Rauchwolken über Gabar nach türkischem Beschuss

Über dem Gabar im nordkurdischen Şirnex steigen Rauchwolken auf. Zuvor wurde der Berg von Soldaten einer türkischen Militärwache beschossen.

Über dem Çiyayê Gabar in der nordkurdischen Provinz Şirnex (türk. Şırnak) steigen wieder Rauchwolken auf. Wie Anwohner*innen der Siedlungsgebiete im Umland des Berges berichten, wurde der Gabar zwar wieder von Soldaten der türkischen Militärwache Akdizgin in Basan (Güçlükonak) unter Beschuss gesetzt. Diesmal jedoch nicht wie üblich mit Bodenartillerie, sondern von Militärs, die mehrere Stellen des Berges willkürlich unter Feuer setzen.

Ende Mai und Anfang Juni waren auf den Gabar Mörsergranaten abgeschossen worden. Wie Anwohner*innen berichten, erfolgen die Angriffe mutwillig, um durch den Artilleriebeschuss einen Flächenbrand auszulösen. Seit Jahren wird die Natur Kurdistans von der türkischen Armee durch systematisch gelegte Feuer zerstört.

Rauchwolke über dem Gabar

Der Çiyayê Gabar gehört zudem zu den Rückzugsgebieten der Guerilla in der Region Botan, die eines der Zentren des kurdischen Befreiungskampfes ist und nicht erst seit gestern im Fokus der in Kurdistan gültigen Aufstandsbekämpfung des türkischen Staates liegt. Vor geraumer Zeit hat die AKP-Regierung in Botan zudem ihre Aktivitäten verstärkt, das Dorfschützersystem auszubauen. Die Menschen werden unter Druck gesetzt, als paramilitärische Einheiten gegen die Guerilla zu agieren und in Kurdistan für die Interessen des Staates einzutreten. Wer sich weigert, wird mit Repression überzogen und aus der angestammten Heimat vertrieben.

Was sind Dorfschützer?

Dorfschützer sind paramilitärische Einheiten, die in Kurdistan gegen die Guerilla und regierungskritische Kurd*innen eingesetzt werden. Sie bestehen zu einem beträchtlichen Teil aus Stammesführern, Großgrundbesitzern, Familien und Einzelpersonen, die oft seit Jahrzehnten mit dem Staat zusammenarbeiten und versuchen, in Kurdistan für die Interessen des Staates einzutreten. Ein Teil der Dorfschützer tritt diesem System freiwillig bei, andere werden mit Mord, Verhaftung und Vertreibung bedroht und müssen unter Druck Dorfschützer werden. Millionen von Kurd*innen, die eine Kollaboration abgelehnt haben, mussten entweder flüchten oder sich dem Druck des Militärs und der Dorfschützer beugen. Tausende kurdische Dörfer, die das Dorfschützersystem ablehnten, wurden vom Staat niedergebrannt und dem Erdboden gleichgemacht.