Polizeiterror in Bazîd

Bei Razzien in der nordkurdischen Provinz Bazîd (Doğubayazıt) sind am Vortag acht Personen festgenommen worden. Unter ihnen befinden sich auch ein 17-Jähriger und eine Mutter eines sechs Monate alten Babys.

Mit dem Näherrücken der Kommunalwahlen am 31. März nimmt in Nordkurdistan und der Türkei die staatliche Repression gegen die demokratische Opposition zu. Nachdem am Mittwoch bekannt wurde, dass in Istanbul, Kocaeli, Meletî und Çewlîg mindestens 30 kurdische Aktivist*innen und in Agirî die HDP-Kandidatin für das Amt der Bürgermeisterin festgenommen wurden, erreichte uns am Abend eine ähnliche Meldung aus der Provinz Bazîd (Doğubayazıt). Dort ging die Polizei im Rahmen mehrerer Razzien äußerst brutal vor und nahm insgesamt acht Personen fest – darunter einen 17-jährigen Jugendlichen und eine Mutter eines sechs Monate alten Babys.

Gegen den Jugendlichen M.S. lag offenbar eine Anordnung zur Festnahme vor. Obwohl sich seine Erziehungsberechtigten in der Wohnung befanden, wurde die Eingangstür von Polizisten aufgebrochen. Da der Jugendliche nicht anwesend war, habe man den Vater gezwungen, seinen Sohn telefonisch nach Hause zu bestellen. Dies geschah offenbar, während ihm eine Waffe an den Kopf gehalten wurde. Bereits vor zwei Tagen hätte die Polizei auf der Suche nach M.S. die elterliche Wohnung aufgesucht – allerdings unter dem Vorwand, dass sich ein vermeintlicher Einbrecher dort aufhalten würde.

Nach Angaben seiner Eltern werden dem Jugendlichen Beiträge in den sozialen Medien vorgeworfen, die er im Jahr 2015 verfasst haben soll. Im Laufe des Tages soll M.S. einem Haftrichter vorgeführt werden. Die sieben weiteren Festgenommenen befinden sich unterdessen noch immer in der Bezirkspolizeidirektion in Gewahrsam.