Pirsûs: Läden schließen in Gedenken an den Mord an Familie Şenyaşar

Vier Jahre nach der Ermordung von drei Mitgliedern der Familie Şenyaşar durch Bodyguards und Angehörige des AKP-Abgeordneten Ibrahim Halil Yıldız schließen die Geschäfte in Pirsûs aus Protest am Jahrestag des Verbrechens ihre Rollläden.

Am 14. Juni 2018 wurden mehrere Angehörige der Familie Şenyaşar in Pirsûs (tr. Suruç) ermordet. Der AKP-Abgeordnete Ibrahim Halil Yıldız hatte im Rahmen des Wahlkampfes den Laden der Familie aufgesucht. Dabei eröffneten Personenschützer von Yıldız das Feuer und verletzten Celal, Adil, Mehmet, Fadıl und Ferit Şenyaşar. Angehörige des AKP-Politikers stürmten anschließend das Krankenhaus und ermordeten Celal und Adil sowie ihren Vater Hacı Esvet Şenyaşar.

Zum ersten Mal fand nun vier Jahre nach dem Mord eine Gedenkveranstaltung statt. Die Menschen versammelten sich vor dem Laden der Familie Şenyaşar. Emine Şenyaşar, die Mutter und Ehefrau der Ermordeten, legte drei rote Nelken nieder. Anschließend fuhr sie nach Riha (tr. Urfa), um dort, wie schon die letzten 463 Tage, Gerechtigkeit für die ihre ermordeten Familienmitglieder vor dem Gericht zu fordern. Zur Unterstützung des Protests von Emine Şenyaşar schlossen die Läden in Pirsûs.

Ferit Şenyaşar, der den Angriff verletzt überlebt hatte, erklärte auf der Kundgebung: „In dem Laden, den wir seit 30 Jahren betreiben, wurden am 14. Juni 2018 drei Menschen ermordet. Wir wurden an unserem Arbeitsplatz angegriffen und erlebten ein Massaker im staatlichen Krankenhaus von Pirsûs. Vier Jahre sind seit dem Vorfall vergangen und das Verbrechen ist immer noch nicht aufgeklärt. Wir sind Opfer dieses Verfahrens. Unser Schmerz ist so frisch wie am ersten Tag. Alle Menschen in Pirsûs wissen genau, was geschehen ist. Obwohl vier Jahre vergangen sind, zeigen die Menschen in Pirsûs, dass sie diesen Vorfall nicht vergessen haben. Heute findet ein Gedenken auf dem Friedhof statt und die Ladenbesitzer schließen ihre Rollläden, um ihren demokratischen Protest zum Ausdruck zu bringen. Sie sagen, das, was uns geschehen ist, werde dem ganzen Volk angetan.“

Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung wird die von Emine und Ferit Şenyaşar am 9. März 2021 begonnene Mahnwache für Gerechtigkeit vor dem Gerichtsgebäude in Riha unter Beteiligung von Vertreter:innen zivilgesellschaftlicher Organisationen, politischer Parteien und Menschenrechtsorganisationen stattfinden.