Qoser: Angriff auf assyrische Familie wegen Konflikt um Landbesitz

Wegen einem Konflikt um Landbesitz ist eine assyrische Familie aus Qoser in ihrem Haus von kurdischen Nachbarn angegriffen worden. Zum Zeitpunkt des Übergriffs waren syrisch-orthodoxe Kirchenvertreter zu Gast, es flogen Steine, Stöcke und scharfe Munition

In Qoser (tr. Kızıltepe) bei Mêrdîn ist eine christliche Familie Opfer eines bewaffneten Angriffs durch ihre kurdischen Nachbarn geworden. Hintergrund ist ein langwieriger Konflikt um Landbesitz, wie Cengiz Yılmaz von der betroffenen Familie gegenüber der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) äußerte. Besonders gravierend: Zum Zeitpunkt des überfallartigen Angriffs befanden sich Vertreter der syrisch-orthodoxen Kirche zu Gast bei der Familie Yılmaz.

Der Vorfall ereignete sich dem Bericht zufolge am Sonntag in dem ursprünglich von assyrischen Suryoye besiedelten Dorf Ibrahimiye (ku. Birahîmiyê, tr. Işıklar). Im Haus von Cengiz Yılmaz logierten zu dem Zeitpunkt der syrisch-orthodoxe Erzbischof von Mêrdîn Saliba Özmen, der Chorepiskopos Gabriel Akyüz und Pfarrer Daniel Savcı vom Kloster Mor Jakob d’Saleh. Die Kirchenvertreter waren zu Gast, weil gestern erstmals nach einem ganzen Jahrhundert ein Gottesdienst in der dorfeigenen Mor-Gewargis-Kirche stattfand.

Plötzlich seien Şeyhmus D. und Personen aus seinem Umfeld vor dem Haus der Familie Yılmaz – die letzte verbliebene assyrische Familie in dem Dorf – aufgetaucht und hätten es mit Steinen und Stöcken beworfen. Zudem seien mehrere Kugeln auf das Gebäude abgefeuert worden. Verletzt wurde wie durch ein Wunder niemand. In der Folge musste die türkische Gendarmerie (Militärpolizei) verständigt werden, um einzugreifen. Neben Şeyhmus D. wurden dabei auch Angehörige des Mannes festgenommen, die genaue Anzahl ist unklar. Als später am Tag der Gottesdienst lief, wurden Anbauflächen der Familie Yılmaz von Personen aus dem Umfeld von Şeyhmus D. angezündet. Die Flammen konnten gelöscht werden, bevor ein größerer Flächenbrand ausgelöst wurde.

„In dem Streit um das Land sind wir mit Şeyhmus D. bereits vor Gericht aufeinandergetroffen. Obwohl die Besitzrechte und Grenzen juristisch klar geregelt worden sind, wird der Konflikt von der Gegenseite immer wieder neu angeheizt“, erklärte Cengiz Yılmaz gegenüber MA. Auch am Sonntag habe es im Vorfeld des Übergriffs eine mündliche Auseinandersetzung um seine Ländereien gegeben. Hinter der Aggression von Şeyhmus D. vermutet der Suryoye hohe Wertzuwächse.Yılmaz' frühere Ackerflächen sind vor einiger Zeit in Bauland umgewandelt worden. Darauf hätten es die Nachbarn abgesehen. „Seit die Umwidmungen der landwirtschaftlichen Flächen in Bauland beschlossen worden sind, wächst der Konflikt mit Şeyhmus D. und seiner Familie. Sie wollen uns aus dem Dorf vertreiben und drohen uns mit dem Tod. Wir lassen uns nicht einschüchtern und werden bleiben“, so Yılmaz. Er hat Strafanzeige gegen die Angreifer erstattet. „Mal sehen, was noch auf uns zukommen wird.“

Mosaik der Kulturen

Die Provinz Mêrdîn (türkischer Name: Mardin) gilt als Mosaik der Religionen und Kulturen. Die Bevölkerung besteht aus arabischen, kurdischen, assyrischen, aramäischen, ezidischen und türkischen Gemeinschaften. In Mêrdîn liegt zudem der Tur Abdin, das Kernland der Suryoye. Der Gebirgszug aus Kalkstein, der auch „Berg der Knechte Gottes“ genannt wird, zieht sich von Mêrdîn über Midyad und die mesopotamische Ebene bis in den Irak und nach Syrien.