Razzien und Festnahmen in Şirnex

In Şirnex dreht die Polizei wieder an der Repressionsschraube gegen die kurdische Bevölkerung. In drei Landkreisen der Provinz gab es Razzien und Festnahmen.

Staatliche Repression

In Şirnex (tr. Şırnak) vollzieht sich offenbar eine neue Drehung an der Repressionsschraube gegen die kurdische Bevölkerung. In drei Landkreisen der Provinz stürmten sogenannte Antiterroreinheiten der türkischen Polizei am Dienstag zahlreiche Häuser und führten Festnahmen durch, Gründe wurden nicht genannt. Betroffen von dem Vorgehen waren das Cûdî-Viertel in Cizîr (Cizre), das Dorf Hespist in Hezex (Idil) sowie die Ortschaft Bana in Basa (Güçlükonak). Die Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) meldete „zahlreiche“ Festnahmen, konnte aber nur die Identität von vier Personen über deren Angehörige bestätigen. Sie wurden in die jeweiligen Bezirkspolizeidirektionen gebracht, Anwält:innen hatten bisher keinen Zutritt zu ihnen.

In den kurdischen Provinzen der Türkei finden nahezu täglich Festnahmeoperationen statt. Wer sich politisch, sozial oder zivilgesellschaftlich engagiert, weiß beim Einschlafen nie, ob am Morgen die Wohnungstür von der Polizei eingeschlagen wird. Häufig sind es Mitglieder der HDP-Nachfolgerin DEM, die aus dem Weg geräumt werden sollen. Der drittgrößten Kraft im türkischen Parlament wird Verbundenheit mit der PKK vorgeworfen. Die Partei weist die Vorwürfe zurück und kritisiert das Vorgehen gegen ihre Mitglieder und Unterstützende als politisch motiviert.

Die Widerstandshochburg Şirnex ist besonders oft vom türkischen Staatsterror betroffen. Gerade die Bewohnerinnen und Bewohner von Bana wissen das aus eigener Erfahrung. Im Sommer vergangenen Jahres war das Dorf, dessen türkischer Name Ormaniçi lautet, über Monate von der türkischen Armee belagert worden, nachdem Kämpferinnen und Kämpfer der PKK-Guerilla im nahegelegenen Gebirge gesichtet wurden. Seither gelten in Bana Sonderregeln, einschließlich willkürlich erteilter Ausgangssperren und Zutrittsverbote zu Weideflächen.