Roboskî: „Unser Kampf um Gerechtigkeit wird weitergehen“

Zeki Tosun hat seinen Sohn beim Massaker von Roboskî verloren. „Sie wollen uns zum Schweigen bringen”, erklärt er, „aber wir werden unseren Kampf um Gerechtigkeit fortsetzen.“

Am 28. Dezember 2011 töteten türkische Bomber 34 junge Menschen aus dem nordkurdischen Dorf Roboskî. Obwohl seither neun Jahre vergangen sind, wird das Verfahren verschleppt. Das Massaker von Roboskî ist mittlerweile zum Symbol für die Politik der Straflosigkeit des Regimes geworden. Der Strafantrag war wegen unvollständiger Unterlagen, die von den für die Akte zuständigen Anwälten und Institutionen an das Verfassungsgericht (AYM) übermittelt worden waren, abgelehnt worden. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte wies das Verfahren ebenfalls ab, da der Rechtsweg im Inland nicht „ausgeschöpft“ worden sei.

Zeki Tosun, der seinen Sohn Mehmet Ali Tosun bei dem Massaker verlor, sprach über das Verfahren mit ANF.

Gerechtigkeit für Roboskî bedeutet Gerechtigkeit für das kurdische Volk“

Tosun wies den mit den Akten befassten Anwaltskammern die Verantwortung für die Abweisung des Verfahrens vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zu. Wenn die Anwälte die Dokumente rechtzeitig hätten beschaffen können, dann hätte der EGMR vielleicht keine solche Entscheidung getroffen. Der juristische Kampf um Gerechtigkeit werde aber auf jeden Fall fortgesetzt werden. Tosun erklärt: „Wir haben bei den Vereinten Nationen (UN) einen Antrag gestellt. Wir werden nicht aufhören, alle Wege zu beschreiten, um unser Recht zu finden. Denn es gibt keine Grausamkeit, die wir nicht erlitten hätten. Unsere Anwälte haben ein neues Verfahren eingeleitet, aber seit mehr als anderthalb Jahren wird unsere Akte bei der Staatsanwaltschaft in Uludere auf die lange Bank geschoben. Ich persönlich habe keine Hoffnung auf das Rechtssystem hier. Aber natürlich wollen wir, dass der Gerechtigkeit genüge getan wird. Wenn für Roboskî Gerechtigkeit hergestellt wird, wird der Weg freigemacht, um alle Ungerechtigkeiten zu bestrafen, mit denen das kurdische Volk konfrontiert ist.“

Sie wollen uns zum Schweigen bringen“

Tosun fährt fort: „Wir wollten Gerechtigkeit und deshalb haben sie alle möglichen Verfahren gegen uns eingeleitet. Allein gegen mich gibt es vier Verfahren. Die Verfahren gegen die meisten Dorfbewohner laufen noch. Sie versuchen, uns zum Schweigen zu bringen. Sie wollen Roboskî sprachlos und taub machen. Bis heute hat ohnehin niemand uns gegenüber Wort gehalten. Dennoch werden wir als Familien weiter unsere Stimme erheben und unseren Kampf fortsetzen. Unser Kampf wird auch in der Zukunft weitergehen. Alle Familien denken so.“