Şirnex: Mörserangriffe auf Çiyayê Gabar

Aus einer türkischen Militärwache abgefeuerte Mörsergranaten schlagen aktuell auf dem Berg Gabar in der nordkurdischen Provinz Şirnex ein. Bewohner*innen vermuten, dass durch den Artilleriebeschuss ein Flächenbrand ausgelöst werden soll.

Auf dem Berg Gabar in der nordkurdischen Provinz Şirnex (türk. Şırnak) schlagen aktuell Mörsergranaten ein, die aus der türkischen Militärwache Akdizgin in Basan (türk. Güçlükonak) abgefeuert werden. Wie Anwohner*innen berichten, erfolgen die Angriffe offenbar mutwillig, um durch den Artilleriebeschuss einen Flächenbrand auszulösen. Seit Jahren wird die Natur Kurdistans von der türkischen Armee durch systematisch gelegte Feuer zerstört.

Der Çiyayê Gabar gehört zu den Rückzugsgebieten der Guerilla in der Region Botan, die zu den Zentren des kurdischen Befreiungskampfes gehört und nicht erst seit gestern im Fokus der in Kurdistan gültigen Aufstandsbekämpfung des türkischen Staates liegt. Vor geraumer Zeit hat die AKP-Regierung in Botan zudem ihre Aktivitäten verstärkt, das Dorfschützersystem auszubauen. Die Menschen werden unter Druck gesetzt, als paramilitärische Einheiten gegen die Guerilla zu agieren und in Kurdistan für die Interessen des Staates einzutreten. Wer sich weigert, wird mit Repression überzogen und aus der angestammten Heimat vertrieben.

Informationen zu Verlusten bei Mensch und Tier durch die Artillerieangriffe auf den Gabar liegen momentan nicht vor. Landesweit herrscht noch bis Mitternacht eine Ausgangssperre, an die sich die meisten Bewohner*innen der ländlichen Gebiete halten.

Was sind Dorfschützer?

Dorfschützer sind paramilitärische Einheiten, die in Kurdistan gegen die Guerilla und regierungskritische Kurd*innen eingesetzt werden. Sie bestehen zu einem beträchtlichen Teil aus Stammesführern, Großgrundbesitzern, Familien und Einzelpersonen, die oft seit Jahrzehnten mit dem Staat zusammenarbeiten und versuchen, in Kurdistan für die Interessen des Staates einzutreten. Ein Teil der Dorfschützer tritt diesem System freiwillig bei, andere werden mit Mord, Verhaftung und Vertreibung bedroht und müssen unter Druck Dorfschützer werden. Millionen von Kurd*innen, die eine Kollaboration abgelehnt haben, mussten entweder flüchten oder sich dem Druck des Militärs und der Dorfschützer beugen. Tausende kurdische Dörfer, die das Dorfschützersystem ablehnten, wurden vom Staat niedergebrannt und dem Erdboden gleichgemacht.