Proteste gegen Zwangsverwaltung: „Dersim hat sich niemals unterworfen“

Nach der Einsetzung eines Zwangsverwalters in der nordkurdischen Provinzhauptstadt Dersim und der Kreisstadt Pulur protestiert die Bevölkerung gegen die Amtsenthebung der gewählten Bürgermeister durch das türkische Innenministerium.

Bürgermeister abgesetzt

Die türkische Regierung hat seit der ihrer Wahlniederlage bei den Kommunalwahlen am 31. März 2024 in sieben Gemeinden Zwangsverwalter ernannt. Bei sechs dieser Gemeinden handelt es sich um Städte in Nordkurdistan. Anstelle der gewählten Bürgermeister:innen wurden türkische Zwangsverwalter eingesetzt; Beamte, die auf Befehl des Regimes agieren. Zuletzt geschah das am Freitag in der DEM-regierten Provinzhauptstadt Dersim (tr. Tunceli) und in dem CHP-regierten Landkreis Pulur (Ovacik). Die Proteste gegen die Zwangsverwaltung halten an.


Das Volk von Dersim bleibt standhaft“

Menschen aus der Bevölkerung von Dersim haben sich gegenüber ANF zu den Protesten geäußert. Hebûn Aslan erklärte: „Das Volk von Dersim hat sich nie gebeugt und wird sich dieser Politik der Zwangsverwaltung niemals unterwerfen. Wir werden auf den Straßen bleiben, bis die Entscheidung rückgängig gemacht wird. Wir werden für unseren Willen eintreten. Das Volk von Dersim bleibt standhaft.“ Ismet Yıldırım fügte hinzu: „Man darf den Willen des Volkes nicht rauben. Wir wollen unser Rathaus zurück.“


Freiheit und Demokratie existieren nicht einmal mehr als Konzept“

Zeynep Demir sagte, es sei vorhersehbar gewesen, dass Dersim unter Zwangsverwaltung gestellt wird: „Seit Jahren hat die AKP/MHP-Regierung weder Parlamentssitze noch die Stadtverwaltung in Dersim gewonnen. Das war schon immer eine große Niederlage für die AKP-Regierung. Sie versucht, unseren Willen zu unterdrücken. Die Verfassung wird mit Füßen getreten. Freiheit und Demokratie existieren nicht einmal mehr als ein Konzept in der Türkei. Es ist die Zeit gekommen, dass jeder Mensch in der Türkei auf die Straße gehen muss.“


Dersim hat sich niemals unterworfen“

Nazlı Çeliköz fügte mit Verweis auf den Widerstand von Seyit Rıza (Pîr Sey Rızo) und den Dersim-Genozid von 1938 an: „Als Nachfahren von Seyit Rıza akzeptieren wir die Zwangsverwaltung nicht. Dersim hat sich nie unterworfen. Das wissen alle sehr genau. Man kann in Dersim aufmarschieren, aber man kann hier nicht siegen. Als Söhne und Töchter von Dersim werden wir weiter Widerstand leisten und kämpfen.“


Özgür Karaç sagte: „Zu versuchen, etwas durch die Peitsche der Justiz zu verändern, ist sehr schmerzhaft. Leider spiegelten die Friedensbekundungen der Regierung nicht die Wahrheit wider.“