Fünfzehn kurdische und Türkei-stämmige Organisationen haben die türkische Militäroperation in Südkurdistan als „genozidalen Angriff“ bezeichnet und zum gemeinsamen Kampf gegen die Invasion aufgerufen. Die Deklaration zur gemeinsame Haltung der Organisationen gegen die Besatzungsoperation in den Medya-Verteidigungsgebieten wurde am Montag in der Domstadt Köln abgegeben. Seit dem 23. April versucht die türkische Armee mit aller Gewalt, die Guerillagebiete Zap, Avaşîn und Metîna einzunehmen. Die Guerilla leistet erfolgreich Widerstand und hält mit verschiedenen Offensiven dagegen.
An der Freiluftveranstaltung hinter dem Kölner Hauptbahnhof nahmen der kurdische Europadachverband KCDK-E, die südkurdische Partei Gorran, die ostkurdischen Parteien Komala und PJAK, die Verbände AvEG-KON, ATIK, die Partei Hizbî Şûî Kurdistanî, die Kommunistische Partei Kurdistans, die westkurdische PYD, der Kunstverband TEV-ÇAND, die HDP, der Verband der Angehörigen von Gefallenen und Verschwundenen KOMAW, der kurdische Dachverband KON-MED und der islamische Dachverband Civaka Îslamiya Kurdistan, wie auch der ezidische Dachverband Civaka Êzidîyên Kurdistan teil.
Yüksel Koç: Das Schweigen der südkurdischen Regionalregierung unterstützt die Invasion
Der Ko-Vorsitzende des KCDK-E, Yüksel Koç, eröffnete die Pressekonferenz mit den Worten: „Überall ist Avaşîn, überall ist Zap und Metîna. Es haben sich insgesamt 83 Organisationen zusammengefunden, die sich gegen diese Invasion stellen. Der türkische Staat will in Kurdistan einmarschieren und das kurdische Volk vernichten. Deshalb begann er den Angriff in der Nacht vom 23. auf den 24. April. Das ist der Jahrestag des Völkermords an den Armenier:innen. Die Guerilla schützt die Würde ganz Kurdistans. Die kurdische Regionalregierung unterstützt die Invasion mit ihrem Schweigen. Wir appellieren an die Regionalregierung, sich an kurdischen Interessen zu orientieren.“ Koç forderte auch die NATO und die Europäische Union auf, die Unterstützung für den türkischen Staat einzustellen.
Babalî: „Alle Kurden müssen zum Widerstand übergehen“
Goran Babalî, Europavertreter der südkurdischen Gorran-Bewegung erklärte: „Der türkische Staat ist ein Besatzerstaat. Er zielt darauf ab, die Errungenschaften des kurdischen Volks auszulöschen. Alle Kurden müssen zum Widerstand übergehen. Wir müssen überall, im In- wie im Ausland, auf die Straße gehen. Ich wünsche der Guerilla, der Beschützerin unserer Nation, großen Erfolg.“
Gülcan: „Europäische Öffentlichkeit muss sich gegen Unterstützer der Invasion stellen“
Der Ko-Vorsitzende der Konföderation der Arbeiter:innen aus der Türkei in Europa (ATIK), Süleyman Gülcan, warnte vor einem neuen Massaker: „Der faschistische türkische Staat versucht, das irakische Kurdistan zu besetzen. Çavuşoğlu war vergangene Woche in Deutschland und erhielt eine Bestätigung für seine Politik. Wir fordern die europäische Öffentlichkeit auf, gegen ihre eigenen Regierungen, welche die Invasion unterstützen, Stellung zu beziehen.“
Azad: „Eine Stimme gegen den Faschismus“
Der Komala-Vertreter Çiya Azad erklärte: „Jeder der sich selbst als Revolutionär:in bezeichnet, muss sich gegen die Invasion stellen. Wir müssen uns mit einer Stimme gegen den Faschismus stellen. Alle Organisationen müssen sich gemeinsam gegen die Besatzung positionieren. Die PKK-Kämpfer:innen leisten Widerstand gegen die Invasion. Wir dürfen sie nicht allein lassen.“
Deniz: Wir sind gegen die Invasion auf der Straße
Şafak Deniz von der Konföderation der unterdrückten Migrant:innen in Europa (Aveg-KON) sagte: „In allen vier Teilen Kurdistans findet eine Besatzungspolitik statt. Wir kämpfen gegen diese Politik. Dieser Kampf kostet Opfer. In der Person des Genossen Sinan Dersim und der Mai gefallenen, werden wir gemeinsam die Freiheit gewinnen.“
Zeba: Türkischer Faschismus tötet Zivilbevölkerung
Mohamed Haji Ahmad Zeba von der Partei Şûî Kurdistanî warnte, dass das Erdoğan-Regime Zivilist:innen ermorde und die Guerilla und das kurdische Volk Widerstand gegen den türkischen Faschismus leisten.
Stehn: „Der Faschismus wird in gemeinsamen Kampf besiegt werden“
Leman Stehn sagte im Namen der Kommunistischen Partei Kurdistans: „Gemeinsam werden wir den Faschismus besiegen. Es ist wichtig, dass so viele Organisationen zusammenkommen und eine Erklärung abgeben. Wir werden uns dem Völkermord der Besatzung nicht beugen.“
Appell an Kunstschaffende und Pschmerga in Südkurdistan
Die kurdischen Musiker Seyîdxan, Diyar und Peywan Arjîn nahmen ebenfalls an der Pressekonferenz teil. In einer gemeinsamen Stellungnahme hieß es: „Die Künstler:innen und Peschmerga in Südkurdistan müssen sich gegen diese Besatzung stellen. Die Konjunktur der Geschichte macht den Kurd:innen den Weg zu einem internationalen Status frei. Der türkische Staat will das verhindern. Gemeinsam müssen wir dem standhalten und den Status erlangen, den unsere Nation verdient.“
Aydoğan: „Die Angriffe werden keinen Erfolg haben“
Die HDP-Politikerin Nursel Aydoğan erinnerte daran, dass der türkische Staat bereits seit 1983 erfolglos versucht, den kurdischen Widerstand durch grenzüberschreitende Operationen zu brechen und sagte: „Die aktuelle Operation wird wie ihre Vorgängerinnen keinen Erfolg haben. Die kurdische Frage wird nicht durch Besatzung, sondern am Verhandlungstisch gelöst. Die Aufgabe der NATO ist es, friedensorientierte Politik zu unterstützen. Ihr Mitgliedsstaat Türkei besetzt aber Regionen, die in Frieden mit der Türkei leben. Rojava und Südkurdistan sind nur ein Beispiel dafür. Diese Unterstützung für die Invasoren muss aufhören.“
Aktionsplan
Wie Yüksel Koç bekannt gab, sind eine Reihe von Aktionen und Initiativen in Europa gegen die Invasion in Südkurdistan geplant:
12. Mai: Großdemonstration in Straßburg und Beginn des vierwöchigen Sitzstreiks vor dem Europarat. In diesem Rahmen finden Treffen mit Vertreter:innen des Europarats und anderer europäischer Institutionen statt. Die kurdischen religiösen Einrichtungen werden ebenfalls den Kirchen Berichte vorlegen.
Ende Mai wird in Brüssel eine internationalistische Demonstration gegen die Unterstützung der NATO für den türkische Staat stattfinden.
Jeden Donnerstag finden Protestaktion vor US-Konsulaten gegen die Fortsetzung der Ausschreibung von drei Führungskadern der kurdischen Freiheitsbewegung, Cemil Bayık, Murat Karayılan und Duran Kalkan, durch die USA, statt.
In vielen Städten in Europa werden Plattformen gegen die Invasion in Südkurdistan gebildet und es wird Informationsarbeit betrieben.
Die Unterschriftenkampagne für die Freiheit des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan geht weiter.