Vierzig Tage nach dem gewaltsamen Tod der 22-jährigen Kurdin Jina Mahsa Amini in Teheran finden in Rojhilat (Ostkurdistan) und Iran große Straßenproteste statt. Amini war von der Sittenpolizei festgenommen worden, weil sie gegen die islamischen Kleidungsvorschriften verstoßen haben soll. Sie starb nach massiver Misshandlung am 16. September in einem Krankenhaus und wurde an ihrem Geburtsort Seqiz (Saqqez) beerdigt. Trotz massiver Präsenz der iranischen Regimekräfte kamen heute zahlreiche Menschen auf dem Friedhof zusammen. Da die Straße gesperrt wurde, machten sich Tausende zu Fuß auf den Weg zum Friedhof.
Die Menschenmenge auf dem Friedhof skandiert „Jin Jiyan Azadî“ (Frau Leben Freiheit), „Tod dem Diktator“ und „Kurdistan wird das Grab der Faschisten sein“.
Die Familie von Jina Amini soll im Vorfeld des 40. Todestages von iranischen Sicherheitsdienste verwarnt worden sein, auf den traditionellen Grabbesuch zu verzichten und nicht dazu aufzurufen. Der Familie sei gedroht worden, dass sie sich andernfalls „um das Leben ihres Sohnes sorgen" müsse.
Nach Angaben der kurdischen Menschenrechtsorganisation Hengaw findet in Seqiz, Sine (Sanandaj), Diwandere, Mêrîwan und Kamyaran eine große Beteiligung an dem ausgerufenen Streik statt. Auch außerhalb von Rojhilat gehen die Proteste in vielen Städten weiter.