Namen von fünf Gefallenen veröffentlicht

Cemal Meşkan, Laleş Avesta, Azad Başûrî, Xebat Şemzînan und Dilşêr Efrîn sind im vergangenen Jahr in den Medya-Verteidigungsgebieten gefallen. Die HPG haben ihre Identitäten veröffentlicht und beschreiben ihren Kampf für ein freies und würdevolles Leben.

Die Guerillakämpfer:innen Cemal Meşkan, Laleş Avesta, Azad Başûrî, Xebat Şemzînan und Dilşêr Efrîn sind im vergangenen Jahr in den Medya-Verteidigungsgebieten gefallen. Das teilt das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) mit:

„Das Jahr 2022 stellt mit seinen großen Heldentaten und dem legendären Widerstand einen wichtigen Zeitraum für unseren Befreiungskampf dar. Gegen die umfassenden Angriffe, für die der auf einen Völkermord abzielende türkische Staat alle Mittel mobilisierte und mit denen die vollständige Eliminierung bezweckt wurde, hat die Freiheitsguerilla Kurdistans mit einem in der Geschichte selten vorgekommenen Widerstand reagiert und die Vernichtungspläne des Feindes scheitern lassen. Die Guerilla Kurdistans hat mit ihrem opferbereiten Widerstand ein weiteres Mal bewiesen, dass sie die Garantie für eine freie Zukunft und ein würdevolles Leben unseres Volkes ist. Sie ist vor keinem Opfer zurückgeschreckt und hat sich dem Feind im Nahkampf entgegengestellt. Von Xakurke nach Avaşîn, vom Zap bis nach Metîna und Heftanîn haben unsere Weggefährt:innen jeden Meter Boden in den Medya-Verteidigungsgebieten in einen Widerstandsort verwandelt und dem Feind harte Schläge versetzt.“

Cemal Meşkan war einer der Kommandanten der Zap-Region und ist in einem Gefecht in Çemço gefallen. Laleş Avesta, Xebat Şemzînan und Dilşêr Efrîn sind bei Angriffen mit chemischen Waffen und unkonventionellen Bomben in Kokelê im Zap ums Leben gekommen. Azad Başûrî ist im Widerstand gegen die türkischen Angriffe in Xakurke gefallen. „Unsere mutigen Weggefährt:innen waren Repräsentant:innen der apoistischen Opferbereitschaft. Wir sprechen ihren wertvollen Familien und dem patriotischen Volk Kurdistans unser Mitgefühl aus“, so die HPG.

Zur Identität der Gefallenen machen die HPG folgende Angaben:

                                 

Codename: Cemal Meşkan
Vor- und Nachname: Mazlum Alp
Geburtsort: Colemêrg
Namen von Mutter und Vater: Kejê – Erdal
Todestag und -ort: 15. November 2022 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Codename: Laleş Avesta
Vor- und Nachname: Caklin Ali
Geburtsort: Tirbespiyê
Namen von Mutter und Vater: Hayriye – Ali
Todestag und -ort: 11. Juli 2022 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Codename: Azad Başûrî
Vor- und Nachname: Azad Mîne
Geburtsort: Ranya
Namen von Mutter und Vater: Xanim – Mîne
Todestag und -ort: 30. Oktober 2022 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Codename: Xebat Şemzînan
Vor- und Nachname: Mesut Tekin
Geburtsort: Colemêrg
Namen von Mutter und Vater: Necibe – Aziz
Todestag und -ort: 11. Juli 2022 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Codename: Dilşêr Efrîn
Vor- und Nachname: Nuri Delo
Geburtsort: Efrîn
Namen von Mutter und Vater: Gulîstan – Muhammed Hasan
Todestag und -ort: 11. Juli 2022 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Cemal Meşkan

Cemal Meşkan ist im Dorf Bayê an den Ausläufern von Çarçella in Şemzînan auf die Welt gekommen und in einer dem kurdischen Befreiungskampf verbundenen Familie aufgewachsen. Er ging zwölf Jahre zur Schule und war ein erfolgreicher Athlet. Es gab viele Lebensalternativen innerhalb des bestehenden Systems für ihn, aber er lehnte sie ab. Stattdessen übernahm er den Namen seines gefallenen Onkels Cemal Alp und beteiligte sich in führender Position an den Aktivitäten der Jugendbewegung. Bei den Protesten gegen die Unterstützung des türkischen Staates für den IS zurzeit des Kampfes um Kobanê im Jahr 2014 wurde er festgenommen und schwer gefoltert. Als im Juli 2015 unter staatlicher Aufsicht der IS-Anschlag in Pirsûs (tr. Suruç) stattfand und 33 überwiegend junge Menschen getötet wurden, die auf Aufruf des sozialistischen Jugendverbands SGDF nach Kobanê fahren wollten, entschied sich Cemal Meşkan zum bewaffneten Kampf und ging in seiner Heimatregion ins Zagros-Gebirge. Das Leben in den Bergen war für ihn keine große Umstellung und er nahm früh eine führende Position ein. In der Praxis bewies er sich als einsatzfreudige und opferbereite Persönlichkeit. Er begriff jedoch schnell, dass der praktische Einsatz für einen Revolutionär nicht ausreicht. Daher beschäftigte er sich intensiv mit der Ideologie von Abdullah Öcalan und seiner eigenen Persönlichkeit. Zusätzlich machte er eine militärische Spezialausbildung und wurde zum Experten für Sabotagetaktiken. 2018 wurde er bei einem türkischen Angriff verwundet. Nach seiner Genesung setzte er seinen Kampf fort. 2020 absolvierte er eine militärische und ideologische Fortbildung an einer Guerillaakademie, aus der er als Kommandant hervorging. Er übernahm die Kommandantur eines Gebiets im Zagros-Gebirge und nahm selbst an Aktionen teil. Gleichzeitig setzte er seine taktischen Fähigkeiten ein, um die Kämpfe zu koordinieren. Die HPG bezeichnen ihn als einen führenden Kommandanten, der dem Feind empfindliche Verluste beigefügt hat. Am 15. November 2022 stellte er sich mit großem Mut den türkischen Besatzungstruppen im Gebiet Geliyê Balinda entgegen und fiel im Kampf.

Laleş Avesta


Laleş Avesta kam als Tochter ezidischer Eltern in Tirbespiyê auf die Welt. Ihre Familie war mit der kurdischen Befreiungsbewegung vertraut und beteiligte sich daran. So kannte Laleş Avesta die PKK bereits als Kind. Im Zuge der Revolution von Rojava schloss sie sich dem Kampf an. Sie nahm an der Jugendarbeit teil und setzte sich für die Verbreitung der Revolution in der kurdischen Gesellschaft und in den anderen Bevölkerungsgruppen ein. An der Lebensphilosophie von Abdullah Öcalan faszinierte sie insbesondere die Frauenbefreiungsideologie. Als die islamistischen Angriffe auf die Bevölkerung von Rojava zunahmen, kamen mehrere ihrer Kindheitsfreund:innen ums Leben. Das gab für sie den Ausschlag, sich 2017 der Guerilla anzuschließen. In ihrer Grundausbildung machte sie eine immense Persönlichkeitsentwicklung durch, was sie selbst als eine Form der Neugeburt empfand. Sie begann, sich von den vom patriarchalen System vermittelten Eigenschaften zu lösen, und lehnte den Frauen zugemessenen Status der Versklavung vehement ab. Da zurzeit ihrer Ankunft in den Bergen massive Angriffe auf das kurdische Volk und die Bewegung stattfanden, konzentrierte sie sich auf ihre militärische Ausbildung und entwickelte sich schnell zu einer kompetenten Kämpferin der YJA Star. Ihr erstes Praxisgebiet war die Zap-Region. Dort kämpfte sie drei Jahre und übernahm die Aufgabe einer Teamkommandantin. 2020 kam sie nach Avaşîn, wo sie sich ab 2021 am Widerstand gegen die türkische Invasion beteiligte. Danach kämpfte sie wieder im Zap. Beim türkischen Besatzungsangriff im vergangenen Jahr leistete sie kompromisslosen Widerstand in der Tunnelanlage in Kokelê. Da die türkischen Invasionstruppen diesen Widerstand nicht brechen konnten, setzten sie Chemiewaffen und unkonventionelle Bomben ein. Laleş Avesta und ihre Mitkämpfer:innen lehnten eine Kapitulation ab und kamen durch die Kriegsverbrechen der Türkei ums Leben.

Azad Başûrî


Azad Başûrî ist in Ranya in Südkurdistan geboren. Seine Familie war patriotisch und sein Vater Peschmerga. Er wuchs am Fuße der Berge mit der gesellschaftlichen Kultur und der Verbundenheit zu seinem Land und Volk auf. Für sein Land und sein Volk fühlte er sich verantwortlich. Er hasste die auf kurzfristigen Eigeninteressen basierende Einstellung, die Vierteilung Kurdistans hinzunehmen, den Kampf zu spalten und anstelle der Einheit und des Zusammenhalts unter den Kurdinnen und Kurden auf Kollaboration mit dem Feind zu setzen. Für ihn war diese Kollaboration Verrat am Befreiungskampf des kurdischen Volkes. Die Präsenz des türkischen Staates in Südkurdistan erfüllte ihn mit Wut und er suchte nach Mitteln und Wegen, um der Besatzung etwas entgegenzusetzen. Auf dieser Suche kam er ins Qendîl-Gebirge und lernte die Guerilla kennen. Das Leben der Guerilla und die genossenschaftlichen Beziehungen der Kämpferinnen und Kämpfer untereinander faszinierten ihn, die von Abdullah Öcalan und der PKK erschaffene Realität und die Gefallenen des Befreiungskampfes hinterließen einen großen Eindruck. So schloss er sich 2014 der PKK an und wurde Guerillakämpfer. In den Bergen las er viel und setzte sich mit der apoistischen Ideologie auseinander. Vor allem die Frauenbefreiungsideologie war neu für ihn und er beschäftigte sich viel damit. Gleichzeitig zeigte er großes Interesse auf militärischem Gebiet. Nach einer Spezialausbildung ging er in die Praxis und hielt sich zunächst in Qendîl und anschließend in Xakurke auf. Von dort aus ging er nach Nordkurdistan (Bakur), wo er Kampferfahrung gewann und sich zu einem Kommandanten entwickelte. Danach kam er zurück nach Xakurke. Er kam am 30. Oktober 2022 bei einem feindlichen Angriff im Gebiet Şehîd Şerîf ums Leben. Die HPG beschreiben Azad Başûrî als mutigen und opferbereiten Menschen mit taktischer Intelligenz und einem ausgeprägten moralischen Bewusstsein.

Xebat Şemzînan


Xebat Şemzînan ist in Şemzînan geboren und in einer den kurdischen Werten verbundenen Familie aufgewachsen. Da sein Dorf im Guerillagebiet lag, lernte er bereits als kleines Kind Kämpferinnen und Kämpfer kennen. Aus seinem persönlichen Umfeld schlossen sich viele Menschen dem Befreiungskampf an. Als Jugendlicher hatte er enge Beziehungen zur Guerilla und nahm an vielen Arbeiten teil, unter anderem als Milizionär. Er beteiligte sich an der Organisierung lokaler Einheiten, was eine neue Etappe im Freiheitskampf darstellte. Weil ihm dieses Engagement nicht ausreichte, ging er 2014 in die ihm bereits gut bekannten Berge und kam zur Grundausbildung nach Xakurke. In der Ausbildung konnte er seine Erfahrungen an seine Mitkämpfer:innen vermitteln und gleich zu Beginn seines Guerillalebens eine führende Rolle einnehmen. Bis 2018 kämpfte er in Xakurke. In dieser Zeit erwarb er fundierte Kenntnisse in den Guerillataktiken der Neuzeit und übernahm Aufgaben auf Kommandoebene. Danach kam er in die Zap-Region und hatte dort die Gelegenheit, sich ideologisch und militärisch weiterzuentwickeln. Er beteiligte sich an Aufgaben, die Verantwortlichkeit und großes Vertrauen in ihn voraussetzten, und wurde in seinem Umfeld als opferbereit, fleißig und aufrichtig wahrgenommen. Ab 2021 nahm er am Widerstand gegen die türkische Invasion in Avaşîn und Zap teil. Als Kommandant einer Einheit im Tunnel- und Geländekrieg organisierte er mit großer Kreativität Aktionen und war daran von der Planung bis zur Durchführung beteiligt. Die HPG beschreiben Xebat Şemzînan als vorbildlichen Kommandanten der neuzeitlichen Guerilla. Er leistete bis zum letzten Moment seines Lebens Widerstand und fiel aufgrund der Kriegsverbrechen der türkischen Armee.

Dilşêr Efrîn


Dilşêr Efrîn ist in Efrîn zur Welt gekommen und in der von der kurdischen Befreiungsbewegung erschaffenen Widerstandskultur aufgewachsen. Als Kind wurden ihm Geschichten über den Guerillakampf erzählt und er verfolgte die Entwicklung der Bewegung mit großem Interesse. Aufgrund der unmenschlichen Angriffe islamistischer Gruppen auf Rojava schloss er sich sehr früh dem bewaffneten Kampf an und nahm an der Revolution teil. Nach der Besatzung von Efrîn durch die Türkei im Jahr 2018 ging er zur Guerilla in die Berge. Dort fiel er sowohl durch seine jugendliche Dynamik als auch durch seine unermessliche Wut auf die Besatzer auf. Der genossenschaftliche Umgang bei der Guerilla machte großen Eindruck auf ihn und er baute feste Verbindungen zu seinen Mitkämpfer:innen auf. Er interessierte sich für den militärischen Bereich und lernte schnell, so dass er innerhalb kurzer Zeit professionelle Kenntnisse in verschiedenen Guerillataktiken erwarb. Nach einer Zeit der Praxis in Gare kam er in den Zap, wo er sich an vorderster Front am Widerstand gegen die türkische Invasion beteiligte. Dabei ließ er ebenso wie seine militärischen Fähigkeiten auch seine Wut in den Kampf einfließen und versetzte den Invasoren massive Schläge. Er kam durch den Einsatz von Chemiewaffen und unkonventionellen Bomben in Kokelê ums Leben.