politischen Vernichtungsfeldzug gegen die Opposition in der Türkei ein.
Die Mahnwache wird von wechselnden Gruppen abgehalten, die erste Woche haben Exilpolitiker:innen übernommen.