Ramazan İldem ist nach dreißig Jahren Haft in der Türkei freigelassen worden. Der Kurde war im Juli 1993 in Mêrdîn-Qoser (tr. Mardin-Kızıltepe) verhaftet und im Alter von 22 Jahren wegen Zerstörung der staatlichen Einheit und Gesamtheit zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. In den vergangenen drei Jahrzehnten befand er sich in acht verschiedenen Gefängnissen, zuletzt in der Vollzugsanstalt Typ T in Bafra. Dort wurde er am Donnerstag entlassen. Seine reguläre Haftdauer war bereits im Juli abgelaufen. Weil ihm der Verwaltungs- und Aufsichtsrat der Anstalt eine „schlechte Führung“ bescheinigte, wurde seine Freilassung um drei Monate verschoben. Dass politische Gefangene ohne Reuebekenntnis in Haft gehalten werden, ist gängige Praxis in der Türkei. Über die Entlassung entscheidet keine juristische Instanz, sondern ein anstaltsinterner Ausschuss nach willkürlichen Kriterien.
İldem kam heute in seiner Heimatregion Mêrdîn an und wurde am Flughafen von einer großen Menschenmenge begrüßt, darunter die YSP-Abgeordnete Beritan Güneş Altın und Mitglieder Gefangenenhilfevereins TUHAY-DER. Bei dem Empfang wurde zu Davul-Zurna-Klängen getanzt.
Ramazan İldem hielt eine kurze Ansprache, in der er zum organisierten Kampf aufrief: „Unsere Erwartung ist, dass wir alle uns jeden Tag noch besser organisieren. Lasst uns eine Einheit herstellen. Lasst uns die uns zufallenden Aufgaben mit großer Liebe erfolgreich erfüllen. Unterdrückung gibt es wie im Gefängnis auch draußen. Wie unser Anführer sind wir alle Isolation ausgesetzt. Deshalb müssen wir alle unseren eigenen Kampf für unsere Gesellschaft führen und uns organisieren. Lasst uns alle unsere Arbeit tun.“
Nach der Begrüßung fuhr İldem zu seiner Mutter nach Qoser.