Polizei nebelt Êlih mit Tränengas ein

Während die Proteste gegen die Zwangsverwaltung in Êlih pausenlos weitergehen, nebelt die türkische Polizei ganze Straßenzüge mit Tränengas ein. Es liegen weitere Berichte über Folter an Protestierenden vor.

Journalistin im Krankenhaus

Während die Proteste in der Türkei gegen die Ernennung von Zwangsverwaltern in den kurdischen Städten Êlih (tr. Batman), Mêrdîn (Mardin) und Xelfetî (Halfeti) weitergehen, dauert auch die Polizeigewalt weiter an. Besonders in Êlih geht die Repression unvermindert weiter. Um die Proteste auf den Straßen niederzuschlagen, setzt die Polizei vermehrt Tränengasgranaten ein. Die Gaskartuschen werden auch in Gegenden verschossen, in denen nicht protestiert wird. Das zentrale Bağlar-Viertel erstickte förmlich, als es am Samstagabend mit dem Reizstoff eingenebelt wurde. Ein fünfjähriges Kind erlitt durch geöffnete Wohnungsfenster heftige Reizungen, doch Proteste der Eltern wurden ignoriert.

Auch eine Journalistin bekam Tränengas ab. Heval Önkol dokumentierte für die Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) in Bağlar, wie Polizisten aus Streifenwagen und Wasserwerfern heraus Tränengasgranaten abfeuerten. Sie klagte über gereizte Atemwege und Übelkeit und wurde von Kolleg:innen in ein Krankenhaus gebracht. Mittlerweile konnte sie die Klinik wieder verlassen.

Systematische Übergriffe durch Sicherheitskräfte

Nicht nur durch massiven Tränengaseinsatz soll der Protest gegen die Zwangsverwaltung in Êlih gebrochen werden. Seit Tagen gibt es Berichte über Gewalt und Misshandlung in Polizeigewahrsam. Mehrere vorübergehend festgenommene Demonstrierende berichteten nach ihrer Entlassung von Folter; die DEM-Partei und mehrere Anwält:innen bestätigten die Vorwürfe. Die Opfer von massiver Polizeigewalt seien vor allem Jugendliche und Heranwachsende. Derzeit werden rund 30 Personen teilweise seit Tagen auf dem Präsidium in Êlih festgehalten. Unter ihnen sind mehrere Minderjährige, die schwer misshandelt worden sein sollen. Die DEM-Abgeordnete Zeynep Oduncu wollte die Gruppe am Samstagabend in der Wache aufzusuchen, doch die Behörde blockierte Kontakt der Politikerin zu den Jugendlichen. Wie MA weiter berichtete, soll es in Êlih auch eine Anweisung an Krankenhäuser gegeben haben, von Gewalt Betroffenen keine Atteste auszustellen. Es wird davon ausgegangen, dass die Maßnahme vom Gouverneur verfügt wurde.