Namen von Metîna-Gefallenen veröffentlicht

Die Guerillakämpfer:innen Newal Mêrdîn, Jiyan Rêdûr und Dijwar Keleş sind am 30. Juni in Serê Metîna bei einem Angriff der türkischen Armee ums Leben gekommen. Die HPG haben einen Nachruf veröffentlicht.

Kurdische Freiheitskämpfer:innen

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat die Namen von drei gefallenen Guerillakämpfer:innen veröffentlicht. Newal Mêrdîn, Jiyan Rêdûr und Dijwar Keleş sind am 30. Juni in Serê Metîna bei einem Angriff der türkischen Armee ums Leben gekommen. Von dem tödlichen Angriff hatten die HPG bereits berichtet, die Identität der Gefallenen wurde heute bekannt gegeben. Die HPG sprachen den Angehörigen und dem Volk Kurdistans ihr Beileid aus und machten folgende Angaben zum Leben und Kampf der gefallenen Kämpfer:innen:
 

Codename: Newal Mêrdîn
Vor- und Nachname: Nûdem Kurt
Geburtsort: Izmir
Namen von Mutter und Vater: Feyruze – Şakir
Todestag und -ort: 30. Juni 2024 / Metîna

 

Codename: Dijwar Keleş
Vor- und Nachname: Serdar Düşerge
Geburtsort: Amed
Namen von Mutter und Vater: Bahriye – Fahri
Todestag und -ort: 30. Juni 2024 / Metîna

 

Codename: Jiyan Rêdûr
Vor- und Nachname: Darşîn Musa
Geburtsort: Damaskus
Namen von Mutter und Vater: Fatma – Mihemed Elî
Todestag und -ort: 30. Juni 2024 / Metîna

 

Newal Mêrdîn


Newal Mêrdîn ist in Izmir geboren. Ihre Familie musste ihre Heimat Mêrdîn aufgrund der staatlichen Unterdrückung in den 1990er Jahren verlassen und in die Westtürkei ziehen. Newal wuchs dennoch im Bewusstsein ihrer kurdischen Identität auf. Sie verfolgte den kurdischen Befreiungskampf mit großem Interesse, nahe Verwandte von ihr kämpften in der Guerilla. Als junge Frau beteiligte sie sich an Aktivitäten der revolutionären Jugendbewegung. Nachdem ein enger Verwandter 2014 in Amed vom türkischen Staat getötet wurde, schwor sie Rache und ging in Nordkurdistan in die Berge. Die Eingewöhnung fiel ihr anfangs schwer, weil sie nie in Kurdistan gelebt hatte. Ihre Anfangsschwierigkeiten konnte sie jedoch schnell überwinden, weil sie einen festen Willen hatte und von ihren Mitkämpfer:innen unterstützt wurde. Für eine akademische Ausbildung kam sie in die Medya-Verteidigungsgebiete. Sie entwickelte sich in militärischer und ideologischer Hinsicht weiter. Insbesondere der Unterricht zum Thema Frauengeschichte offenbarte ihr ihre eigene Realität und führte zu einer anhaltenden Veränderung. Aufgrund ihrer disziplinierten und sorgfältigen Arbeitsweise wurden ihr nach Abschluss der Ausbildung für die Guerilla sehr wichtige Aufgaben übertragen. Als Kämpferin der YJA Star sah sie sich verantwortlich für die Sicherheit ihres Volkes und aller Frauen. Nach einer weiteren Fortbildung, in der sie ihre bisherige Praxis hinterfragen und aufarbeiten konnte, ging sie nach Metîna, wo sie bis zuletzt opferbereit und mutig für ihre Ideale kämpfte.

Dijwar Keleş


Dijwar Keleş ist in Amed geboren und in einem PKK-nahen Umfeld aufgewachsen. Er erlebte bereits als Kind die Unterdrückung durch den türkischen Staat und ging eine Zeitlang zur Schule, die er als ihm fremdes System empfand. Danach arbeitete er auf dem Bau und übernahm verschiedene Jobs, um zum Lebensunterhalt seiner Familie beizutragen. In dieser Zeit wurde ihm der Wert von Arbeit und die gesellschaftliche Ungleichheit bewusst. Als Kurde wurde er überall diskriminiert und wie ein Mensch zweiter Klasse behandelt. Er verfolgte den kurdischen Freiheitskampf und freute sich über erfolgreiche Guerillaaktionen. 2013 wurde er in der Jugendbewegung aktiv. Als der türkische Staat 2015 den Prozess für eine politische Lösung der kurdischen Frage einseitig beendete und zu einem Vernichtungsangriff überging, entschied sich Dijwar zum bewaffneten Widerstand. Seine Entscheidung wurde durch den Tod seines Cousins Şehmus Düşerge im Widerstand für Selbstverwaltung in Bismil bestärkt. Er ging in die Berge und schloss sich der Guerilla an. Die Guerilla war für ihn eine Kraft zur Verteidigung seines Volkes und zugleich eine Lebensweise freier Menschen. Durch seine Ausbildung gewann er militärische und ideologische Kompetenz und zog anschließend in den Kampf gegen den IS. Dabei wurde er dreimal schwer verwundet. Er kämpfte zusammen mit der Bevölkerung in verschiedenen Gebieten und zeichnete sich durch seinen Mut und seine innige Verbindung mit seinen Mitkämpfer:innen aus. Danach ging er in die Medya-Verteidigungsgebiete und bildete sich an einer Militärakademie weiter. Er beteiligte sich am Widerstand gegen die türkischen Besatzungsangriffe in der westlichen Zap-Region und zuletzt in Metîna, wo er sich dem Feind mutig entgegenstellte und nach einer erfolgreichen Aktion zusammen mit Newal und Jiyan ums Leben kam.

Jiyan Rêdûr


Jiyan Rêdûr ist in Damaskus geboren. Ihre Eltern stammten aus Kobanê und gehörten dem kurdischen Stamm der Berazî an. Jiyan hörte bereits in ihrer Kindheit vom Kampf der PKK für die Freiheit ihres Volkes und bewunderte die Guerilla. In ihrer Jugend hinterfragte sie ihr Leben und suchte nach Alternativen zur klassischen Frauenrolle in der Gesellschaft, die sie als Versklavung empfand. In der Zeit, als die Samen für die Revolution in Rojava gelegt wurden, bemerkte sie die führende Rolle von Frauen und beschäftigte sich mit Analysen von Abdullah Öcalan zur Frauenbefreiung. Diese Ideen erschienen ihr wie ein Ausweg aus einem finsteren Labyrinth, in dem sie sich gefangen fühlte. Nachdem ihre nahe Verwandte Dicle Kobanê 2014 und ihr Bruder Rêdûr (Delîl Musa) 2015 im Befreiungskampf ums Leben kamen, traf sie eine Entscheidung und ging 2016 in die Berge, um sich der Guerilla anzuschließen. Die Berge Kurdistans waren ein Ort der Selbstfindung für sie. Nach einer Grundausbildung war sie in vielen verschiedenen Regionen in den Medya-Verteidigungsgebieten und reifte zu einer kompetenten Kämpferin heran. Sie absolvierte eine militärische Fachausbildung und nahm zur Vorbereitung auf den Kampfeinsatz an einem ideologischen Lehrgang teil, um sich in jeder Hinsicht zu rüsten. Danach kämpfte sie in Metîna, wo sie am 30. Juni bei einem feindlichen Angriff ums Leben kam.