Rassistischer Polizeiangriff in Nisêbîn

In Nisêbîn kam es zu einem rassistischen Polizeiangriff türkischer Beamter auf zwei Jugendliche, die traditionelle kurdische Kleidung trugen. Die Jugendlichen wurden mit dem Kopf gegen einen Panzerwagen geschlagen und misshandelt.

Als der 16-jähirge B.K. und der 18-jährige Hüseyin Gökalp in Festkleidung von einer Henna-Nacht in der nordkurdischen Stadt Nisêbîn zurückkehrten, wurden sie zu Opfern rassistischer Polizeigewalt. Die beiden Jugendlichen wurden in der Silvesternacht von türkischen Spezialeinheiten gestoppt und schwer misshandelt. Solche Übergriffe sind in Nordkurdistan Alltag, diesmal konnten sie jedoch von einer Überwachungskamera eines Ladens gefilmt werden.

Köpfe gegen Panzerfahrzeug geschlagen

In den Aufnahmen ist zu sehen, wie ein Panzerfahrzeug den beiden jungen Leuten den Weg abschneidet. Drei mit Langwaffen ausgerüstete Mitglieder der Spezialeinheiten der Polizei steigen aus und schlagen und treten auf die jungen Männer ein. Die Polizeibeamten schlagen die Köpfe der Jugendlichen gegen das gepanzerte Fahrzeug und traktieren sie weiter. Es ist zu sehen, wie ein weiterer Polizeibeamter aus dem Fahrzeug steigt und ebenfalls auf die beiden eintritt. Die jungen Männer werden gezwungen, sich auf den Boden zu legen und werden dort noch weiter misshandelt. Die Aufnahmen zeigen, wie ein Polizist einem der jungen Männer einen heftigen Tritt gegen den Kopf versetzt. Nach dem Ende des Übergriffs werden die beiden eine Zeitlang vor dem gepanzerten Fahrzeug festgehalten und nach einer Identitätskontrolle wieder freigelassen.

Der Nachrichtenagentur Mezopotamya zufolge haben die Jugendlichen ihren Familien von dem Angriff berichtet. Als sie erfuhren, dass am Tatort Überwachungskameras installiert waren, wandten sie sich an das Büro der Juristenvereinigung ÖHD in Mêrdîn und ließen Anzeige erstatten.

Sie traten immer wieder auf uns ein“

Hüseyin Gökalp gab in seiner Aussage bei der Staatsanwaltschaft an, dass die Polizei sie mit einem gepanzerten Fahrzeug abgefangen habe, als sie die Straße entlang gingen. Ihnen seien Beleidigungen und Sprüche wie „Kinder, was sind das für Kleider?“ zugerufen worden. Anschließend seien sie geschlagen worden. Einer der maskierten Polizeibeamten habe ihm einen Kopfstoß versetzt, so dass sein Kopf auf das gepanzerte Fahrzeug aufschlug.

Gökalp berichtet weiter: „Dann zwangen sie B.K. und mich, uns auf den Boden zu legen, und sie durchsuchten uns. Währenddessen trat mich einer der Polizisten von hinten gegen mein linkes Bein. Ich weiß es nicht mehr, aber alle Polizisten haben B.K. und mich misshandelt, indem sie immer wieder gegen verschiedene Körperteile getreten haben.“ Gökalp gab an, dass die Polizeibeamten sie weiterhin beschimpften und beleidigten. Die Beleidigungen hätten vor allem auf ihre traditionelle Kleidung abgezielt.

„Mit Waffe bedroht“

Der 16-jährige B.K. berichtet ähnliches: „Plötzlich fingen sie an, mich zu ohrfeigen, zu schlagen und zu treten. Sie ließen uns eine Weile auf dem Boden liegen und traten, schlugen und beschimpften uns weiter. Während sie uns unsere Ausweise abnahmen und unsere Personalien telefonisch abfragten, drückte einer der Polizeibeamten den Lauf der Waffe gegen mein Bein und schrie: ‚Sagt die Wahrheit oder es wird etwas Schlimmes passieren.‘ Er drückte den Lauf der Waffe sehr fest auf mein Bein, so dass es stark schmerzte. Ich habe immer noch einen Abdruck am Knie, der durch den Lauf verursacht wurde. Bei der Personalienkontrolle wurde ich gefragt, ob ich der Sohn von Zeki K. sei. Als ich bejahte, schlug einer der Polizeibeamten meinen Kopf zweimal hart gegen das Panzerfahrzeug.“

Anzeige erstattet

Die Jugendlichen erstatteten Anzeige gegen die Polizeibeamten wegen „Hass und Diskriminierung“, „Beschimpfung und Beleidigung“ und „Bedrohung“. Auch B.K.s Mutter Canan K. gab an, dass sie gegen die Polizeibeamten Anzeige erstattet hat, weil sie ihr Kind geschlagen haben. Die Juristenvereinigung ÖHD in Mêrdîn klassifiziert den Vorfall als „unmenschliche, erniedrigende Behandlung und Folter“ und erklärte, dass zwei junge Menschen aufgrund ihrer traditionellen Kleidung Übergriffen, Drohungen und Beleidigungen ausgesetzt gewesen seien. Nach ÖHD-Angaben wurden aufgrund einer Strafanzeige Ermittlungen eingeleitet.